Zoofachhandel kauft kaum noch Nachzuchten auf

  • Auch, wenn ich mich sonst aus den meisten Forendiskussionen raushalte,
    ist das doch mal ein Thema, das mich was angeht.


    1. Ja. Ketten haben oftmals Verträge mit Großhändlern und
    die Mitarbeiter sind zudem auch angewiesen von Privat keine Tiere anzunehmen.
    Das hat zum einen den Grund, dass diese Tiere nicht in die entsprechende
    Warenwirtschaft übernommen werden können,
    zum anderen hat es etwas damit zu tun,
    dass evtl. auftretende Krankheiten nicht mehr zurückverfolgt werden können
    (der große Nachteil von Blockfiltern).


    2. Als kleiner Händler kann man bestimmte Fischarten nicht ankaufen, sondern höchstens annehmen.
    Hierzu gehören im Prinzip alle Lebendgebärenden Mix-Vermehrungen
    (reinerbige Zuchtformen und Wildformen sind in der Regel davon ausgenommen),
    Ancistrus dolichopterus, Pelvicachromis pulcher und alle maulbrütenden Malawibuntbarsche.
    Die Vermehrungsrate bei den Aquarianern ist bei diesen Arten so hoch,
    dass man als Händler bald gar nicht mehr wüsste wohin mit den Tieren, wenn man sie ankaufen würde.


    3. Grundsätzlich kaufe ich Tiere im Spree-Aquarium aus privaten Zuchten wesentlich lieber an,
    als dass ich sie vom Großhandel bestelle.
    Die Qualität der Tiere ist normalerweise wesentlich besser und sie sind meistens unser Wasser gewöhnt.
    Natürlich ist der Ankauf abhängig von Art, Größe und Anzahl.
    Über den Preis wird man sich im Regelfall einig.
    Bei uns darf man sich sogar aussuchen, ob man Bargeld haben möchte
    oder einen etwas höheren Betrag als Gutschein.



    4. Kijiji bzw. Ebay-Kleinanzeigen.
    Es ist natürlich jedem unbenommen, ob er seine Nachzuchten auf Kijiji anbietet oder nicht.
    Es gibt diese Plattform, warum sollte man sie nicht nutzen?
    Wenn Ihr diese Plattformen mal aufmerksam durchforstet, werdet Ihr feststellen,
    dass die Preise speziell für die oben genannten Arten bzw. Sorten extrem im Keller sind.
    Und je nachdem wie schnell der jeweilige Verkäufer seine Tiere loswerden möchte,
    unterbietet er die Preise auch noch.
    Welchen Preis kann ein Händler für seine Tiere noch erzielen, wenn er dabei versuchen soll,
    mitzuhalten und welchen Preis hättet Ihr im Vergleich zu den Kijiji-Preisen dann noch gerne von ihm?
    Bitte denkt dabei daran, dass er seine Miete, den Strom, Futter, Wasser, Medikamente,
    Personal und Steuern bezahlen muss… ach ja, selbst leben muss er auch noch.



    5. Börsen.
    Grundsätzlich finde ich Börsen gut.
    Jeder hat die Möglichkeit seine Nachzuchten dort an den Mann bzw. die Frau zu bringen.
    Es sind Knoten- und Kontaktpunkte für eine interessierte aquaristische Gemeinschaft.
    Mich selbst wird man allerdings auf Börsen immer ohne Tiere antreffen und das hat auch seinen guten Grund.
    Sind es denn wirklich immer Nachzuchten?
    Wenn ich an einem Freitag beim Großhändler einkaufe und dort verschiedene Menschen treffe,
    die ich am Sonntag auf der Börse wieder sehe, kann ich eigentlich davon ausgehen,
    dass die von ihnen verkauften Tiere keine Nachzuchten,
    sondern extrem gestresste, seit zwei Tagen in einer Tüte gehaltene Tiere sind.


    Auch die Überlegung, ob mehr Börsen veranstaltet werden sollen, ist zu überdenken.
    Bei den meisten kleinen Händlern wird deswegen nämlich kein Licht an,
    sondern vielmehr die Ladenbeleuchtung aus gehen.
    Zumal die bereits bestehenden Börsen teilweise schlecht besucht sind.


    6. Eine Frage die sich jeder selbst stellen muss ist:
    Ist Aquaristik mein Hobby oder möchte ich damit Geld verdienen?


    Meine Position als Händler ist ziemlich klar definiert.


