aquaristische Perversitäten

  • Moin,

    Toleranz ist richtig und auch wichtig - stimmt, keine Frage Heiko... ist ja eigentlich auch "nur" ein Austausch unter Hobbyisten hier und da gibt es nunmal viele Meinungen.


    Vielleicht mal ein (zugegeben an Stellen etwas hinkender?) Vergleich:

    Stellt euch vor, jemand könnte euch zu seinem Gefallem dreifach so große Füße "anbauen", als ihr normalerweise habt - fändet ihr das einschränkend oder nicht?

    Andererseits werden Menschen geboren mit "Fehlbildungen" (z.T. ohne Gliedmaßen usw. ...), die tatsächlich lernen, ein ganz normales Leben zu führen und sich sich trotz ihrer Einschränkungen fast völlig normal durchs Lebens "schlagen" und dabei nicht wirklich etwas vermissen (ich persönlich kenne jemanden, dem von Geburt an Hände und Füße fehlen und der ist trotzdem ein begnadeter Tischtennisspieler).


    Ist schon ein komisches Ding dieses Thema, oder?



    Trotzdem für mich: quasi bewegungs-/fortpflanzungs-/fast futteraufnahmeunfähige Zuchten von Tieren, die nur existieren, weil es gewissen Hobbyisten gefällt, finde ich fürchterlich!

  • Richtig Karsten, aber mit Toleranz meine ich, dass man dies bitte nicht jedem Züchter selektierter Arten mal pauschal unterstellt!😉 Der Begriff Hochzucht bedeutet für mich genau dieses verantwortungsvolle Verständnis zu den Grenzen dieser "Wissenschaft". Alles ander, was hier berechtigt angeprangert und aufgezeigt wurde, gehört da für mich einfach nicht dazu!

  • Es gibt ja auch genügend züchter, die sich bestimmten farbschlägen und/oder flossenformen verschrieben haben und trotzdem alles übertriebene, den fisch behindernde ablehnen.ich kenn um beim betta zu bleiben zu keinen deutschen züchter, der nicht vom rosetail abrät und warnt.die enormen flossen werden garnicht hier gezüchtet.man soll sich da nicht so an der begrifflichkeit "hochzucht" negativ aufhängen.

  • Hallo , jetzt schütten wir aber das Kind mit dem Bad aus . Hochzucht und Qualzucht sind 2 verschiedene Dinge . Wenn Tiere auf Schönheit (Hochzucht) gezüchtet sind , bedeutet dies nicht automatisch , das diese zum Krüppel (Qualzucht) gezüchtet sind . Ich gebe zu der Übergang zwischen beiden ist oft fließend .

    Jeder Züchter wird seine schönsten Tiere verpaaren und wenn er Geduld Wissen und etwas Glück hat wird er am Ende besonders schöne Nachzuchten erhalten . Das bedeutet gesunde , farblich schöne Tiere . Die Betonung liegt für mich auf gesund . Qualzucht ist für mich wenn Tiere so gezüchtet werden dass diese in ihrer Gsundheit / Lebens freude eingeschränkt sind .

    Grüsse Armin

  • Zucht ist doch planvolles Aussuchen von Elterntieren nach deren Merkmalen und somit das Bestimmen von Merkmalen der Filialgenerationen. Dazu gehört die Definition von Zuchtzielen und eine gewisse Organisation der Vermehrung der Tiere. Das wird seit Tausenden Jahren gemacht beim Haustier.

    Auch bei der Erhaltungszucht zum Beispiel in Zoos wird gezielt nach Merkmalen ausgesucht.

    Bei der Zucht geht es vordergründig auch nicht um die Interessen des individuellen Tiers, sondern um die Interessen des Züchters, selbst wenn hier das Ziel die Wiederansiedelung von Nashörnern, Lachsen oder Waldrappen ist.

    Wenn man die Elterntiere sich selbst finden lässt, wie man das bei der Haltung von Wildtieren auch macht, ist dies keine Zucht eher Nachzucht bzw. Vermehrung.

    Hochzucht ist nicht allgemein anerkannt definiert, für mich ist hier das Maß ausgedrückt, wie viel Anstrengung in das Erreichen von definierten Zuchtzielen gesteckt wird. Für andere ist es vielleicht die Abgrenzung des ambitionierten Züchters vom Vermehrer von Mischungen von Zuchtformen.

    Qualzucht ist für mich das gezielte Zustandekommenlassen von Tieren, bei denen anhand der Elternmerkmale vorher klar war, dass dies den Tieren Leid zufügen wird. Z.B. weil so große Kulleraugen bei manchen Katzen oder Hunden gewünscht werden, das Tier aber ständig Augenreizungen hat, weil es keinen richtigen Lidschluss hinbekommt etc.

    Es gibt Zuchtziele die intensiver Zucht bedürfen, sicher aber keiner ernsthaft als tierwohlgefährdend bezeichnen kann. Z.B. Geruchssinn und Spieltrieb bei Spürhunden, Ausgeglichenheit und Gelehrigkeit bei Hunden in der Unterstützung behinderter Menschen.

    Wenn das Abweichen von der Wildform gleichgesetzt wird mit verwerflicher Tierhaltung, dann müssen wir auch zurück zu Wolf, Wildkatze und Auerochse. Dann fällt das Frühstücksei eher klein aus und der Schweinebraten schmeckt anders.

    Intensive Zucht bzw. Hochzucht ist nicht das Verwerfliche, sondern die Ignoranz von Tierhaltern gegenüber dem Tierwohl bei Zucht und Haltung.