Haltung und Nachzucht der Zwergschmerle 'Yunnanilus sp. rosy'

Die 'Rosy Zwergschmerle' ist eine aus Myanmar (ehem. Burma) stammende, unproblematische kleine Schmerle, die es gesellig mag und mit ihrem mausähnlichen, in Eidechsengeschwindigkeit huschendem Wesen niemals langweilig wird.

Zudem ist sie noch wesentlich einfacher zu halten, als in diversen Artikeln im Internet zu lesen ist.


Die Rosy's halte ich jetzt seit gut 3 Jahren.
Anfangs, zu fünft, in einem 80er Becken, ohne Heizung und mit viel Strömung. So wie im Internet empfohlen. Ausgestattet mit vielen Wurzeln mit Unterständen und vielen Anubien.
Dort mussten die Schmerlis jedoch schon nach paar Wochen wieder ausziehen, da ich dieses Becken für die Flossensauger, Sewellia sp. spotted brauchte, die ich zufällig bekam.
So zogen die 5 Tiere, 2 Weibchen, 3 Männchen, in mein damals noch vorhandenes 250 Liter fassendes Eckbecken. Sollte eigentlich nur vorübergehend sein...
Doch in genau dem Becken hatte ich dann irgendwann plötzlich Zwergschmerlennachwuchs in Hülle und Fülle! Was eigentlich nicht hätte sein dürfen. Denn dieses Becken stand doch etwas im Gegensatz zu dem, was die Yunnanilus so angeblich unbedingt benötigen...
Es herrschte nämlich eine durchgehende Temperatur von 27 Grad, Tag wie Nacht!!! Und es wurde stark bevölkert, von Dornaugen, Zwergcorys und L-Welsen.
Was vielleicht ausschlaggebend gewesen sein könnte, war die Strömung und die Bepflanzung.
Gefiltert wurde über einen Eheim-Außenfilter, wo ich am Filterauslauf eine spitz zulaufende Düse befestigt hatte, so daß das Wasser eine stärkere Strömung erzeugte. Zusätzlich hatte ich den Wasserauslauf leicht über die Wasseroberfläche gelegt, so daß beim Wiedereintritt des Wassers Luft mit ins Becken gezogen und verwirbelt wurde. Somit war eine gute Sauerstoffanreicherung gewährleistet...
Die Bepflanzung stimmte auch, rein zufällig...!!!
Moos braucht man...! Jede Menge Moos . . . !!! Unten, mittig, oben...! Das weiß ich nun...

Die Wasserwerte hingegen scheinen auch nicht von so großer Bedeutung zu sein. Zumindest nicht im Bezug auf die Wasserhärte. Ich nutze das Leitungswasser unverändert, so wie es aus dem Hahn kommt. Und es hat hier und in meinem näherem Umfeld immerhin eine GH von 20.


Dieses Becken nun war ebenfalls mit Holzwurzeln und vielen Anubien bestückt. Dazwischen hatte ich überall Algenpolster, Süßwassertang und Javamoos wachsen, ebenso auf der Oberfläche der höchsten Wurzel, dazu paar Riccianester an der Wasseroberfläche. Und irgendwo in den unteren Moosnestern müssen die Yunnanilus dann abgelaicht habe. Nur wusste ich das zu der Zeit noch nicht. Wie überrascht und voller Freude war ich natürlich, als bereits wenige Tage nach dem Einzug in dieses Becken, zwischen und über dem großen Moospolster nahe der Wasseroberfläche, plötzlich winzige Fischlarven/Jungfische zu sehen waren...!!!


Anhand der arttypischen Fortbewegung der Jungfische hatte ich schnell erkennen können, daß es sich dabei um Yunnanilus-Nachwuchs handelte.
Die Kleinen wachsen in den ersten Tagen sehr schnell, von etwa 3 mm beim Schlupf bis auf 1 cm binnen etwa 14 Tagen. Je nach Futterangebot.
Davon ist normalerweise reichlich in Algen- und Moospolstern enthalten, in Form von diversen Kleinstlebewesen.
Ich hatte Mikrowürmer dazugefüttert, da ich zu der Zeit von denen gerade reichlich Ansätze am Laufen hatte. Ob die vielen Jungtiere auch ohne Zufütterung groß geworden wären, vermag ich nicht zu sagen.


