Mein Walstad-Experiment

  • Moin zusammen,

    vergangene Woche habe ich das Becken für meine Channa bleheri neu eingerichtet. Es hat die Maße 120x50x60. Beim Aufbau des Bodengrunds habe ich mich von dem Buch "Das bepflanzte Aquarium" von Diana Walstad inspirieren lassen. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt ein alter amerikanischer Aquarianer (Father Fish, Videos gibt`s auf Youtube). Ich habe mich für eine Mischung aus beiden Konzepten entschieden und ein paar Sachen weggelassen, bei Interesse gebe ich die Zutaten hier gerne an.

    Warum ich gerade dieses Becken ausgewählt habe, liegt zum einen daran, dass die bleheri für die Winterruhe in zwei Kunststoffboxen umgezogen sind. Dadurch bin ich bei der Beleuchtung und anderen Dingen in der Anfangsphase flexibler und die Tiere haben ihre Ruhe. Zum anderen hat mir die Einrichtung dieses Beckens schon länger nicht mehr gefallen. Ein dichter Pflanzendschungel hatte dafür gesorgt, dass ich die Schlangenköpfe selbst beim Füttern kaum noch sehen konnte. Zum anderen hatte ich zuletzt mit einem hartnäckigen Cyanobefall zu kämpfen. Kurzum: Es war nach einigen Jahren mal wieder eine Umgestaltung und gründliche Reinigung fällig.

    Ein Bodengrund nach der Walstad/FF-Methode ist im Grunde einfach umzusetzen. Die Zutaten werden gemischt und etwa 2-3 Zentimeter dick als unterste Schicht ins Aquarium eingebracht. Dazu kommt etwas Wasser, das war bei mir nicht nötig, weil noch ein kleiner Rest im Becken stand. Als Deckschicht habe ich den Kies aus dem Becken wiederverwendet. Während das Wasser ins Becken lief, habe ich einen Teil der Pflanzen (und einige neue) sowie die Wurzeln wieder eingesetzt - wie bei jeder anderen Beckeneinrichtung auch.

    Ich hatte vorher Bedenken, dass etwas Erde durch den Kies nach oben kommen könnte, das ist aber nicht der Fall.

    Wegen des höheren Nährstoffangebots habe ich die Beleuchtung etwas heller eingestellt als vorher.

    Nach ein paar Tagen gibt es noch nichts Negatives zu berichten. Die Pflanzen haben sich aufgerichtet und machen einen gesunden Eindruck.

    Die einzigen Tiere, die sich seit der Umgestaltung im Becken tummeln, sind zwei Stahlhelmschnecken, die schon vorher drin waren. Die bleheri kommen erst nach Ende der Winterruhe wieder ins Becken.


    Für mich ist das Ganze ein Experiment. Ich hatte das Buch von Walstad vor etwa einem Jahr gelesen und fand viele ihrer Ansätze interessant. Das Konzept ist ja im Grunde nicht neu, sondern eine Rückkehr zu einer Aquaristik mit möglichst wenig technischen Hilfsmitteln. In meiner Anfangszeit habe ich damals mit einer Torfschicht unter dem Kies gearbeitet, und das hat ganz gut funktioniert.

    Ich werde hier regelmäßig berichten, wenn es etwas Neues gibt und bin selbst gespannt, wie sich das Becken entwickelt.

    Da es hier nicht in erster Linie um die Tiere gehen soll, habe ich das Thema nicht unter Channa reingestellt.

    Grüße

    Andreas

  • steine werden immer nach oben wandern - frag mal einen bauern ; )


    ich kenne das walstad-konzept, zumindest die grundzüge, und auch father fish. aber ich bin immer davor zurückgescheut, weil ich meine böden bei sehr langer standzeit gerne durchsauge, manchmal auch, zumindest partiell, absauge und durchspüle


    aber ich bin schon neugierig auf deine erfahrungen

  • Ich war immer der Meinung Walstad - Aquarien sind reine Pflanzen - Aquarien und auch Deko - Objekte, ohne Fische.. :hmm:


    Das ein Aquarium mit Gartenerde funktionieren soll, ohne Filter und ohne Wasserwechsel ist irgendwie auch schwer nachvollziehbar.


    Zwar muss man nicht zwingend ständig Wasserwechsel durchführen, dies habe ich auch schon getestet.. Aber jahrelang kein Wasserwechsel ist schon sehr schwer vorstellbar.


    PS. Wenn ich richtig informiert bin, muss noch vor meiner Zeit, ein Forenmitglied ein ähnliches Experiment gestartet haben.

