Pflanzenversand im Winter

  • Hallo zusammen,


    durch einen Post auf dem Marktplatz bin ich auf die Idee gekommen mal einen Test durchzuführen, wie gut Pflanzen eigentlich den Versand bei kalten Temperaturen vertragen.


    Gelesen habe ich, dass alles frostfreie OK ist und es auch schon bei unter 10° gewagt... Aber nun will ich es genau wissen.


    Hier die Versuchsanordnung:

    Aus meinen Aquarien nehme ich (von links nach rechts) die folgenden Pflanzen

    Vallisneria spiralis

    Vallisneria gigantea

    Hinten Breitblättriger Wasserfreund

    Vorn ganz klein indischer Wasserfreund "Sunset"

    Sumpffreund

    Rotala

    Kleine Cryptocorynenart

    Langblättrige Cryptocorynenart (leicht nach hinten versetzt)

    Kardinalslobelie

    Sagittaria subulata (?)

    "Gras" (klein und wenig)

    Wassernabel

    AnubiaIMG_20231209_121259_200.jpg


    Etwas näher:

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    Natürlich sind alle Pflanzenkenner eingeladen die korrekte Art zu bestimmen (Fotos kann ich entsprechend liefern - würde die aber aus dem Thread raus lassen)


    Die Pflanzen lagen zum Teil jetzt schon zwei Tage ohne Wasser rum (daher Sumpffreund und Rotala so verdreht), weil ich keine Zeit hatte und allesamt habe ich jetzt nur schnell fürs Foto in das Becken, damit man nach dem Versuch gut vergleichen kann.


    Jetzt gibt's erstmal Pizza und danach verpacke ich alle in zwei Päckchen - alle immer zur Hälfte - genau wie für den Versand.

    Ein Päckchen kommt in unseren Kühlschrank, eins in unsere Garage mit Temperaturfühler.

    Fotos vom Verpacken folgen nachher.


    Und dann wird es in 48h spannend beim wieder auspacken. :)


    Habt ihr noch Anregungen und Ideen zum Versuchsaufbau?

    Wenn kein Interesse oder Bedarf vorhanden ist, sagt's mit gern auch. Dann kann ich mir die danach-Fotos sparen.


    VG, Janine

  • So sehen die Pflanzen jetzt aus (ein Zwergenkleiner Javafarn ist noch dabei... Den hatte ich aber vorhin vergessen und ganz trocken liegen lassen):

    IMG_20231209_153450_524~2.jpg


    Und hier die verpackten Exemplare.

    In der simpelsten, kleinsten, ungepolstertsten und ungedämmtesten Variante.

    Die Kisten sind 21x16x9 > Günstiges Päckchenformat. Das Lineal ist ein 30cm Lineal, damit ein Größenverhältnis zu sehen ist.

    IMG_20231209_154328_431.jpg

    IMG_20231209_154515_419~2.jpg

    Und nun... ab in die Kälte und mal schauen, was Montag Abend lebt und in welchem Zustand.

  • Von Armin hatte ich ein paar Infos bekommen zu Cryptos bzgl. Versand bei "Kälte":


    - bei vielen Pflanzen ist der an den kalten Transport anschließende "Aufwärmvorgang" deutlich kritischer und hat hat einen wesentlichen Einfluß

    -- verschlossenes Paket erstmal min. 3 h an einem kühlen Ort (wärmer als draussen) akklimatisieren lassen

    -- Gewöhnung an die Zieltemperatur über min. 3 h


    - Versand ohne Wasser im verschlossenen Behältnis

    - keine feuchten Papiertücher etc. mit in das Behältnis geben


    Er hatte viel verschickt ...

  • Dann mal her mit den Testergebnissen. Bitte nicht nur die ausgepackten Pflanzen zeigen, sondern auch Fotos einige Zeit danach im Becken und berichten, ob sie an- und weiter wachsen. Viel Erfolg.

    Ja, wie ich das mit dem zumindest mittelfristigen Ergebnis mache, das überlege ich gerade noch.

    Vielleicht stelle ich eine Kiste mit Lampe auf oder so. 🤔

    Oder doch in einer Beckenecke Platz schaffen?

    Ich habe ja noch zwei Tage mir das zu überlegen. 😅


    Stefan_L Danke für den Hinweis. Ich hätte die Pflanzen zwar eine Weile erstmal stehen lassen, aber nicht die 3h/3h Kombi.

    In den Tüten auf den Bildern sind nur die feuchten Pflanzen und Luft. Ob das so richtig ist, habe ich nie hinterfragt, sondern einfach schon immer so gemacht.

