Nach Rückschnitt von Anubias barteri versterben Glühlichtsalmler innerhalb 24 h ???

  • Hallo zusammen,

    ich bitte Euch um Kommentare zu der folgenden (traurigen!) Beobachtung, die mir in mittlerweile gut 60-jähriger Praxis noch nie untergekommen ist. Ich schildere zuerst das Geschehen, dann schreibe ich die Fakten zum betroffenen Becken.

    Nach einem routinemäßigen Wasserwechsel, wie ich ihn in dem betroffenen Becken schon seit mehr als 6 Jahren durchführe (ca. 20% des Wasservolumens werden erneuert, ca. alle vier Wochen, mit vortemperiertem und hinsichtlich Leitfähigkeit, Karbonathärte/Gesamthärte gezielt eingestelltem Frischwasser, gemischt aus VE-Wasser gekauft und unserem Leitungswasser) , sind mir innerhalb 24 h mehr als die Hälfte meiner Glühlichtsalmler verstorben, und zwar (mit einer Ausnahme) ausschließlich die weiblichen (= größeren) Tiere. Die Fischlein schienen zunächst Sauerstoffmangel zu spüren, strebten an die Oberfläche und "schluckten" Luft. Danach wurden sie mehr oder weniger apathisch, bewegten sich nur noch langsam und verstarben innerhalb der nächsten ca. 6-8h. Die toten Fische sanken auf den Boden ab. Diese Symptome traten nicht bei allen betroffenen Tieren zu genau derselben Zeit auf, sondern in zeitlichem Abstand von bis zu drei Stunden; es scheint also so etwas wie eine "individuelle Empfindlichkeit" auf den Auslöser zu geben. Nun, nach gut einem Tag, sind von 13 gestern noch vorhandenen Glühlichtsalmlern noch 6 am Leben, ein Weibchen, fünf Männchen. Diese Überlebenden zeigen keine Symptome (mehr?), wirken aber irgendwie noch verstört, verschreckt. Die betroffene Population von Glühlichtsalmlern lebte bereits seit über 6 Jahren in dem Becken und war bis jetzt bei bester Gesundheit, siehe unten. Und, wichtig: Alle anderen aktuellen Mitbewohner (9 Zitronensalmler Hyphessobrycon pulchripinnis und 3 marmorierte Panzerwelse Corydoras paleatus) sind vollkommen unversehrt, fressen, jagen und balzen wie gewohnt.

    Es gibt zwei Dinge, die ich bei diesem Wasserwechsel zum ersten Mal gemacht habe:

    • Erheblicher Rückschnitt des vorhanden, starken Bewuchses mit Anubias barteri var. nana, nicht nur Blätter, sondern auch mehrere, kräftige Wurzelstöcke. Diese habe ich unter Wasser mittels Rasierklinge abgetrennt.
    • Zugabe von Dennerle "Carbo Care pro" in geringer Dosierung (4 ml auf 260l reines Wasservolumen, siehe unten).

    Diese beiden Maßnahmen habe ich deswegen erstmalig durchgeführt, weil der Bewuchs mit Anubias barteri var. nana im Becken kontinuierlich über die Jahre zugenommen hatte und mittlerweile fast alle anderen Pflanzen verdrängt hat (nur noch Restbestände von Rotala rotundiflora, siehe unten) und weil sich schwarze Pinselalgen ("Rhodochorton"?) an den Rändern der älteren Anubias-Bestände festgesetzt hatten.

    Nach meiner Überzeugung müssen diese beiden Maßnahmen, entweder eine für sich allein oder beide in Kombination (Pflanzensaft aus Anubias mit Glutardialdehyd aus Carbo care ??) die Ursache für das Unglück sein. Wer hat Ähnliches beobachtet, wer hat Erfahrungen?

