Wie ich Halter von Mystus carcio wurde

Die Asiatischen Welse haben mich schon lange fasziniert.

Hierzulande haben sie allerdings noch immer keine große Fangemeinde. Nur wenige Arten asiatischer Welse werden gelegentlich in den Fachmärkten angeboten.

So sind es meistens Indische Glaswelse, oder die recht groß werdenden Pangasius-Arten, die selbst für ein Meterbecken ungeeignet sind.

Auf den Stocklisten namhafter Zierfisch-Großhändler hingegen, sieht man immer mal wieder interessante Welse aus Indien, Thailand und Myanmar.

Die Frage ist nur, warum diese Welse überhaupt nicht, oder nur ganz selten in größeren Aquaristik-Läden zu finden sind.

Südamerikanische Welse gibt es in unzähligen Arten und Varietäten.

Was in der deutschen Aquaristik wirklich fehlt, sind klein bleibende asiatische Welse in der Größenordnung von Panzerwelsen.

Und genau solche Welse habe ich in den Mystus carcio nach langer Zeit endlich gefunden.


Als ich im Jahre 2012 ein 60er Becken mit Fischen übernommen hatte, kam ich zu meinen ersten Asiatischen Welsen.

Es waren Indische Glaswelse, die erst 2013 von Maurice Kottelat, nach jahrelanger Falschidentifikation, als Kryptopterus vitreolus beschrieben wurden.

Die Welse habe ich zusammen mit dem 60er Becken, in dem sie bei meinem Vorbesitzer einige Zeit gehalten wurden, übernommen.

Glaswelse sind sehr schwimmfreudige Fische, die sich nicht wie andere Welse auf dem Boden aufhalten. Wie jeder erahnen kann, war das nur 60 cm lange und 54 Liter fassende Becken viel zu klein für diese durchsichtigen Welse, die eine Körperlänge von bis zu 7 cm erreichen können.

Neben den Welsen waren noch ein paar wenige Blaue Neons (Paracheirodon simulans) mit im Becken. Auch die Zusammensetzung war alles andere als optimal.

Die Blauen Neons habe ich dann im Becken belassen und weiter aufgestockt.

Auch die Glaswelse habe ich aufstocken müssen, da sie eher als Schwarm und nicht als Gruppe gehalten werden sollten.

Ich habe sie in ein 100 x 40 x 50 cm Becken gesetzt, wo ich dann 12 von ihnen pflegte.

2015 habe ich das Aquarium dann komplett umgestaltet. Die Glaswelse sind im Becken verblieben und es kamen Perllinien-Prachtflossensauger (Sewellia sp. spotted) und Sumatra-Dornaugen (Pangio kuhlii sumatranus) hinzu. Als die Glaswelse nach und nach rausgestorben sind, wollte ich sie nicht mehr aufstocken.


Ich wollte nun andere Welse.

Somit war ich auf der Suche, nach anderen Asiatischen Welsen. 2017 konnte ich hübsche Wespenwelse (Akysis vespa) beim Zierfisch-Großhandel bekommen.

Da man diese nur 4 cm großen, oder eher kleinen, Welse im 180 Liter Becken fast suchen muss, wollte ich unbedingt noch eine etwas größer werdende Wels-Art hinzusetzen. Die Wespenwelse halten sich fast nur auf dem Bodengrund auf und es sollte ein Wels sein, der auch frei umher schwimmt.


Wespenwels (Akysis vespa)


Gelegentlich wurden die sogenannten Stachelwelse (Bagridae) angeboten. Verschiedene Arten der Gattung Mystus und Pseudomystus.

Diese Welse sollten eine maximale Körperlänge von ca. 18 cm erreichen.

Recherchen im Internet enthielten oft widersprüchliche Angaben zur Größe und Haltung.

Einige Online-Händler haben den Mystus tengara angeboten. Manchmal auch die Art Mystus vittatus.

Beide Arten sollten eine maximale Körperlänge von 18 cm erreichen und in Teichen in Nordbengalen (Indien) in langsam fließende oder auch stehende Gewässer mit herabgefallenem Laub und Totholz vorkommen.

Das würde im Aquarium mit den Maßen 100 x 40 x 50 cm passen. Aber zu den Haltungsbedingungen fand ich recht wenig.

Ich habe dann im Jahr 2018 versucht den Mystus tengara über den Zierfisch-Großhandel zu bekommen.

Meine Anfrage bei Aquarium Lutter ergab, dass die Welse im Handel verfügbar waren und somit bestellt werden konnten.

