Erfahrungen mit Channa spec. cobalt blue

Im natürlichen Habitat unterliegen die Tiere einem jahreszeitlichen Wechsel von Monsun- und Trockenzeit. Das Klima an den Zuflüssen des indischen Bramaputra am Randgebiet des Himalaya ist als subtropisch einzustufen. Dies führt letztlich dazu, dass die Tiere natürlich einen regelmäßigen Zyklus durchleben, welcher in der Aquarienhaltung nachempfunden werden sollte. Temperaturen während der Trockenzeit im Winter sollten zwischen 18 - 20°C liegen. Temperaturen unter 18 °C sind jedoch nicht notwendig. Im Sommer können die Wassertemperaturen im Habitat auch 25-30 °C erreichen. Letztlich bedeutet dies für die Aquaristik, das auf eine Heizung im Becken verzichtet werden kann.


Meine erste Jungtiergruppe von 6 Tieren hat sich damals schnell eingelebt und die Tiere waren sehr kontaktfreudig, agil im Vergleich zum späteren Verhalten des adulten Paares. Mit zunehmendem Alter zeigte sich schnell ein deutliches territoriales Verhaltens, welches anfangs noch durch großen Futterneid und einer regelrechten Nahrungsgier geprägt war.

Das angebotene Futter wurde hastig mundgerecht zerlegt und geschluckt.

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Meine Jungtiere haben sich daher schnell innerhalb weniger Monate gut entwickelt. Mit ca. 10 cm nach ca. 6 Monaten etablierte sich dann innerhalb der Gruppe ein dominantes Paar, welches sein Revier hartnäckig gegen die anderen verteidigte. Auch Geschlechtsunterschiede besonders in der Ausprägung und Färbung der dorsalen Flossen sowie in der Form des Kopfes waren bereits frühzeitig bei dieser Art zu erkennen. Die restlichen Tiere mussten dann aus dem Becken genommen werden, um stärkere Verletzungen oder den Tod eines Tieres zu verhindern.

Die Tiere ähneln äußerlich deutlich einer bereits wissenschaftlich bestimmten Art, Channa spec. "Five Stripes". Annehmbar gehören sie zum Stewartii Artenkomplex. Die typische Musterung des Körpers entwickelte sich mit zunehmendem Alter und tritt deutlicher hervor. Die Blaufärbung der unpaaren Flossen, insbesondere bei den Männchen mit breitem schwarzem Submarginalsaum und weißem Endsaum sind charakterisierend. Dagegen zeigen die Flossen der Weibchen eine gelbliche Randfärbung. Auch der Kopf des maulbrütenden Bockes entwickelte sich deutlich kräftiger und breiter aus.

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Bei der Art fällt besonders auf, dass immer wieder Gruben und Unterstände im Aquarium angelegt werden. Gern halten sie sich unter Wurzeln auf. Dies lässt darauf schließen, dass es sich im natürlichen Habitat um keine Freischwimmer handelt, sondern eher kleinere Reviere im Uferbereich besetzt und die kühleren Trockenzeiten möglicherweise in Höhlen überdauert werden. Ebenso sind die Tiere für ihr ausgesprochen sprunghaftes Fluchtverhalten bekannt. Selbst Jungtiere überwinden mit ihren Sprüngen erstaunliche Hindernisse, was ebenso Rückschlüsse auf das natürliche Habitat herleiten lässt.

Bodenwurzelnde Pflanzen, wie häufig bei tropischen Channa gefordert, werden aus meiner Sicht im Becken nicht benötigt, da die Tiere diese verkrauteten Bereiche deutlich weniger nutzten und aufgrund der besonderen Neigung zur Bodenumgestaltung auch häufig ausgerissen werden. Aufsitzerpflanzen, wie Anubias oder Farne sowie Oberflächenpflanzen erscheinen dagegen gut geeigneter zu sein. Ein ausreichend strukturiertes Becken ist wichtig. Die obligatorische Korkröhre an der Oberfläche wurde ebenso intensiv genutzt, wie die angelegten Unterstände Rückzugsmöglichkeiten unter den Wurzeln.

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Ab einer Größe von 16-18 cm wurden die Tiere geschlechtsreif und ich hatte damals schnell Nachwuchs. Im ersten Wurf waren es noch ca. 40 Jungtiere im 2. ca. 6 Monate später bereits ca. 80 Jungtiere. Noch vor der Paarungszeit legte das Männchen eine Art Laichgrube an, in der die späteren Junglarven besonders nachts gesammelt und beschützt wurden und sicher dem Schutz vor Fressfeinden dient.


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Cobalt blue gehören zu den maulbrütenden Channa. Der eigentlichen Paarung vorausgehend ist eine Phase von intensiven Scheinpaarungen, gegenseitiges Umschlingen an der Oberfläche, welches beim erfahrenen Channahalter zumeist mit großer Freude kommentiert wird. Die während der eigentlichen Paarung abgegebenen Eier schweben zur Oberfläche und werden anschließend von dem Männchen eingesammelt. Dieser Vorgang dauerte gut 1-2 Stunden. Anschließend führt das Männchen ein eher zurückgezogenes Dasein. Es wird nicht gefressen und das Brüten der Eier ist deutlich am angeschwollenen Kehlsack und den ruckartigen Bewegungen im Unterkiefer zu erkennen.


