Channa bleheri, der Regenbogenschlangenkopffisch - Eine eventuelle Einstiegsdroge

Channa bleheri ist wohl eine der attraktivsten und beliebtesten Schlangenkopfarten in der Aquaristik. Sie gehört mit einer zu erwartenden Endgröße um die 20 cm zu den kleineren Schlangenkopfarten. Die Namensgebung erfolgte mit Erstbeschreibung durch Jörg Vierke nach dem Erstentdecker Heiko Bleher. Die Art wurde aufgrund der intensiven Farbgebung auch als Regenbogenschlangenkopf bekannt.

Wie alle Schlangenkopffische besitzen sie einen lang gestreckten Körper mit ebenso lang gestreckten, dorsalen und analen Flossen. Die Flossen sind bei ihnen besonders farbenprächtig, mit markanten, orangen Flecken und Säumen. Besonders die Afterflosse leuchtet intensiv blau. Die Bauchflossen fehlen vollständig. Der beschuppte Körper zeigt eine braunrote Grundfärbung mit mehr oder weniger blau/türkisen Glanzschuppen. Je nach Stimmung zeichnet sich eine blau umfasste Kehlpartie ab. Adulte Tiere besitzen typisch ausladende, breite und orange gemusterte Backen, die dem Gesichtsausdruck etwas "Pitbull artiges" verleihen.

Eine Geschlechterdifferenzierung anhand des Aussehens ist bei dieser Art sehr schwierig. Daher empfiehlt sich in der Regel die Paarfindung aus einer Gruppe. Männchen sollen etwas kräftiger und breiter in der Kopfform und die Flossen stärker ausprägt sein. Meist sind sie proportinal im Körperbau schlanker und etwas länger. Derartige Unterschiede lassen sich aber wirklich erst bei adulten Tieren und zumeist in der Gegenüberstellung innerhalb eines Paares finden.


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Die Gattung der Schlangenkopffische wird den Barschverwandten (Percomorphaceae) und der Ordnung der Kletterfischartigen (Anabantiformes) zugeordnet, welcher ebenfalls die Labyrinthfische angehören. Ihnen gemeinsam ist die Fähigkeit über ein zusätzliches Atmungsorgan atmosphärischen Sauerstoff aufzunehmen. Dies macht sie besonders resistent gegenüber Sauerstoffmangelsituationen und niedrigem Wasserpegel.

Das natürliche Habitat dieser Art befindet sie in der Region Assam in Nordostindien. Entlang des Bramaputra wurden verschiedene Standortvarianten dieser Art gefunden. Sie leben hier in den beruhigten Überflutungsgebieten des Flußes und unterliegen einem klimatisch bedingtem, jahreszeitlichem Zyklus. Ein Wechsel von trockenen, kühleren Wintermonaten und heißen Sommern, welche ab Juni in eine Monsumzeit mit hoher Niederschlagsrate übergehen. Daher ist es wichtig für die Haltung dieser Art und anderer Arten aus der Region, dass man versucht diesen Zyklus in der Aquaristik zu simulieren. Insbesondere in der Trockenzeit in denen der natürliche Wasserpegel bis fast auf ein Minimum herabgesetzt ist und die Tiere teils nur noch in feuchten Schlammlöchern zu finden sind, deuten auf eine mehrmonatige Ruhephase, in denen die Tiere kaum Nahrung zu sich nehmen. Neben den Temperaturverhältnissen ist diese Ruhephase ein wichtiger Punkt in der Haltung und Gesundheit dieser Fische.


Somit empfiehlt es sich in der Aquaristik die Tiere im Winter in unbeheizten Räumen bei Temperaturen unter 20°C zu halten, was sicher nicht jedes Wohnzimmeraquarium hergibt. Die tatsächliche Temperaturtoleranz dieser Fische ist wohl erfahrungsgemäß recht groß. Sie werden teilweise bis zu Temperaturen von unter 15°C überwintert und vertragen im Sommer durchaus auch Temperaturen bis an die 30 °C. Aus meiner Erfahrung sollte man hier einen moderten Mittelweg finden, um die Tiere nicht unnötigem Stress auszusetzen. Wesentlich ausschlaggebender für eine gesunde Haltung dieser Fische sehen Fachleute die konsequente Einhaltung einer Ruhephase von 2-3 Monaten, in der die Tiere nicht mehr gefüttert werden.


