Akysis vespa – die Unterwasserwespe aus Myanmar

Vorwort:

Es ist Dezember 2017. Beim durchstöbern der aktuellen Stockliste von Aquarium Lutter, bin ich sofort auf die Wespenwelse gestoßen.

Da sind sie – die Welse, nach denen ich schon so lange gesucht habe.

Allerdings wurden die Akysis vespa nicht unter der Rubrik Welse geführt, sondern unter Raritäten. Was sie auch wirklich sind.

Ich bin dann gleich am nächsten Tag zu Aquarium Lutter gefahren und habe mir diese hübschen Welse mit nach Hause genommen.

Zuchtambitionen hatte ich allerdings keine, da die Welse in ein Gemeinschaftsbecken einziehen sollten.



Der zweite Tag im Aquarium.


Vorkommen: Im Vorfeld habe ich bereits viel über diese kleinen Flusswelse gelesen.

Somit wusste ich, dass sie es von der Wassertemperatur her nicht so warm mögen und auch nicht auf Dauer vertragen.

Sie stammen aus dem Quellgebiet des Salween-Flusses an der Grenze zwischen Myanmar und Thailand. In Myanmar bewohnen sie den Megathat Chaung und in Thailand den Hanthayaw in der Tak-Provinz. Es gibt bereits einige Quellen, die auch das Vorkommen in Indien angeben.

Spezis dieser Gattung sind nahezu ausschließliche Bewohner von schnell fließenden Bächen und Flüssen mit Substraten, die im Allgemeinen aus einer beliebigen Kombination von Sand, Kies und Gesteinen bestehen.

Das Wasser ist normalerweise transparent bis leicht trüb. Wasserpflanzen sind dagegen kaum vorhanden.

Lediglich Äste oder Wurzeln ragen vom Ufer her ins Wasser.

Aussehen: Aber wie sehen Akysis vespa nun aus? Die Welse haben vier Paar Barteln und kleine dorsolateral positionierte Augen.
Die meisten Individuen haben deutliche, nicht unterbrochene vertikale Streifen von Gelb und Braun.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass einige einen dünnen, unregelmäßigen horizontalen Streifen aufweisen, der unterbrochen oder vollständig sein kann und die gelben und braunen Streifen in der Regel entlang der Seitenlinie überbrückt.

Die Kopffärbung variiert von Exemplar zu Exemplar, ist jedoch im Allgemeinen gelb bis ockerfarben mit kleinen Flecken.

Die Bauchoberfläche ist cremig bis hellgelb gefärbt.



Als ich die Akysis vespa gekauft habe, hatten sie eine unscheinbare Größe von 2,5 cm.

Ich stellte mir oft die Frage, ob ich sie im 1-Meterbecken überhaupt zu Gesicht bekomme.

Nach wenigen Tagen Eingewöhnungszeit sah ich sie dann, sprichwörtlich – wie von der Tarantel gestochen, durch das ganze Becken huschen.

Oft bleiben sie auch mehrere Stunden an einer Stelle liegen und lauern, dass es Futter gibt. Dann huschen sie wieder mausartig durch das ganze Becken.

In ihren ursprünglichen Bächen und Flüssen leben sie mit Fischarten wie Sternchenschmerlen (Botia kubotai), Rotflossen-Tigerschmerle (Syncrossus Berdmorei), Pangio fusca, Crossocheilus burmanicus, Beulenkopf-Glasbarsch (Parambassis pulcinella), Rotflossenbarbe (Systomus orphoides), Smaragd-Zwergrasbora (Microdevario kubotai), Glühaugen-Kugelfisch (Tetraodon cutcutia), Hampala salweenensis, und weiteren Welsen wie Glyptothorax dorsalis, Batasio dayi und Amblyceps caecutiens zusammen.



Bei mir schwimmen sie nun zusammen mit Flossensaugern (Sewellia sp. spotted), Sumatra-Dornaugen (Pangio kuhlii sumatranus), Panda-Saugbarben

(Garra flavatra), Indischen Streifenwelsen (Mystus carcio) und Perlhuhnbärblingen (Danio margaritatus) im 180 Liter-Aquarium.