    Ich bin der letzte, der einem anderen verbietet, sein Hobby aus sich selbst heraus zu finanzieren
    und wenn Ihr einen verständigen kleinen Händler vor Ort habt, wird er das genau so sehen.
    Redet mit ihm und Ihr werdet Euch sehr wahrscheinlich einigen.


    Wenn Ihr jedoch wirklich Geld mit der Aquaristik verdienen wollt, meldet ein Gewerbe an.


    Ich hoffe jetzt nicht zu vielen vor den Kopf gestoßen zu haben.


    Gruß


    Matze

  • Hallo Matze,


    ich kann Deine Position sehr gut verstehen und wenn ich Händler wäre, würde ich die Dinge genau so sehen, wie Du sie eben siehst. ;)


    Auf der anderen Seite ................. *wer weiß*


    Ich habe bis vor kurzem Guppys vermehrt und vermehre noch Goldmollys.


    Bei den Guppys hat mir vollständig gereicht, dass sie schön bunt waren, also keine bestimmten Zuchtformen.
    Unser 250 l Aquarium wurde für unsere Tochter, 14 Jahre, angeschafft und sollte zunächst gar nicht der Zucht dienen.


    Ich habe die Nachzuchten in zwei verschiedenen Foren angeboten und bin nicht ein Tier losgeworden.


    Endlich habe ich sie bei e-bay für eine geringe Schutzgebühr angeboten.
    Ich möchte nicht mit meinem Hobby Geld verdienen, aber auch nicht,
    dass meine Fischlis als Futtertiere verwendet werden.


    Den kleinen Händler um die Ecke habe ich eben genau nicht,
    ansonsten hätte ich den nämlich zuerst angesprochen.


    Nachdem ich Deinen Beitrag gelesen habe, werde ich versuchen,
    zumindest für meine Goldmollys mit meinem Preis etwas höher zu gehen,
    möglichst aber nicht unter 1 €.

  • Hallo Erika,
    Du hast völlig recht, als Futter sollten die Tiere nicht enden und auf gar keinen Fall in einem Porzellanrundmöbel mit Wasseranschluß.
    Ich kann ja grundsätzlich nur von mir ausgehen..., wenn jemand zu mir kommt und mir qualitativ ordentliche Tiere anbietet (auch, wie in Deinem Fall, Guppys oder Mollys) kann man mit mir immer reden.
    Eine "Schutzgebühr" von einem Euro ist aus meiner Sicht auch völlig in Ordnung, wenn Du die Tiere über Kijiji anbietest.
    Wenn jemand die Tiere aber für -,20 € "Schutzgebühr" anbietet, dann kommt da was aus dem Ruder.
    Ich finde es schade, dass Du in Deiner Nähe niemanden hast, der Dir die Tiere abnimmt.


    Gruß
    Matze

  • Namnd,

    Zitat

    aber auch nicht, dass meine Fischlis als Futtertiere verwendet werden.

    Zitat

    Du hast völlig recht, als Futter sollten die Tiere nicht enden

    Na, da sag ich auch mal was.
    Es gibt recht spezielle Fische, die nur mit echt guten lebenden Fischen als Futtertiere zu hältern sind.
    So z.B. Luciocephalus aura, die hatte ich letztes Jahr gehältert und vermehrt .
    Bei denen ist man echt darauf angewiesen, gute Futtertiere zu bekommen.
    Ich habe da lieber auf Tiere von privat zugegriffen, als auf Tiere aus`m Handel.
    Handelsfische sind zum Verfüttern einfach zu teuer und was die mit sich tragen weiß keiner.
    Von privat hab ich mir die Fischlis angeschaut, mit dem Halter gesprochen und so Infos bekommen,
    ob Krankheiten behandelt wurden oder nicht.
    So bin ich an gesundes Futter für extrem seltene Fische gekommen, die keine Hälterungsfehler verzeihen.

  • Ich stehe da voll hinter der Meinung von Matze. Ein Hobby soll Spaß machen und egal welches Hobby, es kostet immer Geld. Mal mehr, mal weniger. Ob man sich das leisten will und kann, darüber sollte man sich im Vorfeld Gedanken machen.


    Dazu kommt die Grundeinstellung des bequemen Online-Kaufes. Auch bei den Leuten hier im Forum werden die meisten Sachen online gekauft, weil es ja da um einiges günstiger ist. Die Tüte Frostfutter will ich dann aber wieder beim Händler um die Ecke haben. Das wird auf Dauer nicht funktionieren. Davon kann kein Händler seine Unkosten bestreiten oder vielleicht noch eine Familie ernähren. Irgendwann gibt es dann keinen Händler mehr um die Ecke und auch die Sonntagsbrötchen kannste dann am Mittwoch schon mal online bestellen.


