Statusbericht 21.4.2024 - Tag 10 des Befalls
Die Symptome haben sich nicht weiter verschlechtert und nach wie vor sind alle Tiere am Leben.
Salzgehalt liegt weiterhin bei 2 g je Liter. Gefüttert wird in Anbetracht der neuen anatomischen Herausforderung der betroffenen Tiere momentan drei Mal täglich mit winzigen Portionen kleingebröseltem Flockenfutter, feinem Granulatfutter für Guppys sowie Staubfutter für Babys.
Nun heißt es wohl, auf die Heilung zu warten, wobei ich nicht weiß, ob Mäuler überhaupt wieder nachwachsen. Hat jemand dazu Erfahrungswerte? Ich bin skeptisch, da ich immer mal Panzerwelse ohne Barteln hatte, die aus Kieshaltung stammten, deren Barteln auch auf feinem Sand nicht mehr nachwuchsen.
Meine größten Sorgenkinder sind die Gertrude, deren komplettes Maul bis zu den Augen fehlt und eine Gertrude, die einen roten, geschwollenen Bauch hat. Da scheinen entzündliche Prozesse an den Organen im Gange zu sein. Von Columnaris ist bekannt, dass sie auch Organe befallen kann. Es war das Tier, das ich als lethargisch bezeichnet hatte, jedoch hat sich hier Verhalten wieder normalisiert und auch die extreme Blässe ihres Mauls ist zurückgegangen, wie auch bei den übrigen Tieren, die solche Blässe im Kopfbereich zeigten.
Eine Gertrude, die durch die Erkrankung ihr Auge verloren hat (es wirkt eingefallen, als sei der Druck darin auf Null gesunken), kommt mit ihrer Behinderung gut zurecht, wie ich es auch schon mit Einäugigen Neonsalmlern erlebt habe.
Pflegemaßnahmen
Gestern habe ich einen gründlichen 50-prozentigen Wasserwechsel durchgeführt, bei dem ich die Hälfte des Aquariensandes mit der Mulmglocke durchwühlt habe, bis nahezu keine Schwebstoffe mehr austraten. Der Sand war - da ich ihn monatelang in Ruhe gelassen hatte - dunkel, aber frei von üblem Gestank und die Wurzeln waren weiß. Ich habe mich bei der Pflege an Walstad-Aquarien orientiert, auch wenn ich keine Erde unter dem Sand eingebracht habe, wie es sich für ein echtes Walstad-Aquarium geziemen würde.
Bewusst habe ich nur eine Hälfte des Sandes durchgearbeitet, da die andere schon vor etwa zwei Wochen dran war und ich solche großen Pflegemaßnahmen lieber staffle, als im Aquarium die ganze Beckenbiologie auf einmal über den Haufen zu werfen.
Anschließend habe ich wieder auf 2 g Salz je Liter aufgesalzen.
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Bilder von den kranken Fischen sind nicht möglich, sagst du. Aber hast du definitiv im Internet abgeglichen (zB bei JBL Fischkrankheiten), ob das Columnaris ist?
Endgültige Sicherheit könnte nur ein Tierarzt bringen, aber Anhand der Bilder im Internet bin ich mir relativ sicher, dass es sich um Columnaris handelt. Mit "Loch" meine ich den bloßliegenden Schlund, nachdem das Maul verloren ging ...
Dass dein Goldfisch wieder genesen ist, ist großartig! Hast du nur die Verpilzung medikamentös behandelt oder auch die Flossenfäule?
Eine Idee hätte ich, wo "plötzlich" Nitrat (NO3) her kommt: Wenn du alle deine Blätter gleichzeitig ins Becken gegeben hast, dann fangen die alle irgendwann auch gleichzeitig an sich stärker zu zersetzen.
Bei mir halten sich Blätter je nach Sorte eine Weile ganz gut und dann schaltet der Zersetzungsprozess den Turbo ein.
Ich glaube, du hast soeben die Ursache des Nitratanstiegs identifiziert!
Mit Buchenlaub - das ich seit einem Jahr benutze - hatte ich dieses Problem nicht, aber ich habe unlängst erstmalig einen größeren Anteil an Spitzeichenblättern eingebracht, auf die mein Aquarium anscheinend völlig anders reagiert.
Für mich bedeutet das, zukünftig die Blätter in kleinen Mengen nach und nach einzubringen und so eine stabile Menge beizubehalten, anstatt immer zu warten, bis die Blätter nahezu verschwunden sind und sie dann neu aufzustocken.
Was den längerfristigen Nitratgehalt betrifft, so lag er ohne das letzte Ereignis immer bei Null, so dass ich NPK zugedüngt habe, damit meine Pflanzen nicht verhungern. Es kommt bereits so mager aus der Leitung. Ich denke, nach Beseitigung der Ursachen wird er sich wieder bei Null einpegeln, wenn ich den Fehler mit den Blättern nicht wiederhole, aber das werden die kommenden Wochen zeigen.
Da die Tiere jetzt aber seit Tagen so zusammen sind, würde ich es glaube erstmal weiter aussitzen und nur bei geplanten Medikamenteneinsatz oder Verschlimmerung die Gruppe separieren.