Aquarium-Haltung: Die Haltung im Aquarium ist relativ unproblematisch, wenn man einige Dinge beachtet.

Da sie anderen Fischen und auch ihren Artgenossen gegenüber friedlich sind, sollten sie auch nicht mit räuberisch lebenden oder aggressiven Beifischen vergesellschaftet werden. Akysis vespa ist ideal für ein asiatisches Gebirgsbiotop mit Bärblingen und Schmerlen.

Für die dauerhafte Haltung von Akysis vespa sollte ein Aquarium ab 60 cm Kantenlänge verwendet werden. Alleine schon aus dem wichtigen Grund,

da die Wasserwerte in einem größeren Becken leichter stabil zu halten sind. Das ist Voraussetzung für die in kleinen Gruppen zuhaltenden Welse,

die kaum größer als 4 cm werden. Einige andere Arten der Gattung Akysis erreichen eine Körperlänge von maximal 7 cm.

Die Beckeneinrichtung sollte als Bodengrund kleinkörnigen Kies, oder besser feinen Sand haben, da sich die Welse gerne eingraben, dass nur der Kopf noch rausschaut. Noch ein paar größere Flusssteine hinzu – Fertig. Die Akysis ziehen sich gerne in Spalten zwischen Steinen und Wurzeln zurück.

Obwohl in ihrem natürlichen Lebensraum kaum Wasserpflanzen vorkommen, nehmen sie diese im Aquarium als Unterschlupf und Versteck dankend an, genauso wie etwas Strömung und sei es nur die Wasserbewegung durch den Filter. Bepflanzt ist mein Becken mit verschiedenen Cryptocorynen, Tigerlotus, Javamoos, Javafarn, Mooskukeln, Froschbiss und Mopani Wurzeln. Laubstreu kann auch gerne verwendet werden.

Da Akysis vespa in Bächen und Flüssen lebt, benötigen sie makelloses Wasser mit einem hohen Anteil an gelöstem Sauerstoff.

Wöchentlich mache ich einen Wasserwechsel von ca. 10-25 % des Beckenvolums. Über eine Pumpe gelangt zudem Sauerstoff ins Aquarium.

Das Wasser muss nicht superweich oder hart sein, die Tiere sind mit meinem Leitungswasser (Ph 7,8 und GH 8,0°dH) zufrieden.

Die Temperatur sollte unbedingt im kühleren Bereich liegen.

Meistens reicht die Raumtemperatur schon aus, obwohl sie nach Aussage von Herrn Dr. Heok Hee Ng sogar Temperaturen von bis zu 30°C kurzzeitig vertragen können. Die Temperatur sollte idealerweise zwischen 20 und 24° C und der pH-Wert zwischen 6,0 und 7,5 liegen.

Meine Akysis vespa, die ich nun seit gut 1,5 Jahren pflege, sind mit ca. 4 cm Körperlänge bereits ausgewachsen.

Was das Futter anbelangt, sind sie nicht sehr wählerisch. In ihrem natürlichen Lebensraum ernähren sie sich von Kleinstkrebsen, kleinen Würmern, Insektenlarven und Zooplankton. Im Aquarium können sie mit lebenden oder gefrorenen Daphnien, Roten und Weißen Mückenlarven, Cyclops und Artemia ernährt werden. Meine Akysis vespa nehmen auch bereitwillig Trockenfutter an, vorausgesetzt, die Partikel sind klein genug.

Da füttere ich VITAKRAFT Premium VITA Flake-Mix, welches vor dem Füttern zerrieben wird. Frost- und Lebendfutter gibt es im Wechsel 2-3 Mal in der Woche. Es kam aber schon einmal vor, wo ich 3 Wochen nur Trockenfutter geben konnte. Abgemagert waren sie zu der Zeit nicht.

Die Akysis haben sich genau gemerkt, wo ich immer das Lebendfutter und das Frostfutter gebe. In den beiden Ecken vorne im Aquarium.

Da sieht man sie oft, wenn sie denn nicht gerade durchs Becken huschen, liegen.

Wenn es Futter gibt, wuseln sie sofort umher, mitunter geht es dann sogar bis zur Wasseroberfläche hoch.