  • Wassermonster: Nö, das waren immer fischig besetzte Becken, wenn auch eher mit moderatem Besatz. Offenbar hast du das Buch nicht gelesen. Man kann durchaus filtern, wer soll das auch verbieten, Frau Walstad sicher nicht. In meinem Walstad-Becken läuft auch ein Filter.

    Das Gleiche gilt für Wasserwechsel. Walstad hat auch Wasser gewechselt, nur eben nicht so oft, sondern alle paar Monate.

    Das Konzept eines Altwasserbeckens hat ja auch D.W. nicht erfunden, das gibt es schon viel länger.

    In meinen Becken habe ich auch Altwasser, wenn man das unbedingt in eine Schublade stecken will.

    Experimente in dieser Richtung hat es sicher schon ein paar gegeben, aber jedes Becken ist anders.

  • Ich habe das Buch zwar nicht gelesen, aber die Idee fand ich auch spannend. Habe daher seid fast einem Jahr ein Garnelenbecken angelehnt an walstad. Zweitweise hat auch ein Fisch darin gewohnt. Jedenfalls ist ebenfalls ein Erdegemisch unten und eine Deckschicht aus Kies. Einen Filter nutze ich dort nicht, kleine Wasserwechsel mache ich gelegentlich schon. Es ist jedenfalls das stabilste und unkomplizierteste Becken überhaupt. nie Algen, immer alles tutti.

  • Sinclair


    Das Buch kenne ich gar nicht, habe davon erst hier im Forum erfahren.


    Ich habe nur gelegentlich kurze Dokumentationen oder Berichte darüber gelesen.


    Und ich kenne Berichte über Wohnzimmer - Deko - Aquarien ohne Fischbesatz, wo es einfach darum ging, schöne bzw. auch üppige Wasserpflanzen im Wohnzimmer oder als Raumteiler zu präsentieren.

    Diese Aquarien werden in der Regel ohne Filter, sowie ohne Wasserwechsel betrieben und sollen ab den 50 iger bis in die 70 iger Jahren sehr populär gewesen sein.


    Es kann aber natürlich sein, daß ich da namentlich etwas verwechselt habe oder daß es sich einfach um Vorgänger - Ideen der Walstad - Methode handelt.

  • Über die Walstad-Methode wird immer ziemlich kontrovers diskutiert, meist verstehe ich die Gründe dafür nicht. Es gibt doch sowieso nicht die eine allgemeingültige Methode, ein Aquarium zu betreiben. Viele Wege führen nach Rom und jedes Becken ist anders. Letztlich ist das Einbringen von Erde ja auch nur ein Weg, um den Pflanzen mehr Nährstoffe zur Verfügung zu stellen. Also das, was die Industrie mit Soil macht, nur mit einfacheren Mitteln.

    Ich würde mich auch nicht sklavisch einem Konzept unterwerfen und habe die Walstad-Methode ja auch abgeändert. Mit welchem Erfolg muss man abwarten.

    Ihr Ansatz ist ja, ihre Becken ohne den Einsatz von teuren Hilfsmitteln zu betreiben und auf natürliche Abläufe zu setzen. Das finde ich sympathisch. Als ich mit Aquaristik angefangen habe, gab es viele Sachen gar nicht, und wenn es sie gegeben hätte, hätte ich sie mir nicht leisten können.

    Wenn jemand einen ganz anderen Ansatz verfolgt, super. Es wäre ja langweilig, wenn hier alle das gleiche machen würden.

  • Ich habe mir gestern das Buch als ebook (leider) gekauft. Es ist schon ein mühsamer Brocken, dabei lese ich gerne und

    viel. Aber der Gedanke der ‚Low Maintenance‘, des geringen Arbeitsaufwands lockt mich schon :)

    Wie das mit meiner Vorliebe von (fischgerechten) Aquascapes zusammen geht, mal sehen. Ein 60cm Becken hätte ich frei :D. (Nur nicht die Zeit dazu)


    Ich werde in jedem Fall verfolgen, wie es dir und deinem Becken so geht!

  • Wobei man Deinen ersten Teil auch zu 100% auf das Walstad - Experiment beziehen oder besser übertragen kann..


    Frau Walstad stellt ja auch eine Art Heilsbringerin der "modernen" Aquaristik dar, an der sich die Geister scheiden..


    Und ihre Methode zu kopieren, stellt grundsätzlich auch keine eigene intellektuelle Leistung da ..


    Aber bei Deinem Schlußsatz bin ich voll bei Dir..


    Eigene Erfahrung machen, eigene Wege gehen, sich ausprobieren und die Ergebnisse publizieren - kann ich nur unterstreichen.