    Soweit die Schilderung des Vorfalles, jetzt einige Fakten zum Becken:

    Bepflanztes Warmwasseraquarium ("Südamerikabecken"), betrieben seit Herbst 2017
    Maße 135 cm breit x 45 cm tief x 55 cm hoch (Sonderanfertigung)
    Tatsächliches, reines Wasservolumen inklusive Außenfilter ca. 260 l
    Beleuchtung mittels LED, vier Lichtfarben, mit Lichtsteuerung
    Beheizung mittels Bodenheizung und Heizstab, Steuerung durch Dennerle Duomat, tags 24,5°C, nachts ca. 23,8°C
    Hamburger Mattenfilter und ein großer Außenfilter (ca. 45 l) mit Luftheber ("Langsamfilter")
    CO2-Versorgung während 12 h über 2 Diffusoren, gesamt ca. 100 Blasen/min, nachts aus

    Wichtige Wasserwerte:

    Gesamthärte ca. 10 °dH
    Karbonathärte ca. 7-8 °dH
    Leitfähigkeit ca. 400 µS/cm
    pH von 6,9 (ca. 9h) bis 6,7 (ca. 18h)
    Nitrat zwischen 30 und 40 mg/l
    Nitrit nicht nachweisbar (<< 1 mg/l)
    Phosphat ca. 1 bis 1,5 mg/l

    Erstbeflanzung des Beckens:
    Anubias barteri var. nana (zunehmende Vermehrung mittels starker Rhizome)
    Echinodorus grisebachii (ca. 4 Jahre, gut, mittlerweile verschwunden)
    Rotala rotundiflora (ca. 5 Jahre gut, nun zunehmend von Anubias bedrängt)
    Lemna minor (sehr bald eingeschleppt, unvermeidlich und unverwüstlich; mein ständiger "Nährstoffausträger" durch Abschöpfen)

    Erstbesatz :

    20 Glühlichtsalmler; hiervon nach sechseinhalb noch 13 am Leben, bis gestern
    20 "Roter von Rio"; alle nach spätestens 3 Jahren verstorben
    20 Neonsalmler (Urform); alle nach spätestens 3,5 Jahren verstorben
    5 Marmorierte Panzerwelse, hiervon nach sechseinhalb Jahren noch drei am Leben

    Im Sommer 2019 wurden 16 Zitronensalmler nachbesetzt. Von diesen sind aktuell noch 9 am Leben.

    Alle aktuell im Becken lebenden Fische waren bis gestern bei bester Gesundheit und verhielten sich unauffällig.

    Beste Grüße, Holli52

  • mirhai

    Hat das Thema freigeschaltet
  • Hallo Holli,


    Erstmal bin ich begeistert, dass du alles so übersichtlich in deinem Thread geschildert hast.


    Ich habe häufiger schon größere Eingriffe an meinen Anubien (sollte ebenfalls nana sein) vorgenommen. Bei mir war das ehr gewaltigtätig - abknicken, abreißen.

    Bis jetzt hat das nie zu auffälligen Verhalten geführt, auch nicht im anschließender Easycarbo-Gabe. Da ist Hydroxypentanal drin - also vermutlich nicht vergleichbar.


    Was mir ins Auge sticht ist dein rechnerisch sehr hoher CO2 Wert (ich habe jetzt PH 6,7 und KH 7,5 aus deinen Werten genommen > 42mg/l CO2).

    Von dem Wert ausgehend und deiner Beschreibung, würde ich vermuten, dass die alten Weibchen die größten Probleme mit dem hohen CO2 Wert hatten und nicht genug Sauerstoff bekamen, nachdem auch noch ein CO2 Dünger dazu kam.


    Konntest du bei den anderen Tieren eine stärkere Atmung beobachten?


    VG,

    Janine

  • Moin Holli ! Willkommen auch von mir in dieser tollen Runde. Spannender Thread auf jeden Fall. Mußte mich

    aber jetzt auch ein wenig einlesen.... Da kam dann wohl ein Umstand zum Anderen mit deinem drastischen Rückschnitt..

    Gelesen habe ich wohl, das deine Glühlicht-Salmler bei guter Pflege eine durchschnittliche Lebenserwartung von etwa 3 bis 5 Jahren

    haben, also schon mal eine tolle Leistung deinerseits !! Anubia ist aber wohl NICHT giftig !! Blätter ganz nah am Rizom abschneiden..