An die übrigen Wasserqualitäten scheinen die Tiere weniger Ansprüche zu stellen. Hier ist die Haltung in normalem Leitungswasser ausreichend.

Ein Becken sollte gut strukturiert sein. Wurzelwerk mit ausreichend Versteckmöglichkeiten erscheint obligat, besonders in der Gruppenhaltung. Vergleichbar einer Ufer oder Sumpfregion kann entsprechend umfangreich bepflanzt werden. Insbesondere für Jungtiergruppen sind auch höhlenartige Verstecke geeignet.


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Häufig wird Channa bleheri als einer der wenigen Schlangenkopffische beschrieben , welcher in Gruppenhaltung gepflegt werden kann. Aus den persönlichen Erfahrungen und den Erfahrungen anderer trifft dies auch zumeist bis zur Paarfindung zu, welche bei dieser Art durchaus bis zu 2 Jahren auf sich warten lassen kann. Spätestens nachdem sich ein Paar gefunden hat, werden jedoch auch Artgenossen aus dem Revier vertrieben.

Möglicherweise sind Channa bleheri dabei nicht ganz so aggressiv wie ihre Verwandten, z.B. channa aurantimaculata, sodass es weniger zu schweren Verletzungen oder Tötungen der übrigen Beckenbewohner kommen soll. Auch kurzzeitige Zwistigkeiten, Jagen und Beißen, innerhalb eines lang harmonisierenden Paares sind möglich, können sogar eine temporäre Trennung der Tiere notwendig machen, aber verlaufen in der Regel harmloser ab.

Auch innerhalb einer Gruppenhaltung von halbwüchsigen Jungtieren kann es durchaus frühzeitig zu Revierstreitigkeiten und Imponiergehabe kommen. Dabei bilden sich meist dominante und unterdrückte Tiere heraus. In diesen Fällen spielt wahrscheinlich der Futterneid eine wesentliche Rolle. Insgesamt kann jedoch ein lang anhaltendes, geselliges Sozialverhalten beobachtet werden. Die Tiere suchen dabei regelmäßig Kontakte zu Artgenossen. Eventuell sind die Reviere einfach deutlich kleiner als bei anderen Arten, sodass in einem ausreichend großen Aquarium eine Gruppenhaltung lange möglich bleibt.


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Irgendwann hat sich jedoch ein harmonisierende Paar gefunden. Spätestens dann besteht die klare Empfehlung zur Paarhaltung im Artenbecken, um im Verlauf auch ein erfolgreiches Fortpflanzungsverhalten garantieren zu können. Eine Beckengröße für ein einzelnes Paar kann durchaus mit 120-150l, Grundfläche von 80x50 ausreichend sein.


Zur erfolgreichen Fortpflanzung der Tiere ist, wie bereits beschrieben, eine temporäre Veränderung der Wasserbedingungen, z.B. ein Temperaturanstieg um ca. 3-4 °C bei vorheriger Ruhephase, ein möglicher auslösender Paarungsreiz. Dabei zeigt Channa bleheri wie viele Schlangenkopfarten, ein außergewöhnliches Balz- und Paarungsverhalten. Gegenseitiges Umschlingen beider Geschlechter und vorangestellte Scheinpaarungen sind typisches Verhalten.