Ich entschied mich für 2 dieser Welse, da man sich nie sicher sein kann, ob es auch wirklich die angebotene Art ist, die man bestellt, denn in ihren Heimatgewässern kommen verschiedene Arten vor, die sich sehr ähneln.

Die Mystus tengara kamen vom Importeur und Zierfisch-Großhandel Aquarium-Glaser aus Rodgau. Es sollten Nachzuchten sein.

Nach einer Woche, die Fische kommen von Aquarium-Glaser immer donnerstags bei Lutter an, konnte ich mir meine zwei bestellten Welse abholen.

Da ich mir die Welse am gleichen Tag noch bei Aquarium Lutter abgeholt habe, brauchten sie nicht ein weiteres Mal umgesetzt werden.

Die anderen Besucher und Kunden bei Aquarium Lutter waren interessiert an diesen hübschen gestreiften Welsen.

Kein Wunder – man sieht sie auch kaum im Aquarium-Handel.


Nach einer zweistündigen Anpassung an die Wasserwerte im neuem Becken, habe ich die beiden dann reingesetzt.

Die Beckenbeleuchtung blieb bis zum nächsten Tag aus. Auch gefüttert wurde am Einzugstag nicht. Am Folgetag, als das Licht eingeschaltet wurde, sah ich sie in ihrer vollen Schönheit. Zuvor habe ich sie schließlich nur auf Internetfotos oder in dem Transportbeutel gesehen.

Sie scheinen über Nacht das ganze Becken erkundet zu haben, denn sie waren überhaupt nicht scheu.

Man hatte den Eindruck, als schwammen sie schon monatelang in diesem Aquarium umher.

Da diese indischen Welse doch etwas Besonderes sind, stellte ich sie hier im Forum vor.

Ich war mir aber nicht hundertprozentig sicher, ob es sich bei diesen Welsen tatsächlich um Mystus tengara handelt, oder doch eine andere verwandte Art ist.

Auch Heiko gefielen meine Welse anscheinend sehr und wollte ebenfalls herausfinden, welche Art es nun wirklich ist.

Heiko und ich fingen an zu recherchieren. Ich wusste, dass Aquarium Glaser vor einiger Zeit eine Mystus-Art im Newsletter vorgestellt hatte. Diesen suchte ich mir nochmals raus. Dort wurde beschrieben, dass die Welse oftmals falsch identifiziert wurden und werden und dass es sich um die kleinere Art Mystus carcio handelt.

Heiko bemerkte auch, dass die Fettflosse bei meinen Welsen relativ klein war.

Diese kurze Fettflosse passte auch zu dem Wels im Newsletter von Aquarium Glaser.

Daraufhin fragte ich bei Aquarium Glaser in Rodgau per Mail an. Ich wollte nun genau wissen, welche Art ich pflege. Aquarium Glaser leitete meine Mail an ihrem Biologen weiter. Er konnte mir bestätigen, dass es sich wirklich um die kleinere und bis maximal 6 cm groß werdende Art Mystus carcio handelt, die Hamilton 1822 erstmals beschrieb.


Hier nun die Rückantwort von Aquarium Glaser:

„Vielen Dank für Ihre Nachricht. Ich habe Ihre Nachricht an unseren Biologen weitergeleitet und folgendes erfahren: Es sind auf jeden Fall Mystus carcio. Mystus tengara haben eine deutlich längere Fettflosse. Leider kommen diese Tiere meist gemischt bei uns an. Oft ist auch noch eine dritte Art des "Vittatus-Komplexes" darunter. Wir hoffen, Ihnen mit dieser Information weitergeholfen zu haben und wünschen Ihnen ein schönes Wochenende!"

Mit freundlichen Grüßen

Yvonne Waschnewski Assistant Sales Manager Aquarium Glaser GmbH

Liebigstrasse 1

63110 Rodgau / Germany



Auf der einen Seite fand ich es super, dass die Welse doch recht klein bleiben, aber auf der anderen Seite fand ich es nun Schade, dass ich nur zwei von ihnen bestellt habe. Ich war einige Zeit am Überlegen, ob ich nochmals diese Welse bestelle. Aber die Ungewissheit, ob ich dann auch wirklich wieder diese kleine Art Mystus carcio bekomme, oder dann eine der größeren Arten, hielt mich davon ab.

Mystus carcio unterscheidet sich von anderen gestreiften Mystus durch seine geringere Körperlänge (bis max. 6 cm) und eine kurze Fettflosse. Ihr schuppenloser langgestreckte Körper weist hellere und dunklere Längsstreifen auf. Das Maul ist von 4 langen Bartelpaaren umgeben. Die Augen sind im Verhältnis zur geringen Körpergröße relativ groß.