  • Sooo... Jetzt versuche ich hier mal Spannung aufzubauen! 😉

    Vor etwas mehr als 3 Tagen habe ich die Pflanzen eingepackt. Ein Päckchen stand bei relativ konstanten 6° im Kühlschrank, das zweite Päckchen durfte in unserer Garage "wohnen" bei einer Minimum-Temperatur von 6,6°/Durchschnitt 8° (Schade... Hatte auf kälter gehofft).


    Anbei die Temperaturkurve des Garagen-Pakets:

    IMG-20231212-WA0002.jpg


    Seit so 10:00 standen die Kisten bei 19:00 und jetzt habe ich sie in die Küche geholt, mal gelunzt und werde nachher auspacken und ggf einpflanzen.


    Was glaubt ihr?

    Lebt alles? Lebt nix? Ganz gemischt?

    Oder schaut alles gut aus und geht im Becken ein?

  • Ich schwanke zwischen "es lebt alles und wächst gut weiter" und "einzelne Pflanzen brauchen zumindest Zeit, sich zu berappeln".


    Die Vallisnerien und der Wassernabel wären so Kandidaten, wo ich Probleme erwarten würde. Und Cryptocorynen sind sowieso immer prädestiniert , sich bei Umstellungen erstmal in Matsch zu verwandeln.

    Aber - das ist irgendwie immer so, auch bei guten Versandbedingungen. Vallisnerien machen erstmal die Grätsche (um dann explosionsartig überal im Becken aufzutauchen).

    Wassernabel mag es gerne warm, daher mein Verdacht, er könne Probleme kriegen.

    Wenig Bedenken habe ich für die Anubias und auch die Wasserfreunde.

  • Vor so 20min sind die Pflanzen wieder ins Wasser gewandert. 3 Tage und 6h somit für die meisten; Rotala und Sumpffreund noch zwei Tage mehr in der Plastiktüte bei Zimmertemperatur.


    Spoiler vorneweg:

    Es lebt alles und schaut auch gut aus. Etwas zerknautscht ist der Sumpffreund - die feinen Blätter stehen unabhängig von der Temperatur glaube einfach nicht auf langes verpackt sein.


    Hier mal die Bilder wie alles ausschaut. Da die Temperaturen von Kühlschrank und Garage doch recht gleich waren ( 😒 ), habe ich beim einpflanzen nicht mehr so strikt sortiert, sondern ehr versucht, was fototaugliches auf wenig Raum zusammen zu setzen.


    IMG_20231212_162258_706.jpgIMG_20231212_203825_220.jpgIMG_20231212_203831_048.jpgIMG_20231212_205554_971~2.jpgIMG_20231212_205708_738.jpg


    An den Steinen unten habe ich versucht die Anubien und den Javafarn festzuklemmen, oben schwimmt der Wassernabel und der Rest ist einfach in den Sand gesteckt.

    (Anbei: Ich hasse es, solches Fitzel-Gras zu pflanzen! 😅)


    Mal schauen, wie es in ein paar Tagen ausschaut.

  • Das macht doch einen guten Eindruck. Sei optimistisch, was daraus wird. Danke für den Test und den bisherigen Bericht dazu. Nur schade, dass kein Frost war.

    Vallisnerien machen erstmal die Grätsche (um dann explosionsartig überal im Becken aufzutauchen).

    So etwas würde ich auch gern mal erleben. Bei mir gehen Vallisnerien seit Jahren immer wieder ein. Es ist sehr lange her, dass ich mal gute Bestände hatte. Früher (so vor 7 Jahrzehnten etwa.), als ich noch Glühbirnen über dem ersten Aquarium hatte, war es anders. So etwas hat man ja heute gar nicht mehr.

  • Mal ein Bild von gerade eben - 21h später:


    Eine Cryptocoryne vorn links zeigt zwei sich zersetzende Blätter, der Rest schaut gut aus.

    IMG_20231213_175711_219.jpg


    Ich gehe eigentlich auch davon aus, dass alles wachsen wird.

    Auf so ganz knappe Werte mit 2 oder 3° hatte ich gehofft. Dafür habe ich alles etwas länger liegen lassen.


    Grundsätzlich wuchert bei mir nahezu alles. Javafarn und Bucephalandra kriege ich nicht so recht hin...

    Mit Vallisnerien, Sumpffreund und den c. (vermutlich) wendtii kann ich gefühlt den süddeutschen Raum versorgen. 🤣

  • Interessanter Test, wobei man Javafarn nur sehr schwer "kaputt" bekommt.


    Er überlebt locker an die & über 30 Grad Wassertemperatur und auch mit 6 Grad hatte er letztes Jahr im Axolotl - Becken überhaupt keine Probleme.