    Ich habe keine Pflanzen aber mal mein Gedanke: Wird evtl. durch das trennen des Wurzelwerkes eine Art Saft freigesetzt ?? Jetzt bitte

    #nicht lachen, nur mal ein Gedanke, was auf die Salmler dann nicht positiv wirkt.. Bin mal gespannt auf noch andere Meinungen !

    Die Wasser Chemie geht ihre eigenen Wege.. Schönes Wochenende, Claus:erst mal nen Kaffee:

  • Wird evtl. durch das trennen des Wurzelwerkes eine Art Saft freigesetzt ?? Jetzt bitte

    #nicht lachen, nur mal ein Gedanke, was auf die Salmler dann nicht positiv wirkt.. Bin mal gespannt auf noch andere Meinungen !

    Der Gedanke ist total valide. Der tolle Duft von frisch geschnittenem Gras ist vom Gras selbst auch nur ein Abwehrmechanismus.

    Aber zumindest als einzige Ursache kann ich mir das nicht vorstellen, da ich das auch schon mehr als einmal gemacht habe.

  • Hallo zusammen,


    zunächst einmal ganz herzlichen Dank an Janine, Oehrchen und Foxi!


    Ja, der CO2-Gehalt war und ist in diesem Becken tatsächlich, sowohl rechnerisch als auch in der Daueranzeige (Dennerle Dauertest mit Bromthymolblau), durchaus hoch, die ca. 40 mg/l sind sicher die richtige Größenordnung. Ich habe schon länger nicht mehr titriert, aber das paßt. Mein Fehler war möglicherweise, dass ich dennoch das "carbo care pro" gegeben habe, wenn auch erheblich unterdosiert: Ich gab 4 ml auf 260 l Wasser, laut Dosieranleitung wären bis zu 10 ml möglich gewesen. Mein Ziel hierbei war nicht, den Pflanzen ausreichend CO2 zu bieten, die haben genug! Ich habe das gemacht, weil diese "Flüssig-Kohlenstoff-Dünger" in diversen Foren als geeignetes Mittel zur Bekämpfung von Pinselalgen genannt werden........

    Auf jeden Fall habe ich dazu gelernt, das Präparat kommt in den Problemmüll, nie wieder!


    Der Gedanke mit dem austretenden Pflanzensaft ist sicher absolut naheliegend, ich habe ja auch bereits an so etwas gedacht, siehe meine "Erstbeschreibung". Zusammen mit einer stark reaktiven Substanz wie Glutardialdehyd könnte da alles mögliche passieren. Mich hat nur erstaunt, dass ausschließlich die Glühlichtsalmler betroffen waren, und hierunter ganz besonders die Weibchen. Ich habe gerade diese Art bisher als sehr robust und "belastbar" erlebt.


    Es gibt noch eine einigermaßen erfreuliche Zwischenmeldung: Die sechs Überlebenden dieses gestrigen Vorfalles leben immer noch, sie scheinen jetzt über den Berg zu sein. Allerdings sind das jetzt 5 Männchen und nur noch ein Weibchen, das wird stressig!


    Weiterhin: Wenn jemand vergleichbare Beobachtungen oder Erfahrungen gemacht hat, ich freue mich auf Euer Feedback.


    Viele Grüße, Holli

  • hallo holli


    anubias geben, wenn sie geschnitten werden, oxalsäure ab, ein grund, warum ich - vor allem, um die pflanze nicht zu belasten - meine immer an den 'sollbruchstellen', die ja auch der natürlichen verbreitung dienen, abbreche und nie schneide


    empfindliche personen können darauf unter umständen allergische reaktionen zeigen (gibt es ja auch bei gräsern), und es gibt eine menge befürchtungen, aber ich habe noch nie davon gehört, daß die austretende oxalsäure auch tatsächlich eine auswirkung auf fische gehabt hätte, umso weniger bei dieser wassermenge - und zudem bei diesem zeitlichen abstand

  • Und noch einer zu Janines Frage "Konntest du bei den anderen Tieren eine stärkere Atmung beobachten?":

    Das ist schwer zu beantworten. Bei diesen Wasserwechsel-Aktionen sind eigentlich alle Fischlein gestreßt (Aufwirbelung des Mulmes, ich fuhrwerke mit der Hand im Becken, abgesenkter Wasserstand etc.) ==> alle verstecken sich und atmen erkennbar rasch. Aber das Hochsteigen an die Wasseroberfläche und das "Luft Schlucken" habe ich nur bei den Glühlichtsalmlern gesehen, und hier tatsächlich zuerst und besonders ausgeprägt bei den Weibchen ==> Deine Vermutung mit der besonderen Empfindlichkeit bei den alten Damen könnte schon zutreffen!