    PS. Ich beziehe mich da z. Bsp. auch auf meine ganz persönlichen Erfahrungen u. a. bei der Axolotl - Haltung.

    Das war auch komplettes Neuland für mich. Anfangs habe ich fast sklavisch Alles befolgt, was als unumstößlicher Maßstab galt.

    Letztendlich habe ich mich freigeschwommen, meine eigenen Erfahrungen gemacht. Ich richte mich jetzt ausschließlich nach den Bedürfnissen meiner Tiere - nur absolute Grundregeln (keine Starterbakterien, kein Dünger, kein Holz, keine Medikamente, kein scharfkantiger oder ummantelter Bodengrund im Aquarium) halte ich ein.


    Viel Erfolg Sinclair und lass im uns bitte an der Weiterentwicklung teilhaben. *ü*

  • Mintika: Ja, teilweise ist die Lektüre etwas mühsam, aber für die Umsetzung sind die biochemischen Zusammenhänge glücklicherweise nicht so wichtig. Falls alles stimmt, was sie da (mit Belegen und Zitaten) aufführt, kann man zumindest unter dem Strich festhalten, dass ihr Ansatz Hand und Fuß hat. Ich habe das Buch zweimal mit größerem Abstand gelesen und sicher auch nicht alles verstanden. Sie gibt aber auch Tipps, falls Probleme auftauchen, insofern hat die ganze Sache auch einen praktischen Bezug.

    Die Entwicklung meines Beckens werde ich hier posten, sobald es etwas zu erzählen gibt. Fotos stelle ich die Tage auch rein.

    So long

    Andreas

  • Das Becken steht jetzt seit knapp zwei Wochen. Die Pflanzen sind schon etwas gewachsen, vor allem der Wassernabel, der beim Einpflanzen nur ein nackter Stamm war, hat ordentlich ausgetrieben. Ich hoffe, es bleibt so. Probleme gibt es bislang nicht.

    Hier ein Blick ins Becken, hab leider nicht alles draufgekriegt.


    DSC_0747.JPG

    Also mir gefällt es und für knapp zwei Wochen ist es schon recht üppig.


    Ich bin gespannt, wie sich bei Dir die Algen entwickeln werden und ob sie sich im Rahmen halten.


    Bei Altwasser - Aquarien, zu denen ja Walstad - Aquarien gehören, kann es zu einem üppigen Algenwachstum und Vergrünen des Wassers, sowie der Scheiben kommen.


    Die Betonung liegt auf dem Wort: kann popcorn


    Ich habe bei meinen Aquarien, vorallem bei meinen Kaltwasser - Aquarien, auch die Wasserwechsel - Intervalle reduziert.

    Allerdings erst nachdem die Aquarien in einem stabilen ökologischen Gleichgewicht waren und natürlich überprüfe ich regelmäßig die Wasserwerte per Schnell-/Streifentest.


    Mit einem gewissen Anteil an Grünalgen muss man scheinbar leben.

  • w4tel: Wie stark? Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Ich habe die Fluval Aquasky LED mit 27 Watt, aber die Lichtstärke nicht voll aufgedreht, vielleicht 70-80 Prozent. Beleuchtungszeit aktuell sind 12 Stunden.

    Ich beleuchte das Becken sonst weniger, weil die Schlangenköpfe es lieber duster wollen. Die sind aber gerade in der Winterruhe. Ich beleuchte das Becken aktuell etwas mehr, damit die Pflanzen besser anwachsen.

    Wassermonster: Meine beiden anderen Becken betreibe ich mit Altwasser, Probleme mit Algen habe ich noch nicht gehabt. Gerade bei Altwasser hat sich ja in der Regel ein Gleichgewicht eingependelt.

  • So, Zeit für ein kurzes Update. Auf einem Anubia-Blatt ist eine Rotalge aufgetaucht, die ungefähr die Größe eines Ein-Euro-Stücks hat. Darüber freue ich mich sogar, denn in dem Becken hatte ich vor Jahren schonmal eine Rotalge, die dann aber nach einer Umgestaltung einging.

    Außerdem sind an manchen Pflanzen Bakterien aufgetaucht, die längere Fäden bilden. Kann man ohne Probleme mit einem Hölzchen aufrollen und entfernen. Muss man aber nicht, weil die auch von alleine verschwinden. Garnelen fressen die auch gerne, leider habe ich keine Garnelen mehr.

    Ansonsten alles gut. Die Pflanzen wachsen langsam aber stetig, ich hoffe, das bleibt so.