    Bevor ich etwas kaufe, rede ich generell mit meinem Händler. ...und komischer Weise werden wir uns fast immer einig. Teilweise unter den Preisen der Online Shops oder zumindest in einem akzeptablen Rahmen. Will ich dann mal einen Fisch loswerden, so haben wir bislang auch immer eine Lösung gefunden. Es ist immer ein Geben und Nehmen.


    Wer natürlich denkt seine Unkosten zu decken, der wird enttäuscht werden. Das geht aber auch dem Reiter, dem Fotografen, dem Fußballer ebenso. Keiner wird die Kosten für sein Hobby erstattet bekommen. Da denkt aber auch keiner dran. Tierzüchter sind da nur etwas aus Vorzeiten verwöhnt, aber Zeiten ändern sich.


    LG Wolf

  • Hallo Wolf,

    Das wird auf Dauer nicht funktionieren. Davon kann kein Händler seine Unkosten bestreiten oder vielleicht noch eine Familie ernähren. Irgendwann gibt es dann keinen Händler mehr um die Ecke und auch die Sonntagsbrötchen kannste dann am Mittwoch schon mal online bestellen.

    Das ist genau der Punkt. Ich kaufe fast alles bei meinem fr...napf und werde dafür aber auch stets sehr gut beraten.


    ich sehe da Zeiten auf uns zukommen, wo wir nur noch online bestellen oder über Handelsketten.


    Na, aber vielleicht, muss es nicht gleich so schlimm kommen, nämlich wenn immer mehr Aquaristen den kleinen Händler berücksichtigen, auch wenn er sein Geschäft nicht gleich um die Ecke hat. ;)

  • Hallo Erika,

    Zitat

    Den kleinen Händler um die Ecke habe ich eben genau nicht.....

    ....und genau da irrst du dich.
    Schau doch mal hier, der ist ganz (Falkenhagener Str. 2
    13585 Berlin–Spandau) in deiner nähe.
    Ich habe zwar keine all zu große Meinung von ihm, aber meine Meinung ist ja subjektiv.
    An seiner Qualität gib es jedenfalls nichts zu meckern, er dafür aber auch etwas teurer als die Ketten.
    Ich denkemal, das du dort deine Nachzuchten u.U. auch los bekommst.

  • Bei uns kaufen die Zoogeschäfte auch nur vom Großhandel, aus den bereits angegebenen Gründen, Hygiene, Krankheiten ec., eigentlich schade, aber nachvollziehbar. Ich könnte jetzt 10 - 12 von meinen Krebschen in ein Geschäft in 1 h Autofahrt Entfernung bringen, wenn sie noch etwas gewachsen sind - weiß noch nicht, ob ich das mache, geht mir ja nicht darum etwas dran zu verdienen, sondern das sie gut unterkommen, aber der Aufwand sollte schon realistisch sein... ;( da wird mir für den Rest der Kleinen wohl auch nur ebay oder eine Fischbörse bleiben,wobei ich sie nie verschicken würde.
    Gute Nacht wünscht euch Obelix

  • Obelix bringt das wieder sehr gut rüber. Zitat:"...das sie gut unterkommen, aber der Aufwand sollte schon realistisch sein". Ich glaube als Hobby- Aquarianer ist eine erfolgreiche Vermehrung der Lohn. Das ist zwar kein materieller Wert, aber ein Hobby ist nun mal ein Luxus den man sich gönnt. Luxus kostet in aller Regel Geld, man bekommt dafür keins. Bei dem Beispiel wird 1h Autofahrt (hin und zurück rechne ich mal 10€) als hoch eingeschätzt. Dem gegenüber steht ja im Vordergrund das sie gut unterkommen. Ist die gute "Unterbringung" 10€ wert? Das entspricht etwa dem Wert des Blumenstraußes zum Valentinstag. Liebe muß man ja nicht durch Blumen wertschätzen.