  • Hallo Holli,

    dann hast du aber unnötig viel/zu viel CO2 im Becken. Der Dauertest müsste gelb sein? Das solltest du reduzieren.

    30 mg/l CO2 kann man machen, in stark beleuchteten Becken mit vielen anspruchsvollen Pflanzen. Von mehr CO2 profitieren die Pflanzen nicht, dazu gibt es Untersuchungen. Und in einem normal beleuchteten, nicht anspruchsvoll bepfanzten, Becken, reichen 20 mg/l CO2 locker.


    Ich nutze auch ein Carbo Produkt (Easy Carbo) gleichzeitig mit CO2 Zufuhr. Aber immer nur morgens, wenn die Pflanzen genug Sauerstoff produzieren, und das Mittel auch verarbeiten. Und CO2 ist bei mir bei 20 mg/l. Mit Anubias Rückschnitt hatte ich noch nie schlechte Erfahrungen.


    Vermutlich war das Carbo, in Kombination mit dem Pflanzensaft, der Punkt, an dem es zu viel wurde in Kombination mit viel CO2.


    Nach der Tageszeit habe ich gefragt, weil es (auch ohne Carbo und Anubias) Probleme geben kann, wenn sowas abends, vor der Dunkelphase, gemacht wird. Bei Licht produzieren die Pflanzen genug Sauerstoff, da wird es nicht so schnell knapp, wenn durch mulmen und Pflanzen schneiden sauerstoffzehrende Prozesse stattfinden. Im dunkeln fällt das weg, dann kann es zu Sauerstoffmangel kommen.

  • Hallo w4tel,

    auch Dir herzlichen Dank! Das Austreten von Oxalsäure ist ein absolut wichtiger Hinweis, und ich könnte mir schon vorstellen, dass bei meiner gestrigen Aktion hiervon eine nennenswerte Menge in das Wasser gelangt ist. Ich hatte insgesamt 6 Schnittstellen in drei Rhizom-Strängen, und diese Stränge sind schon 8 bis 10 mm stark. Ich kann nicht aus dem Stegreif sagen, ob und wie Oxalsäure und Glutardialdehyd miteinander reagieren, aber das kriege ich raus!

    Sollbruchstellen habe ich an den ausgelichteten Pflanzen nicht ausgemacht. Das sind bei mir (natürlich jetzt nach gut 6 Jahren Wachstum .....) ziemlich kräftige, grüne Wurzelstränge mit bis zu 40 cm Länge und der o.g. Dicke bis zu 10 mm, die sich mit sehr vielen, weißlichen Haftwurzeln an Steinen und anderen Festkörpern verankern. Die dicken Stränge habe ich geschnitten, die Haftwurzeln dann von der Unterlage abgezogen/abgerissen.

    Ich schreibe nochmal, wenn ich etwas zur möglichen Reaktion zwischen Oxalsäure und Glutardialdehyd sagen kann. Das kann a bisserl dauern .....

    Herzliche Grüße, Holli

  • Zitat von Oehrchen: ..."dann hast du aber unnötig viel/zu viel CO2 im Becken. Der Dauertest müsste gelb sein? Das solltest du reduzieren."


    Ja, Du hast Recht, nach allgemeiner Einschätzung sind 40 mg/l schon unnötig viel, um die Pflanzen mit CO2 zu versorgen. Ob ich tatsächlich so viel habe, würde eine sorgfältige Titration zeigen, habe ich aktuell bisher nicht gemacht. Der Dauertest ist noch nicht wirklich gelb, eher hellgrün ==> nicht ganz eindeutig zu interpretieren. Aber > 30 mg/l sind es allemal.