Rein nachtaktiv sind die Wespenwelse nicht. In den ersten Wochen waren sie noch etwas scheu, was sich mit der Zeit legte.

Mit den anderen Wasserbewohnern verstehen sie sich gut, es gibt keine Streitereien, da es für alle genügend Versteckmöglichkeiten und somit Rückzugsmöglichkeiten gibt. Auch bei den Akysis ist es so, dass sie ihre Farbe der Umgebung anpassen.

Beim Hantieren im Aquarium sollte man die Welse immer im Auge behalten, da sie spitze Brust- und Rückenstacheln haben.

Es gibt von Akysis vespa auch besonders rote Tiere, die sich der Großhandel dementsprechend gut bezahlen lässt. Preise bis weit über 20 Euro je Tier sind da üblich. Ob es sich bei den roten Tieren um eine Farbvariante von Akysis vespa, eine Standortvariante, oder sogar um eine neue Art handelt, ist noch ungewiss.

Zwei weitere Akysis-Arten mit dem gelben und braunen Streifenmuster werden regelmäßig aus dem Aquarienhandel aus Myanmar importiert.

Es handelt sich um die Arten Akysis longifilis (ca. 5 cm) und Akysis prashadi (ca. 6 cm). Akysis longifilis hat längere Nasenstacheln, während Akysis prashadi einen braunen Bauch hat.




Zucht: Über die Zucht im Aquarium ist bisher wenig bekannt und bei mir im Gesellschaftsbecken nicht geglückt.

Die Geschlechter unterscheidet man am besten nach der Körperform, Weibchen sind plumper gebaut als die Männchen.

Bei laichreifen Weibchen sieht man die ca. 1,5 mm großen, grünlichen Eier durch die Bauchhaut schimmern. Dr. Heok Hee Ng beschrieb, das Akysis vespa die erste Akysis-Art war, die im Aquarium gezüchtet wurde.

Ein kurzer Zuchtbericht mit Bildern wurde von Dr. Heok Hee Ng und Maurice Kottelat veröffentlicht, in dem ein erfolgreiches Laichereignis bei dieser Art, anscheinend durch einen signifikanten Temperaturabfall von etwa 7° C und einem großen Wasserwechsel ausgelöst wurde.

Bei der Verfolgung eines trächtigen Weibchens wurden mehrere Männchen beobachtet, wobei das erfolgreiche Männchen seinen Körper um den des Weibchens wickelt, an dem Eier und Sperma freigesetzt wurden. Die Larven schlüpften etwa 4 Tage nach dem Laichen, wobei der Dottersack nach 10 Tagen vollständig resorbiert war. Die Erwachsenenmusterung war bereits nach 23 Tagen vollständig entwickelt.



Es gibt derzeit 24 anerkannte Arten in dieser Gattungen.

- Akysis bilustris (Ng, 2011)

- Akysis brachybarbatus (Chen, 1981)

- Akysis clavulus (Ng & Freyhof, 2003)

- Akysis clinatus (Ng & Rainboth, 2005)

- Akysis Ephippifer (Ng & Kottelat, 1998)

- Akysis fontanus (Ng, 2009)

- Akysis fuliginatus (Ng & Rainboth, 2005)

- Akysis galeatus (Rachmatika & Robins, 2007)

- Akysis hendrickson (Alfred, 1966)

- Akysis heterurus (Ng, 1996)

- Akysis longifilis (Ng, 2006)

- Akysis maculipinnis (Fowler, 1934)

- Akysis manipurensis (Arunkumar, 2000)

- Akysis microps (Ng & Tan, 1999)

- Akysis pictus (Günther, 1883)

- Akysis portellus (Ng, 2009)

- Akysis Prashadi (Hora, 1936)

- Akysis pulvinatus (Ng, 2007)

- Akysis recavus (Ng & Kottelat, 1998)

- Akysis scorteus (Hadiaty & López, 2007)

- Akysis variegatus (Bleeker, 1846)

- Akysis varius (Ng & Kottelat, 1998)

- Akysis vespa (Ng & Kottelat, 2004)

- Akysis vespertinus (Ng, 2008)


Quellenangaben:

https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/akysis_vespa_de/

https://www.fishbase.se/summary/62235


Text und Fotos: Sewellia