Innerhalb weniger Monate konnte ich meinen 5er Trupp auf über 30 oder mehr Tiere vergrößern. Dadurch hatte ich die Möglichkeit, diese auch an andere Halter weitergeben zu können...


Einen kleinen Trupp dieser Fische behielt ich jedoch für mich.
Leider mußte ich mich nach einiger Zeit von dem Eckbecken trennen. Eine Wohnungssanierung stand an, und es war eh bereits uralt.
Ein Neues war schon im Entstehen...
Dieses neue, 2 Meter lange Becken, zog dann vor 2 Jahren in meine Wohnstube ein. Und dorthin zogen natürlich auch die Schmerlen mit um.
Eingerichtet als Schmerlen-/Bachbecken, mit starker Strömung, vielen Steinen, paar kleinen Wurzeln und wenig Pflanzen, bissl Moos dazwischen und 'zu' vielen Algenpolstern, wollte eine weitere Vermehrung leider jedoch nicht glücken. Auch nicht bei den weiteren Bewohnern.
Also zogen die paar Schmerlis noch einmal um!


Seit Ende 2018 bewohnen sie nun zusammen mit einem 5er Trupp Zwergfiederbartwelsen, 'Microsynodontis sp. polli' sowie 5 Ohrgitterharnischwelsen, 'Otocinclus affinis', mein altes 80er Becken. Das steht schön ruhig in der Küche, ist wieder recht warm gehalten. 26 Grad am Tag, nachts fällt die Temperatur auf etwa 20/21 Grad. Zusammen mit dem Licht geht auch die Heizung aus.
Ausgestattet ist dieses Becken wieder nur mit Wurzeln. Paar Anubien. Dazu vollgestopft mit Cryptocorynen, Laichkraut und Süßwassertang. Schön schummrig beleuchtet.



Vor einer Woche setzte ich eine Handvoll Javamoos mit ein. Und 2 Tage später hatte ich prompt die ersten Jungtiere von den Schmerlen.
Leider sind die zum heutigen Tage nicht mehr da. Ist in dem kleineren Becken wohl doch nicht so einfach, der gefräßigen Familie zu entkommen. Denn leider verwechseln die Alttiere die huschenden Kleinen mit leckerem Futter.
Interessant ist an diesem Becken der Umstand, daß ich lediglich eine 'normale' Wasserströmung im Becken habe. Es gibt keinen Extra-Lufteintrag wie zuvor die 3 Jahre. Und dennoch hatte es wieder mit Nachwuchs geklappt!
Ich denke mal, wenn man genug Laichsubstrat anbietet, Verstecke und 'Weiden' für den Nachwuchs, wenig oder gar keine Beifische, die dem Nachwuchs nachstellen könnten, dann kann es mit dem Zwergschmerlennachwuchs dieser Art auch bei weiteren Haltern klappen . . . !


Noch bisschen was Allgemeines zu den Yunnanilus...


Laut Angaben der Händlerseiten werden die Fische nur 3 cm groß.
Umso erstaunter war ich, und auch die Verkäuferin, als sie mir die Tiere überreichte. Denn 2 der Tiere waren deutlich größer! Das eine Weibchen maß fast genau 5 cm. Und das eine Männchen war 4,2 Zentimeter groß. (Hab ich zuhause mit Zentimetermaß gemessen...)
Aber es waren eindeutig 'Rosys'!
Die anderen 3 waren nicht so "gigantisch". Da waren noch ein Weibchen mit etwas über 3 cm, ein Männchen mit Normalmaß, also 3 cm, sowie ein kleineres Tier, welches sich später als Männchen herauskristallisierte.


Die Jungtiere sind bis zu einem gewissen Alter, ich habs noch nicht nachgezählt, paar Monate, wie Weibchen gefärbt.
Erst danach bekommen die Männchen ihre wunderschöne orangene Färbung. Der deutliche Aalstrich kommt noch kurz davor in Erscheinung.
Die ranghöchsten Tiere müssen nicht unbedingt die kräftigste Färbung haben. Jedoch ist, zumindest bei mir, das größte Männchen dasjenige,

welches sich fast allein mit den Weibchen paaren darf.