    Dass dieser Bereich schon zu Atemnot bei Fischen führt, habe ich jedoch noch nicht gelesen. Hanns-J. Krause schreibt (Zitat): "Im Interesse der Fische sollten 60 mg/l nicht überschritten werden" (Zitat Ende). Bei Biotopmessungen an natürlichen Standorten fand er nicht selten CO2-Gehalte zwischen 60 und 80 mg/l ( Krause, Hanns-J.: Aquarienwasser. bede-verlag, 6. Auflage, 2007, Seite 53 ff.). Daher bin ich überzeugt, dass die relativ hohe CO2-Konzentration im Becken sicher nicht allein die Ursache ist. Aber, Du liegst sicher richtig, dass bei so einem Basis-Level an CO2 die zusätzliche Gabe von Carbo care pro ziemlich unvorsichtig war. Das wird auch nicht mehr passieren, siehe oben. Die Motivation war leider die Bekämpfung der Pinselalgen :(.........

  • Ich habe das mal unbeabsichtigt getestet (Feinregilulierventil der CO2 Anlage war defekt) Bei einem gelben Dauertest hingen die Perlhuhnbärblinge japsend am Boden (nicht an der Oberfläche, komischer Weise). Das dürften 60 mg/l CO2 gewesen sein. Es haben alle überlebt, weil ich sofort einen Luftsprudler reingehängt habe und natürlich die CO2 Zufuhr gestoppt.

    Mit 40 mg/l verschwendet du einfach nur CO2, es gibt keinen vernünftigen Grund, das Level so hoch zu halten.

  • Die betroffene Population von Glühlichtsalmlern lebte bereits seit über 6 Jahren in dem Becken und war bis jetzt bei bester Gesundheit,

    Die Lebenserwartung von Glühlichtsalmlern kenne ich nicht und habe sie auch noch nicht gepflegt.
    Aber, wenn es allen übrigen Bewohnern weiterhin gut geht, ist die Vermutung hinsichtlich ungünstiger Wasserwerte zunächst eher fraglich.
    Ein gelber Dauertest ist sicherlich deutlich Anlass, die CO2 Zufuhr zu drosseln.
    Meine Anubias habe ich auch geschnitten ohne ein besonderes Fischsterben hierdurch zu beobachten.
    Unsere Fische sterben nun mal und leben nicht ewig. Meist wenig bemerkt und schleichend nacheinander. Die Besonderheit hier ist das schlagartige Versterben!
    Eine Wechselwirkung von Carbo Care, hohem CO2 Gehalt und Anubiasschnitt ist grundsätzlich nicht auszuschließen.
    Hat sich bei der Fütterung etwas verändert?

  • mit den 'sollbruchstellen' meinte ich die ansatzstellen in den blattachsen, an welchen die stengel dünner sind und auch keine durchgehende faserung einen bruch behindert. auch in der natur können an solchen stellen pflanzenteile ausbrechen und sich so mit der strömung weiterverteilen


    die oxalsäure halte ich immer noch für an dem ganzen vorgang unbeteiligt. wie auch janine sagte, würden 6 schnittstellen mit sicherheit nicht ausreichen, um in dieser wassermenge eine wirkung hervorzurufen


    auch die rhizom-stränge lassen sich übrigens - auch bei 1 cm stärke - mühelos mit der hand brechen. ebenfalls an ehemaligen blattachsen

  • Hallo zusammen,


    so, jetzt hatte ich endlich Muße, wieder etwas beizutragen bzw. zu antworten.


    Zunächst vielen Dank Euch allen, die sich bisher an diesem Thread beteiligt haben. Für mich (als nicht mehr ganz jungen und auch nicht gerade Foren-erfahrenen) Aquarianer eine neue, sehr gute Erfahrung!