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Das Weibchen ist in dieser Zeit deutlich aktiver und patrouilliert durch das Becken. Auch nimmt die Fressgier und das Aggressionspotential des Weibchens in dieser Zeit deutlich zu. Der Finger das Halters wird dabei schon mal als Bedrohung wahrgenommen und attackiert.

Die Brutzeit im Maul dauert ca. 6-8 Tage. Die ersten Ausflüge der geschlüpften Larven konnte ich dann in den Laichgruben oder im geschützten Bereich der Korkröhre beobachten. Bei Gefahr wurden die Larven vom Männchen sofort wieder im Maul eingesammelt.



Das anschließende rasante Wachstum der Larven ist, auch für Channas, erstaunlich. Ich konnte es zwar nicht beobachten, jedoch ist von einer zusätzlichen Fütterung mit Nähreiern durch das Weibchens wahrscheinlich auszugehen, was sicher das schnelle Wachstum erklären würde. Ab der 2 Woche wurde mit Kleinstfutter, z.B. dekapsulierte Artemiaeiern oder Lobstereiern, später mit Artemia, und sonstigem Frostfutter zugefüttert. Auch hier zeigte sich frühzeitig, das junge Cobalt blue in der Lage sind größere Futterteile entsprechend mundgerecht zu zerlegen.



Die weitere Futterpalette habe ich versucht abwechslungsreich zu halten. Die Art ist kein ausgemachter Fischfresser. Es sind eher Insekten, Garnelen, Muscheln oder Würmer anzubieten. Ich konnten sie auch für Trockenfutter begeistern.

Beim Füttern ist ein zu hoher Fettanteil zu vermeiden. Adulten Tieren reichen Futtergaben von 2-3x/Woche. Es ist wichtig entsprechend dem jahreszeitlichem Zyklus eine konsequente Futterpause von 2-3 Monaten im Winter einzuhalten. Neben der Erhaltung des natürlichen Lebenszykluses dient dies der Gesundheit der Tiere und beugt Verfettung sowie dauerhafte hormonelle Stimulation vor.


Mit zunehmendem Alter und Größe nahm nach meinem Empfindung das Zutrauen zum Halter ab. Ich konnte beobachten, dass besonders der Bock sich häufiger in seine Unterstände zurückzog und nur mit Futter zur Sichtscheibe motiviert werden konnte. Somit sind sie im Verhalten nicht vergleichbar mit den weniger scheuen Channaarten, wie z.B. Channa gachua.



Ich habe die adulten Tiere von einer Grundfläche 120x40 später auf 150x50 umgesetzt. Dies führte nochmals zu einem weiteren Wachstum , sodass eine Endgröße der Art von bis zu 30 cm festzuhalten ist.

Umso aggressiver das Verhalten der Jungtiere untereinander, umso harmonischer verhielt sich später das adulte Paar. Ich selbst habe sie als Paar nie wirklich in Aggressionen untereinander erlebt. Es gab keinerlei Verletzungen bei mir. Man muss aber auch erwähnen, dass andere Halter durchaus auch in der Paarhaltung andere Erfahrungen machen mussten und es besonders nach missglückter Fortpflanzungsversuchen zu vermehrten Drohgebärden, Beißen und Jagen gekommen ist, was eine temporäre Trennung der Tiere notwendig machte.


Wie bereits beschrieben war die Art von klein auf für ihr sprungfreudiges Verhalten bekannt. Bereits die ersten Jungtiere in einer Größe von 4-5 cm waren in der Lage durchaus 10 cm Beckenrandhöhe zu überwinden. Mit einer Größe von 30 cm waren sie leider auch in der Lage beschwerte Aquarienabdeckung anzuheben, was am Ende den Verlust des Männchens bei mir zu Folge hatte. Auch andere Halten berichten vermehrt über gleichartige Verluste. Dies sollte daher für jeden zukünftigen Halter ein immer wieder zu prüfender Anlass und Warnung sein.


Auch wenn die Geschichte letztlich ein tragisches Ende nahm, die Tiere werden aufgrund ihrer imposanten Statur, ihres einzigartigen Verhaltens und der prachtvollen Färbung jedem bisherigen Halter im Gedächtnis bleiben.

Die Art ist nun seit einigen Jahren gut etabliert in der Gemeinschaft der Channaliebhaber. Es gibt ausreichend positive Erfahrungen.


Empfehlen kann man daher die Art auf jeden Fall ab einer Beckengröße von 120x50. Etwas Geduld und Aufmerksamkeit in der Paarfindungsphase muss man wie beschrieben haben. Hat man letztlich ein harmonisierendes Paar aus einer Gruppe gefunden, sind sie als eher einfach zu pflegen Channaart zu benennen, wenn man sich an die aufgezeigten Regeln hält.



Autor, Bilder und Videos von Heiko Adam