Das Paarungsspiel wird meistens nach einem Wasserwechsel mit kaltem Wasser eingeleitet. Das kann danach 2 Grad kälter sein, oder auch 4 oder 5 Grad. Da seh ich keinen Unterschied.
Aber es sollte wohl nach dem Wasserwechsel sich wieder erwärmen können. Wenigstens etwas, gerade dann, wenn es ein wenig zu kalt geworden ist.
Dann fangen nach einer Weile die Männchen an, sich kreuz und quer durchs Dickicht zu jagen. Zu Beißereien scheint es nicht zu kommen. Jedoch sieht es manchmal so aus, als würden sie sich anrempeln, schubsen!
Ist ein Weibchen in Sichtweite, wird es in Richtung Lieblingsablaichmoos gescheucht.
Bleibt das Weibchen einfach stehen, dann betastelt das Männchen sie zärtlich an den Flanken, oder auf dem Rücken. Auf diesem Bild hier, etwas undeutlich zu erkennen, verharrte das Weibchen für bestimmt 10 Sekunden regungslos auf dem Blatt, während das Männchen über ihrem Rücken ganz leicht zitternd verharrte, und sie immer mal wieder mit der Schnauze leicht am Rücken berührte.



Flieht das Weibchen, wird wieder gejagt. Ständig gestört von den restlichen Männchen, die dasselbe wollen und versuchen, dem ranghöchsten Männchen das Weibchen abspenstig zu machen. Diese müssen natürlich auch wieder in Schach gehalten werden! Dann flieht das Weibchen oftmals ganz, versteckt sich für wenige Minuten in kleinen Höhlen oder zwischen Pflanzen, bevor sie dann von selbst wieder ins Geschehen schwimmt.
Meist schwimmt das ausgewählte Weibchen dann aber schon zumindest teilweise ins Moos. Nach zärtlichem Nachdruck schießt es dann ins dichte Moos, das Männchen an seiner Seite. Dann bleibt sie stehen, wirkt leicht verkrampft. In dem Moment umschlingt das Männchen das Weibchen. Während sie mit leichtem Zittern 2 bis 3 Eier ins Moos fallen lässt, werden diese in dem Moment vom Männchen befruchtet.
Dieser eigentliche Paarungsvorgang dauert höchstens 3 Sekunden! Hier sind beide Tiere kurz davor.




Die Eier sind normalerweise sehr klebrig. Und werden aber leider nur allzugern von den anderen Männchen aufgepickt.
Es ist aber nicht ratsam, die abgelegten Eier unbedingt gleich retten zu wollen. Ich vermute mal, daß durch eine andauernde Störung das Paarungsgeschehen empfindlich gestört werden könnte, und vielleicht sogar eingestellt wird.
Vielleicht wäre es gut, für eine größere erfolgreiche Jungtieraufzucht,nach einigen Stunden wilden Treibens das komplette Moospaket mitsamt Wasser rauszunehmen und in ein vorbereitetes Aufzuchtbecken zu setzen. Und abzuwarten.
Es werden ja doch nicht alle Eier gefunden und gefressen. Sonst gäbe es keine Jungtiere. Da sollte doch was schlüpfen . . . !


Es gibt allerdings auch noch eine weitere Methode, um mit etwas Glück zumindest ein paar Jungtiere großzuziehen. Dieser Vorgang ist ein bißchen wie Erbsenzählerei, aber einfach und immerhin erfolgversprechend! Wenn der Anfang gemacht ist . . .


Ich hab es mir mittlerweile zur Angewohnheit gemacht, beim Säubern des Schmerlenbeckens den abgesaugten Mulm, zusammen mit einem Teil des abgesaugtem Wassers, in einem weißen Eimer für eine Woche stehenzulassen.

Denn obwohl die gelegten Eier klebrig sein sollen, läßt der Kitt wohl doch manchmal zu wünschen übrig. Durch irgendwelche Einflüsse, vielleicht durch die Strömung oder die Bewegung der Fische, werden wohl auch Eier auf den Kies geschleudert.

Beim Mulmabsaugen nun kann es durchaus sein, daß dann Eier mit abgesaugt werden...!

Wenn dem so ist, sieht man nach anderthalb bis 5 Tagen, vermutlich je nach Temperatur, die kleinen Larven am Rand der Wanne oder des Eimers entlang huschen! Deshalb ein 'weißer' Eimer...