    Ich habe auch noch zwei Hunde. Wenn ich mich vielleicht irgendwann nicht mehr ausreichend um sie kümmern könnte, würde ich wohl tausend Kilometer fahren und dem den Kühlschrank mit ihrem Lieblingsfutter vollmachen, nur um die Hunde in guten Händen zu wissen. Kosten und Aufwand spielen keine Rolle. (... und da wäre ich wohl kein Einzelfall)


    ... und jetzt würde ich nochmal die Frage stellen: Was ist mir denn nun wichtig? 10€, dann gibt es dieses Jahr mal keine Blumen oder das sie gut unterkommen?


    LG Wolf

  • Hallo Gerhard,

    ....und genau da irrst du dich.
    Schau doch mal hier, der ist ganz (Falkenhagener Str. 2
    13585 Berlin–Spandau) in deiner nähe.

    ich war heute dort. Er nimmt auch nichts mehr von privat. Die Gründe dafür sind auch für mich nachvollziehbar!



    LG

  • Hallo Karsten,


    ich habe nicht weiter nachgeforscht. Ich gehe mal von den üblichen Gründen aus.


    Stell Dir doch mal vor ich verkaufe dem 10 Goldmollys, die werden nicht einmal beim Händler, sondern beim Kunden krank
    und sterben. Meinetwegen hat der Kunde noch keine Erfahrungen und hat die Goldmollys unter ungeeigneten Bedingungen gehalten, so wird er ja nicht zugeben u. U. auch gar nicht wissen, dass seine Haltungsbedingungen die Ursache sind.


    Jetzt stell Dir vor der Kunde erfährt, auf welchen Umwegen auch immer, möglicherweise sogar vom erschrockenen Händler, der zunächst die Schuld von sich selbst weisen möchte, dass er die Tiere von privat gekauft hat. Was meinst Du, wer der Schuldige ist. Unter Umständen kriegt er zu hören: Wie kommen Sie denn dazu, Tiere von privat zu kaufen; ist das überhaupt erlaubt, die können doch schon krank gewesen sein, als Sie die gekauft haben.


    Dann darf der Händler noch bei dem Kunden einen auf schönes Wetter machen um am Ende nicht der ganz Dumme zu sein. *heul-1*


    Ich denke genau so könnte das abgehen.

  • ...und das ist üblich? ^^

  • Hallo zusammen,


    Zitat Rekord/Rainer


    ...und das ist üblich? ^^


    Üblich wohl gerade nicht, aber die Händler wollen sich eben absichern. Und Hand aufs Herz; jeder von uns ist ein ganz, ganz, ganz kleines bisschen wie dieser Kunde.


    Aber wirklich nur ein ganz, ganz kleines bißchen!!!! ;)


    LG

  • hallo zusammen,


    nein üblich ist das wohl gerade nicht.


    Aber wer von uns züchtet wirklich. Ich z.B. vermehre bloß.


    Mir fallen jetzt nur drei Forumsmitglieder ein: Doreen, Wolf and last but not least Armin.


    Wenn ich aber ausschließlich vermehre, kann ich Erbschäden nicht ausschließen. Wenn wir in der Geschichte etwas rückwärts gehen. Wo traten früher die meisten Erbschäden auf? Bei den Adligen!!! Die Bluterkrankheit war weit verbreitet.


    Das muss man den Tieren gar nicht gleich ansehen. Ich habe bei den Goldmollys z.B. einen Fall von Kleinwüchsigkeit gehabt.


    Bei dem Jungtier war das z. B. gar nicht erkennbar! Man hätte denken können einfach ein klein gebliebener Fisch.


    Bei einem Kunden .....der ein A.......ist, hätte es im Extremfall dazu führen können, dass er zum Gewerbeaufsichtsamt gehen würde. ;(


    Aber auch bei einem Kunden der eben kein A.....ist hätte es z.B. unangenehm werden können. Ich wäre sogar u.U. zum
    Händler gegangen und hätte ihn zur Rede gestellt. Frei nach dem Motto: Wo haben Sie die Nachzuchten her, wahrscheinlich von privat wie? Ist das überhaupt erlaubt? Wie können Sie mir erbgeschädigte Tiere verkaufen.


    Unter Umständen hätte der Kunde, wie ich z.B. all das gar nicht gemacht, sondern nur die Konsequenz gezogen, künftig bei einem anderen Händler zu kaufen. Schließlich hätte ich ja den vollen Preis bezahlt, (und nicht nur eine Schutzgebühr für
    ihn erhoben, damit er dann nicht als Futtertier endet) und will nunmehr ""vollwertige"" Tiere. Wobei sich die Vollwertigkeit eines Tieres sich nicht notwendigerweise aus der Erbreinheit ergibt. ;)