    Der Punkt CO2-Konzentration (zuviel?) hat mich nicht ruhen lassen. Daher habe ich heute schon eine Titration mit 0,05 N NaOH und Phenolphtalein als Indikator gemacht (Methode: Schwoerbel, J.: Methoden der Hydrobiologie - Süßwasserbiologie, UTB Nr. 979, Gustav Fischer-Verlag, 2. Auflage, 1980, Seite 22 ff). Ich habe um kurz vor 10h an drei Stellen des Aquariums (im Freiwasser ca. 10 cm tief, im Freiwasser ca. 30 cm tief und hinter dem Hamburger Mattenfilter ca. 10 cm tief) Proben gezogen und sofort bestimmt. An allen drei Stellen ergibt sich übereinstimmend eine Konzentration an freiem CO2 von 32 +/- 1 mg/l. Auch wenn nun die Konzentration im Tagesverlauf noch etwas ansteigen kann, ist dies für sich allein genommen ganz sicher keine Gefahr für die Fische! Da sind die Angaben von Hanns-J. Krause (Zitat siehe weiter oben) und meine eigenen Erfahrungen belastbar. Und durch die Zugabe des (unterdosierten!) Carbo care pro kann diese CO2-Konzentration auch nicht nennenswert angestiegen sein, vor allem nicht schlagartig, weil das CO2 erst mit der Zeit aus dem Glutardialdehyd freigesetzt wird.


    Ich hatte die CO2-Zugabe aus der Gasflasche vor gut einem Monat angehoben, von ca. 70 Blasen/min auf nun ca. 100 Blasen/min, nicht um meinen Gaselieferanten reich zu machen, sondern mit dem Ziel, etwas gegen die schon mehrfach erwähnten Pinselalgen zu tun. Das hatte keinen raschen Erfolg, aber tendenziell lässt sich nun ein Zusammenfallen dieser Algen beobachten, siehe das untere Photo. Das Photo stammt allerdings auch von heute Morgen, also nach der Glutardialdehyd-Dosierung. Daher ist das auch kein wissenschaftlich sauberer Beleg dafür, ob die Erhöhung der Blasenzahl für sich allein schon gewirkt hätte. Vom Zustand davor habe ich leider kein Photo.


    Diese Erhöhung der Blasenzahl ergab übrigens auch keine signifikante Veränderung des Dauertests, höchstens ein klein wenig heller, aber immer noch eher hellgrün, nicht gelb. Dieser Test ist vom Prinzip her träge, nicht gefeit gegen ein Eindringen von Störstoffen (auch über die Gasphase, genauso wie das zu bestimmende CO2) und liefert nach meiner Erfahrung brauchbare Orientierungswerte hinsichtlich ausgeprägter Veränderungen, ist aber zur Feinjustierung nur eine Krücke. Soll heißen, besser als nichts, aber diesen Test sollte man, wenn möglich, periodisch mit weiteren Methoden, also bspw. der schon von Janine genannten Berechnungstabelle über KH und pH, überprüfen!


    Ich habe ebenfalls heute auch schon versucht, die entnommenen Anubias-Rhizome (die noch auf unserem Komposthaufen liegen), zu brechen. Das funktioniert sehr gut (siehe Photo Nr. 1) und das sollte auch mit ganz frischem Material nicht anders sein. Nochmal danke an w4tel für diesen Tipp, beim nächsten Mal mache ich es so!


    Zum möglichen Höchstalter der Glühlichtsalmler habe ich Angaben zwischen 5 und 6 Jahren gefunden, in diversen online-Lexika zum Thema Aquarienfische. Also, wenn diese Angaben richtig sind, dann waren meine Tierchen in der Tat schon sehr alt. Trotzdem, wie Danio schon sehr richtig gesagt hat, dass ist noch kein Grund für das schlagartige Versterben innerhalb weniger Stunden. Im Zuge dieser Recherchen habe ich übrigens auch herausgefunden, dass meine noch lebenden Zitronensalmler ebenfalls schon ganz schön alt sind. Ich freue mich darüber, das Becken hat ja auch bisher (von den Pinselalgen abgesehen !) keinerlei Probleme bereitet.