Aus den Erfahrungen anderer Halter wurde berichtet, dass die temperaturbedingte Einleitung des Paarungsreizes durchaus geschlechtsspezifisch unterschiedlich sein kann und die Männchen der Art frühzeitiger eine Paarungsbereitschaft und damit häufig verbunden auch ein höheres Aggressionspotential zeigen als die Weibchen. Ein hartnäckiger Paarungstrieb eines Männchens kann dann schnell gegenüber dem Weibchen auch in Aggressionen umschlagen. Die plötzlich hohe hormonelle Stimulation erzeugt möglicherweise aggressiveres Verhalten um ungeliebte Rivalen zu verjagen oder auch ein paarungsunwilliges Weibchen aus dem Revier wieder zu verdrängen. Das frühzeitige Bedrängen und auch mal Beißen eines Weibchens kann aber auch einfach nur ein zusätzlich benötigter Stimulationsreiz auf das Weibchen bedeuten, was durchaus auch bei anderen Fisch- und Tierarten bekannt ist. In diesem Fall sollte man Geduld bewahren und einfach aufpassen, dass sich beide nicht zu sehr verletzen. Erfahrungsgemäß zeigen Männchen bereits bei Temperaturen über 20°C sofortige Paarungsbereitschaft, die Weibchen benötigen hier mehr Zeit und zumeist Temperaturen von über 23 bis 24°C. Entgegen anderer Empfehlungen ist unsere Konsequenz daraus, dass der beschriebene Tempetaturanstieg auf 24-25°C im Frühjahr durchaus zügig innerhalb weniger Tage vollzogen werden kann.


Die Art ist als Offenlaicher bekannt, was letztlich eine deutliche Reduktion der Oberflächenströmung nach sich ziehen muss. Offenbar ist das Männchen in der Auswahl des Laichplatzes führend. Während der Paarung wird der gesamte Laichvorrat abgegeben und die öligen und befruchteten Eier schweben anschließend zur Oberfläche, wo sie von beiden Partnern in einem lockeren Gelege zusammengeführt werden. Beide Geschlechter bewachen anschließend die junge Brut und prüfen regelmäßig die Eier durch kurze Aufnahme in das Maul. Insbesondere bei Störenden Einflüssen werden diese Nester innerhalb des Beckens durchaus mehrfach von den Tieren verlegt.

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Nach dem Schlupf der Jungfischlarven bildet der Schwarm eine regelrechte Traube um die Elterntiere. Auch ohne Zufüttern ist ein schnelles Wachstum zu verzeichnen. Man nimmt an, dass die Junglarven neben Dottersack sich auch von Körperschleimabsonderungen der Elterntiere ernähren. Eine zusätzliche Fütterung mit Nähreier ist mir bei channa bleheri nicht bekannt, sollte jedoch kein Ausschluss bedeuten und wurde nachfolgend auch schon von Haltern so berichtet.


Die Jungtiere können frühzeitig nach 1-2 Wochen mit Kleinstfutter, dekapsulierten Artemiaeiern, Lobstereiern und später mit üblichen Frost- und Lebendfutter wie Cyclops, Mückenlarven, Artemia zugefüttert werden. Auch Trockenfutter wird frühzeitig genommen. Jungtiere besitzen anfangs ein typisches gelbes Babykleid, welches später verblasst und in das typische Farbkleid der Art wechselt. Ein bis zwei anfängliche, dunkle Augenflecke am hinteren Ende der Dorsale verblasst ebenfalls mit zunehmendem Alter.

Ab einer Größe von 3-4 cm können Jungtiere von den Eltern gelöst und abgegeben werden. Die Nachfrage an Jungtieren von Channa bleheri ist aufgrund der geringeren Endgröße und des eher sozialeren Verhaltens doch recht gut, sodass in der Regel auch Anfragen aus dem Kleinhandel kommen.


Wenn es neben channa gachua einen Einstieger-Channa gibt, ist sicherlich diese Art zu nennen, wenn man die kühleren Wintertemperaturen einrichten kann. Mit den entsprechenden Informationen halte ich jeden verantwortungsvollen Aquarianer dafür in der Lage, diese Tiere zu pflegen. Der allgemeine Ruf von Schlangenkorpffischen als aggressive und nur von Spezialisten zu pflegende Art sollte eigentlich aus der Welt sein. Die besonderen Verhaltensweisen dieser Tiere und das einzigartige Aussehen führten bei mir irgendwann zum Suchtfaktor. Dies wäre sicher ein akzeptabler Einwand für die Überlegung, sich tatsächlich auf die Gattung einzulassen.


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