Das erste Mal entdeckt hatte ich das vor 2 Jahren, als ich Mulm und Wasser eigentlich zum Blumengießen hatte stehen lassen. Und seitdem nehme ich beim Wasserwechsel auch stets ein bißchen Mulm mit aus dem Becken, vor allem aus den versteckten Ecken! Und man weiß ja nie . . .

Mulm fällt immer wieder reichlich an.

Im ersten Halbjahr des vorigen Jahres konnte ich dadurch immerhin 5 Jungtiere gesund großziehen und in den Bestand wieder integrieren. Und auch am heutigen Tag, wo ich dies hier schreibe, habe ich seit ein paar Stunden ein winziges Schmerlenfischlein im Eimer...! (Bei Vergrößerung mittig im Bild zu sehen, auf dem Weiß)



Wie auch wieder mindestens eines im Becken... :)



Diese Kleinen sind in Originalgröße 4 mm lang . . .


In den ersten 14 Tagen sind die Jungtiere sehr empfindlich! Ich rate daher ab, sie mit einem Kescher einfangen und umsetzen zu wollen. Das endet möglicherweise tödlich.

Es ist besser, die Larven mit dem abgesaugten Wasser und Mulm im Eimer zu belassen, und sie dort aufzuziehen.

Das ist ziemlich unproblematisch! Man braucht sich um nix weiter kümmern, als um Platz für den Eimer und hin und wieder ein bisschen frisches Wasser.

Futter findet sich im Mulm, wie schon geschrieben...!

Erst ab einer Größe von etwa einem Zentimeter zerbrechen die Kleinen nicht gleich, wenn man sie keschert.

Dann kann man sie bei Bedarf auch in ein Aufzuchtbecken umsetzen. Und dann auch langsam zufüttern. Dann sollte man natürlich auch auf Sauberkeit achten. Vergammeltes Futter ist niemals gut...! Schnecken leisten da gute Dienste...


Ich füttere Mikrowürmer. Ob auch anderes Kleinstlebendfutter angenommen werden würde, müsste noch ausprobiert werden.

Nach den ersten Wochen sollte dann auch mit Staubtrockenfutter gefüttert werden, damit es später nicht zur Futterverweigerung beim Trockenfutter kommt.


Mit etwa anderthalb Zentimetern können die Jungtiere dann zu den Alttieren ins Becken gesetzt werden. Dann sind sie kein 'Futter' mehr, und werden aber meist auch nicht weiter beachtet.


Wenn es gerade nicht die eigenen Eier sind, dann fressen die Yunnanilus so ziemlich Vieles...!
Das kann feingeriebenes Trockenfutter sein, Futtertabletten oder Granulatfutter.

Beim Lebendfutter dürfen es gern weiße Mückenlarven, Tubifex, kleine Wasserflöhe oder auch Mikrowürmer sein. Recht ungern, je nach Lust und Laune, werden Enchytraen und große Artemien angenommen.

Einfach ausprobieren, was schmeckt und was nicht...


Bei der Futtersuche nutzen die Schmerlen nicht nur ihre Barteln, um Futter zu 'riechen'. Sie sehen zudem auch ausgesprochen gut! Das kann man gut beobachten, wenn sie in einem 80er Becken auf der einen Seite das Futter rumwuseln sehen und drauf losschießen, wo sie zuvor auf der anderen Seite des Beckens gewesen sind. Ist doch eine beachtliche Sehleistung...!
Das Futtertier hat auch keine Chance. Alles, was ins Maul paßt, wird geschnappt, nicht mehr losgelassen und blitzschnell hinuntergekaut.


Das ganze Leben vollzieht sich bei diesen kleinen Schmerlen 'blitzschnell'. Das sollte man wissen und beachten, wenn man sich eher langsame, ruhige Fische wünscht.
Dafür sind diese Fische nicht nur am Boden, sondern gern auch mal in der mittleren Ebene aktiv. Immer mal wieder, nicht nur zur Fütterungszeit.
Mit ihrem stets munterem, lebhaftem und geselligem Wesen haben mich diese kleinen Schmerlen von Anfang an fasziniert. Und ich werde diese sicher auch noch lange halten und hoffentlich zahlreich vermehren.


Lg
manu