    Eine Änderung beim Futter hat es nicht gegeben (außer natürlich eine kontinuierliche Anpassung an die vorhandene Individuenzahl). Es gibt Frostfutter (Artemia oder Weiße oder Schwarze Mückenlarven), im Wechsel mit Tetra Min Flocken, Tetra Min Granules, und hin und wieder eine halbe TabiMin, zur besonderen Freude der Panzerwelse.


    Zur Frage „Reagiert Oxalsäure mit Glutardialdehyd?“ ein Zwischenstand: Es ist eher unwahrscheinlich, dass es hier, unter den im Aquarium herrschenden Bedingungen, zu einer direkten Reaktion der beiden Substanzen miteinander kommt. Ich habe aber noch einen Kollegen angefragt, der davon deutlich mehr versteht als ich ==> hierzu folgt noch ein update.


    Noch eine Frage an Rio 180 hinsichtlich des Carbo care pro: Was meinst Du konkret mit „Richtig angewendet kann es sehr nützlich sein“ ? Es ist noch ein paar Tage hin bis zu unserer nächsten Problemmüllsammlung, will heißen, ich habe das Zeug noch.


    Und schließlich @ hobby: Die CO2-Zufuhr habe ich wegen der Pinselalgen angehoben. Den pH-Wert kann man prima über die KH einstellen, aber bei ständigem Absenken der KH verliert man Puffervermögen, und nicht zuletzt deswegen wird das Becken viel empfindlicher gegen eine CO2-Überdosierung! Daher gehe ich ganz bewußt nicht unter KH 7 (ich will auch nicht züchten), und da ist dann eine CO2-Zufuhr aus der Flasche schon angezeigt, wenn man guten Pflanzenwuchs haben möchte, der dann wiederum auch einen nennenswerten Nährstoffaustrag über Pflanzen-Rückschnitt ermöglicht.


    Nochmal danke und viele Grüße an alle Akteure,

    Holli

    Anubias_Rhizom_gebrochen.jpgRhodochorton.jpg

  • Hallo Holli,

    bis das Puffervermögen aufgebraucht ist, und es zum gefürchteten Säuresturz kommt, dauert es eine ganze Weile. Da reicht sogar eine KH von 1 noch gut aus (wenn du das CO2 nicht zu letaler Dosis aufdrehst).

    Und, du hast etwas falsch verstanden, glaube ich. Nicht das CO2 wirkt gegen die Pinselalgen. Sondern das generell bessere Wachstum, und der kontinuierliche Nährstoffverbrauch, der Pflanzen. Mit einem hohen CO2 Wert machst du den Fischen Stress, auch, wenn sie nicht gleich daran sterben. 31 mg/l mit Tendenz zu mehr wäre mir noch zu viel. Lieber 25 mg/l mit Tendenz nach oben! Damit wachsen deine Pflanzen immer noch gut, und für die Pinselalgen macht es keinen Unterschied.

    Pinselalgen sind ein "Endgegner", es gibt kein Patentrezept, um sie zuverlässig loszuwerden. Solche befallenen Blätter wie auf dem Bild zu sehen, rigoros entfernen. Und, jetzt kommen wir zu (einer) sinnvollen Anwendung von Carbo, die befallene Deko mit Spotbehandlung bearbeiten.

    Dazu das Carbo in der angegebenen Dosis pur aufziehen oder 1:1 mit Wasser verdünnen, und direkt auf die Pinselalgen nebeln. Wichtig, dazu den Filter 5 Minuten ausmachen, dann bleibt das Carbo länger an der Stelle. Das Ergebnis ist sehr befriedigend - die PA werden nämlich sofort hell, und nach zwei oder drei solchen Aktionen sind sie hinüber. Es ist nervig, weil man wirklich dran bleiben muß, aber es lohnt sich schon.

    Ich habe bei einem massiv PA befallenen Becken auch schon AlgExit (Salicylsäure) angewendet, damit bin ich zumindest die grobe Masse losgweorden, aber unter Verlust von Pflanzen und Beckenbiologie. Und die Algen kamen wieder, allerdings jetzt in dem Maße, daß ich sie mit Spotbehandlung Carbo, und striktes Entfernen befallener Pflanzenblätter, im Griff habe.