Die mit ihren langen Barteln wirklich „welstypisch“ aussehende Stachelwelse, sind in der Aquariumhaltung leicht zu pflegen, wenn man ein paar grundlegende Dinge beachtet. Mystus carcio benötigt ein Becken mit mindestens 80 cm Kantenlänge und eine üppige Bepflanzung sowie viele Versteckmöglichkeiten wie Höhlen oder Holzwurzeln, damit er seinen Bedarf an Holzfasern decken kann. Schwimmpflanzen sind wichtig, um das Licht etwas zu dämpfen. Die Welse sind auch am Tage aktiv und zu den Fütterungszeiten immer zu sehen. Mystus carcio benötigt sehr sauberes Wasser. Deshalb sollten kleine, aber dafür häufige Wasserwechsel durchgeführt werden. Als Substrat eignet sich feiner Kies oder Sand. Die friedlichen Streifenwelse können mit ebenso friedlichen Fischen, wie Saugbarben, Bärblingen und Schmerlen vergesellschaftet werden und sind somit für ein Gesellschaftsaquarium bestens geeignet. Diese in der Aquaristik noch unpopulären Welse stellen keine großen Ansprüche an die Wasserbedingungen. Eine Wassertemperatur zwischen 18 – 26°C einem pH-Wert von 5,5 bis 8 und einer Gesamthärte von weich bis mittelhart sind optimal.

Mystus carcio kann mit Mückenlarven, Cyclops und Wasserflöhen problemlos ernährt werden. Meine beiden Welse gehen auch ans Flockenfutter. Andere Beckenbewohner lassen sie in Ruhe.


Es macht immer wieder Spaß sie zu beobachten. Oft schwimmen sie zusammen durchs ganze Becken.

Jeder hat sein eigenes Versteck. Einer beansprucht die linke Hälfte einer großen Mopani Wurzel und der andere die rechte Hälfte.


Wer etwas Besonderes an Welsen sucht, sollte sich mal diese Sympathischen Stachelwelse anschauen. Sie brauchen sich hinter Panzerwelse, Antennenwelse

und L-Welse keineswegs zu verstecken.

Im August 2019 konnte ich sehen, dass der eine Wels einen dicklichen runden Bauch hatte und sich öfter in das Javamoos zurückzog. Nur zur Fütterung kam der Wels, wobei es sich mit aller Wahrscheinlichkeit um ein Weibchen handelt, hervor. Meine Suche nach einem Zuchtbericht von Mystus carcio im Internet blieb erfolglos.

Wirklich brauchbare und verlässliche Informationen sind nirgends zu finden.

Lediglich das sie Freilaicher sind, konnte ich nachlesen. Meine Kleine, so nannte ich das Weibchen öfter in der letzten Zeit, zog sich in den letzten zwei Wochen noch weiter zurück und hielt sich die meiste Zeit unter einer Teichmuschelhälfte auf. Man sah von ihr nur noch die langen Barten herausragen. Der andere Wels scheint ein Männchen zu sein. Es ist schlanker und es schwimmt gerne umher. Es sieht ganz danach aus, als wenn ich wirklich ein Pärchen bekommen habe.

Die Purpurkopfbarben, die bis vor kurzem auch noch in diesem Becken schwammen, sind in ein anderes umgezogen. Die Barben sind sehr verfressen und zudem auch Laichräuber.

Jetzt im September, ist auch meine Kleine wieder schlanker geworden und schwimmt, zu meiner Freude, wieder öfter umher.

Eier, oder gar Larven konnte ich leider nicht finden. Auch wenn es mit dem Welsnachwuchs offensichtlich nicht geklappt hat, so sehe ich doch meine beiden Mystus carcio wieder ständig im Becken umherschwimmen. Und ich habe die Gewissheit, dass es ihnen gut geht.

Mein Dank geht nochmals an unserem Forenmitglied Heiko, an Aquarium Glaser in Rodgau, sowie an Herrn Daniel Wagner von Aquarium Lutter, der mir diese schönen Welse bestellt hatte.

Weiterführender Links:

- Mein Neuzugang - Mystus carcio (ursprünglich Mystus tengara...)

- https://aquariumforum-ost.de/l…p?entry/85-mystus-carcio/


Text und Fotos: Sewellia


Vielen Dank fürs Lesen,

Herzlichst Euer Andy (Sewellia)