    Wasserpest hätte Deinen Test vermutlich nicht überlebt und sich in eine stinkende Brühe verwandelt.


    Ich kaufe deshalb Wasserpest nur noch im Frühjahr und im Herbst, wenn gemäßigte Temperaturen herrschen. Zu warm & zu kalt, mag Wasserpest absolut nicht.

  • Wasserpest hätte Deinen Test vermutlich nicht überlebt und sich in eine stinkende Brühe verwandelt.

    Wasserpest habe ich nicht mehr seit ich meine ersten Sulawesi TDS ( Tylomelania - damals unterschiedliche Arten) dazu gesetzt hatte. 😳

    War für einen Teil davon wie Salat...


    Vielleicht kommst du ja dazu die Wasserpest mal zu testen. Die hätte ich als kältetolerant in Verdacht gehabt. 🙈

  • Vielleicht kommst du ja dazu die Wasserpest mal zu testen. Die hätte ich als kältetolerant in Verdacht gehabt. 🙈

    Ich habe Wasserpest mehrfach getestet, momentan überlebt sie nur in meinem Garnelenbecken.


    Gekauft habe ich sie mehrfach. Und im Sommer, sowie im Winter endete das Experiment immer als stinkende Jauche.

    Zum Glück passierte es bei mir immer beim Wässern im Quarantäne - Eimer und nicht erst im Becken.

  • Meine Erfahrung mit Pflanzen sagt mir, was aus anderen Aquarien kommt und dort schon lange möglichst unter ähnlichen Wasserwerten wächst, das bekommt man wesentlich leichter weiter, als Pflanzen aus den Geschäften, die über Großhändler aus Wasserpflanzengärtnereien kommen. Die Bedingungen sind dort ganz anders und auf Masse und schnellen Absatz optimiert. Bei einigen Arten sogar emers. Wir halten sie dann unter Wasser mit ganz anderen Bedingungen und das vertragen sie oft nicht. Wer macht sich schon die Mühe, solchen Pflanzen langsam auf neue Bedingungen umzustellen.


    Ich versuches deshalb gern, Pflanzen aus gut laufenden Becken zu erhalten. Was ich z.B. zu seinen Lebzeiten von Armin bekam, hält ja nun schon sehr lange gut durch. Das klappt zwar auch nicht immer so, aber die Chancen sind größer.

  • Wasserpest und Hornkraut sind mit die empfindlichsten Pflanzen, was Transport und Versand angeht. Und ich kann Wassermonster s Erfahrungen bestätigen - Wasserpest, zumindest die tropische Variante (Egeria densa) mag es weder zu kalt, noch zu warm. Von wegen "Wucherpflanze", mir ist sie schon ein paarmal eingegangen und aus dem Bestand verschwunden...

    Bei Cryptocorynen (und bei Bucephalandra, wie ich kürzlich festgestellt habe) besteht immer die Gefahr, daß sie auf veränderte Bedingungen "beleidigt" reagieren und sich in Matsch verwandeln. Aber solange das Rhizom/die Hauptwurzeln noch intakt sind, kommen die wieder, man braucht nur Geduld.

  • Meine Erfahrung mit Pflanzen sagt mir, was aus anderen Aquarien kommt und dort schon lange möglichst unter ähnlichen Wasserwerten wächst, das bekommt man wesentlich leichter weiter, als Pflanzen aus den Geschäften, die über Großhändler aus Wasserpflanzengärtnereien kommen. Die Bedingungen sind dort ganz anders und auf Masse und schnellen Absatz optimiert. Bei einigen Arten sogar emers. Wir halten sie dann unter Wasser mit ganz anderen Bedingungen und das vertragen sie oft nicht. Wer macht sich schon die Mühe, solchen Pflanzen langsam auf neue Bedingungen umzustellen.

    Bitte nicht glauben, das sind falsch interpretierte Halbwahrheiten bzw. teilweise völliger Blödsinn.

  • Bitte nicht glauben, das sind falsch interpretierte Halbwahrheiten bzw. teilweise völliger Blödsinn.

    Hallo Ludwigia,


    Kannst du genauer schreiben, was du meinst?


    Ich habe vor so 17 Jahren mal eine Gärtnerei für Wasserpflanzen besichtigt. Ich gehe davon aus, dass sich seitdem sicher was getan hat, aber nicht alles anders ist.

    Die Pflanzen wurden dort definitiv zum Teil emers gezogen und auch die Bedingungen sind optimiert für die Pflanzen (Licht, Düngung, ...) und entsprechen nicht unbedingt denen eines Fischaquariums.