Für diese Methode habe ich mich nun auch entschieden.
Wegen des Beckens und Besatzmischung:
Das hängt vermutlich von deinem persönlichen Sicherheitsbedürfnis ab.
Wenn ein bis zwei Monate keinerlei Auffälligkeiten mehr waren, würde ich die Besatzänderungen behutsam in Angriff nehmen.
Schaut mal, was ich gefunden habe:
"Die Bakterien der Gattung Flexibacter columnaris können in fast jedem Aquarium zuhause sein, wobei es bei guter Hälterungsqualität und abwechslungsreicher Kost zu keinem Krankheitsausbruch kommt, solange die Milieubedingungen passen."
Quelle: Zierfischforum.at
Vielleicht muss ich mir deshalb gar keine Gedanken machen, die Tiere nach Abklingen der Symptome und einger gewissen Karenzzeit mit den Übrigen zusammenzusetzen?
Ich finde es allerdings sehr befremdlich, daß Du die - eindeutig - kranken Fische im Gemeinschaftsaquarium belässt und die Ausbreitung der Krankheit im gesamten Aquarium in Kauf nimmst.
Befremdlich muss dir das nicht sein, es gibt hierzu verschiedene Herangehensweisen. Das ist ja das Schöne an unserem Hobby. Zu DDR-Zeiten hat man bei jedem Sypmtom oder bei der Ankunft neuer Fische Desi-Tropfen ins laufende Becken gegeben und es nach Ablauf der Wirkungszeit mit großem Wasserwechsel bereinigt. Separiert hat damals keiner, den ich kenne.
Auch heute halte ich ein Separieren nicht in jedem Fall für sinnvoll, sondern vor allem, um einem schwachen Fisch Ruhe zu gönnen und die Beckenbiologie sowie Schnecken und Garnelen vor Medikamenten zu schützen.
Man muss bedenken:
- Umsetzen in ein neues, nicht eingefahrens Becken mit anderen Wasserwerten bedeutet Stress für die Tiere.
- Ihre vertraute Umgebung und die Sicherheit ihres Schwarmes zu verlassen, bedeutet Stress für die Tiere.
Was Stress für das Immunsystem bedeuten kann, wurde in vorherigen Beiträgen bereits angerissen. Ob dieser Stress zugemutet werden soll, muss daher im Einzelfall abgewogen werden.
Quarantänebecken sind durchaus im Keller vorhanden. Die Erreger sind in meinem Fall aber so oder so schon im gesamten Aquarium ausgebreitet, da ich den Befall zunächst für eine Verletzung hielt, so dass sich die Frage erübrigt ...
Einen Befall der übrigen Becken kann ich im Krankheitsfall allgemein nicht sicher verhindern, nur das Risiko reduzieren durch eigenen Schlauch, eigenes Pflanzbesteck usw. Ist alles für jedes Becken einzeln vorhanden, was schon mehr ist, als die meisten Aquarianer an vorbeugenden Hygienemaßnahmen leisten können und wollen. Aber auch das gibt keine absolute Sicherheit, eine Wohnung ist nun einmal kein Labor.
Ich weiß, daß einige Aquarianer im Krankheitsfall das gesamte Aquarium aufsalzen - das ist aber eigentlich nur als Erste Hilfe Maßnahme gedacht, nicht als Dauerlösung.
Es gibt viele Aquarianer, die im Krankheitsfall bevorzugt auf Salz und Temperaturerhöhung setzen anstatt auf Medikamente, wobei speziell für Columnaris keinesfalls eine Temperaturerhöhung in Frage kommt, sondern eher eine Temperatursenkung. Manche Aquarianer geben zur Prophylaxe nach jedem Wasserwechsel einen Löffel Salz ins gesunde Becken. Lebendgebärende reagieren darauf zum Beispiel sehr positiv. Ich verwende die Salzbehandlung seit Jahren, da viele Erreger nicht mehr auf Medikamente anspringen. Der einzige Nachteil, den ich sehe, ist der, dass bei höheren Konzentrationen die Pflanzen ihr Wachstum einstellen.
Mit 2 g je Liter bewege ich mich aktuell in der Dosierung aber noch weit unterhalb der Grenzen des Möglichen. Da ich damit anscheinend dem Befall schon Herr werde, gibt es keinen Grund, noch höher zu gehen und werde diesen Salzgehalt in den nächsten Wochen beibehalten, ehe ich ihn hoffentlich langsam wieder ausschleichen kann.
Achtung: Natürlich ist die Methode nicht für jede Art geeignet. Wie für jede Heilbehandlung muss vorher eine sorgfältige Recherche einhergehen.
Ich drücke Dir die Daumen, daß Dein restlicher Bestand verschont bleibt und sich die Krankheit nicht noch auf Deine anderen Aquarien überträgt.
Dankesehr, das hoffe ich natürlich auch!
Wir sind uns in den Behandlungsmethoden im Hinblick auf Quarantäne und Salzgabe nicht sehr einig, ich danke dir aber trotzdem, dass du dir die Zeit genommen hast, hier zu schreiben und deine Erfahrungen mit mir zu teilen.