    Alles andere würde auch keinen Sinn machen, schließlich will der Verkäufer davon leben.


    Die Annahme, dass Pflanzen, die bei xy seit Jahren gut in Bedingungen, die meinem eigenen Becken ähneln, wachsen, ist auch vollkommen korrekt.

    Im Garten wachsen bei mir ja auch Pflanzen gut, die bei den Nachbarn gut wachsen und nicht die, die aus einer anderen Klimazone stammen.

  • Hallo 'Ludwigia',

    bitte kläre uns doch auf.

    Eine umfassende Erklärung würde Romane brauchen, was auch gleichzeitig ein wesentliches Problem bei der Pflanzenauswahl und -pflege ist: mangelndes Wissen.

    Nur kurz angerissen:

    Das Merkmal, was bei den meisten Pflanzen ins Auge sticht: sie sind standortgebunden und können nicht weglaufen. Deshalb hat der liebe Gott ihnen wesentlich mehr Gene geschenkt, als unsereins. Damit können sie sich an typische Veränderungen ihrer Heimat anpassen, aber nicht an alles. Eine Palme wird bei uns erst wachsen, wenn der Klimawandel die Tropen zu uns gebracht hat. Bis dahin geht sie im Winter höchstwahrscheinlich ein, denn dafür hat sie keine Gene.


    Das heißt im Umkehrschluss: jede Pflanzensorte hat ihre ganz persönlichen Bedingungen, unter denen sie wächst. Schwankungen stecken sie nur in sofern weg, wie ihre Gene es zulassen. Diese sind geprägt von ihrer Herkunft.


    Meine Erfahrung mit Pflanzen sagt mir, was aus anderen Aquarien kommt und dort schon lange möglichst unter ähnlichen Wasserwerten wächst, das bekommt man wesentlich leichter weiter, als Pflanzen aus den Geschäften, die über Großhändler aus Wasserpflanzengärtnereien kommen.


    Dies ist eine Halbwahrheit und die Interpretation eher zweifelhaft. Ja, wenn ich Becken mit annähernd gleichen Bedingungen (Wasser, Licht, Boden, Besatz, CO2) habe, sind die Pflanzen gut "übersiedelbar". Das heißt aber noch lange nicht, dass die Pflanzen ideale Bedingungen haben, noch dass es die besten Sorten für das Becken sind. Andere Pflanzen aus dem Handel können viel besser geeignet sein.


    Die Bedingungen sind dort ganz anders und auf Masse und schnellen Absatz optimiert. Bei einigen Arten sogar emers. Wir halten sie dann unter Wasser mit ganz anderen Bedingungen und das vertragen sie oft nicht. Wer macht sich schon die Mühe, solchen Pflanzen langsam auf neue Bedingungen umzustellen.


    Ich versuches deshalb gern, Pflanzen aus gut laufenden Becken zu erhalten. Was ich z.B. zu seinen Lebzeiten von Armin bekam, hält ja nun schon sehr lange gut durch. Das klappt zwar auch nicht immer so, aber die Chancen sind größer.

    Das ist ziemlicher Blödsinn. Ja, die Bedingungen sind dort ganz anders, weil sie ideal auf das Wachstum der jeweiligen Pflanzen eingestellt sind. Die Frage ist eher: wieso sind die Bedingungen bei Dir nicht so?

    Viele Sorten werden in den Gärtnereien emers gezogen, da sie so schneller und kräftiger wachsen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Umstellung nicht von submers A zu submers B erfolgt. Das wäre für die Pflanzen sehr kräfteraubend und ist nicht selten für die Pflanzen sehr viel schwieriger, als von emers zu submers XYZ. Die Chancen sind also über die Masse der Aquarianer gesehen, viel höher von emers zu submers.


    Letztendlich bleibt es dabei: wer eine bestimmte Sorte pflegen will: der muss sich damit befassen, was diese Sorte braucht. Wer also steinhartes Wasser hat, wird auf Dauer nur mit wenig Licht und Anubien & Co. glücklich. Wer sich weichen Wassers erfreut, hat eine größere Auswahl, sollte aber mehr investieren in Beleuchtung und CO2. Dazwischen gibt es jede Menge Sonderansprüche und -Bedingungen - jede Sorte ist anders. Na und wer Graskarpfen und Konsorten hält, braucht sich nicht wundern, wenn gar nix wächst.


    Letztendlich unterscheidet sich die Recherche nicht vom Aufwand, der bei Fischen nötig ist. Merkwürdigerweise betreibt ihn kaum jemand und lernt lieber durch Versuch und Irrtum.