Beiträge von Acanthus

    Dank Home-Office konnte ich mich damit jetzt einmal intensiver beschäftigen. Larven gab es genug, nur sind sie mir zu tausenden eingegangen. Ab dem 10ten Tag ging in der Regel das Sterben los, jeden Tag reduzierten sie sich auf etwa die Hälfte. Ich habe mich durch alle Parameter durchgetestet, und konnte ein paar Mythen ausräumen:


    Wasserchemie

    • Salinitätsbedingte Dichteschwankungen werden erstaunlich gut toleriert. Extrembeispiel waren einige Larven, deren Umgebung in der Petrischale sich auf ca 60 aufkonzentriert hatte, und deren Färbung bereits von transparent auf milchig-weiss umgeschlagen war. Nachdem unter der Stereolupe zu sehen war, dass sie die Beinchen noch bewegt haben, habe ich die Salzlake in der Petrischale vorsichtig (aus osmotischer Sicht jedoch immer noch zu schnell) wieder verdünnt. Ab 40 wurden sie wieder transparent und aktiv. "Normale" Schwankungen der Salinität (ich habe mich bemüht, einen Bereich von 25 bis 32 einzuhalten, einzelne Behälter hatten verdunstungsbedingt jedoch auch mal bis zu 36).
    • Sowohl das "steinharte" Berliner Leitungswasser als auch demineralisiertes Wasser "funktionieren" zusammen mit einer preiswerten Meersalzmischung. Teuer bringt keinen Vorteil.

    Futter:

    • Phytoplankton funktioniert als Erstfutter, das große Sterben beginnt ab dem 10.Tag.
    • Liquizell genauso, Das JBL Artemio Flüssigfutter weniger. Es scheint weniger konzentriert als Liquizell, und wurde daher möglicherweise zu hoch dosiert, jedenfalls war es jedesmal eine der schnellsten Methoden die Larven umzubringen (die Charge war frisch).
    • Spirulina funktioniert, aber genauso wie bei Phytoplankton und Liquizell beginnt ab dem 10. Tag das große Sterben.
    • Zooplankton wird allem Anschein nach nicht gefressen, stellt eher eine Nahrungskonkurrenz dar. Die Larven wirken von grüßeren Mengen Zooplankton (unbestimmt, aus einer Wasser/Bodengrundspende eines laufenden MW-Beckens) eher belästigt. Das war noch einer der besser laufenden Versuche, bis die mitimportierten Spaghettiwürmer sich mitnichten als friedliche Detritusverwerter, sondern viel lieber als eifrige Jäger herausstellten! Das Biest kroch in der Ecke des Beckens hoch, in die die Larven von der leichten Strömung getrieben wurden, und angelte sich mit den Leimrutententakeln eine nach der anderen... Am nächsten Tag waren es dann 5 Spaghettiwürmer und kein Larve mehr. Schade, denn das war der Ansatz, der - wohl auch wegen Wechselwassers aus dem MW-Becken, am weitesten gediehen war.
    • Durchbruch war die Kombination von lebendem Phytoplankton und Polytase/Biozyme. Damit kommen fast alle durch.

    Der Text liegt jetzt seit einer Woche im Editor, ich komme nicht dazu ihn fertigzuschreiben, und die der Firefox zieht fast allen Speicher. Bevor ich ihn abschiesse, schicke ich ersteinmal ab was ich bereits geschrieben habe - in den naechsten Wochen werde ich leider kaum dazu kommen, den Rest zu ergaenzen, aber das kommt noch!


    Glaeser - Becken - Larvenkreisel:

    Fahrplan:




    Ich kehr mal wieder den alternden Nekromanten hervor, und hole einen alten Thread nach oben. Mit noch älteren Literaturhinweisen :)


    Zu dem Thema "Aquariendünger selbst rühren" gab es Anfang der 90er einen umfangreichen Thread u.a. in de.rec.tiere.aquaristik (drta), und (beginnend etwas vorher) auch in einigen amerikansichen Foren.

    Ich versuche einmal das ganz grob zusammenzufassen (ohne Garantie)


    Ausgangspunkt war, dass es zu der Zeit im Aquarienhandel einige (mindestens eines) sehr gute Düngesysteme gab, die über die Versorgung mit Grundnährstoffen (NPK) hinaus auch Spurenelemente berücksichtigten. (Liebigsches Minimumprinzip - das Pflanzenwachstum wird durch den Stoff limitiert, von dem nicht ausreichend da ist, alles was an anderen Stoffen darüber hinaus im Überfluss existiert, lädt nur ungebetene Gäste (Algen, (Cyano-) Bakterien) ein sich zu vermehren).

    Qualitätsentscheidend sind dabei

    • Zusammensetzung der Mischung (und die Abstimmung auf das Becken - der fliessende Übergang von Fischsuppe zu Dschungel hat deutlich unterschiedliche Ansprüche daran, welche Nährstoffe/Spurenelemente ergänzt werden müssen)
    • Stabilisierung einzelner Nährtoffe - Wer knackt die Chelatierung? UV-Filter, Bakterien, ...)
    • Zugabe "empfindlicher" Nährstoffe separat/täglich.

    In den USA waren diese, in Deutschland vertriebenen Systeme, durch Importe nocheinmal richtig teuer, die Motivation aus den eigentlich sehr preiswerten Chemikalien selbst etwas zu einem Bruchteil der Kosten zusammenzurühren war in der Community sehr groß. Hinzu kam, dass die jahrelang gepflegten Alternativrezepturen auf Basis verschiedener Grünland, Hydrokultur, ... Dünger wegen der inzwischen in Pflanzenaquarien gerne mitgepflegten Dekapoden (v.a. "Amano-Garnelen" (Caridina multidentata, damals noch als Caridina japonica unterwegs) nicht mehr verwendbar waren, da sie mehr oder weniger durch die Bank Kupfer enthielten (und immer noch enthalten).


    Die alten Diskussionen hierzu findet man übrigens, wenn man nach "PMDD" alias "Poor man's Dupla Drops", wegen des Konfliktes mit dem Nameninhaber umbenannt in "Poor man's dosing drops" sucht.

    Im Rahmen der Diskussionen setzten sich Ende der 90er zwei Paradigmen durch "Estimative Index" (EI) und das "Perpetual Preservation System".


    Welche Überlegungen stehen nun jeweils dahinter?


    PMDD - :

    Nimmt sich einen Faktor, den sowohl Algen als auch Pflanzen zwingend benötigen, und versucht die restlichen Parameter so einzustellen, dass der limitierende Faktor von den Pflanzen vollständig verbraucht wird, damit den Algen nichts mehr bleibt. In diesem Fall wird P (Phosphate) als der limitierende Faktor genommen, und ein leichtes Überangebot an Licht, CO2,Spurenelementen, N und K erzeugt, damit P von den Pflanzen vollständig verbraucht wird.

    Das erklärt auch, warum dieses System bei Starklichtbecken mit CO2 Düngung am besten funktioniert.

    PMDD enthalten in der ursprünglichen Variante keine Phosphate, bei reinen Pflanzenbecken reicht das nicht. Daraus wurden dann EI und PPS entwickelt...

    Zum "Ausmetern" der Parameter werden Nitrat und Eisen überwacht.

    EI - das Gießkannenprinzip (Tom Barr):

    Estimative Index dosiert von allem zuviel, damit ein Mangel gar nicht erst entsteht, geht davon aus, dass irgendein Parameter sich je nach aktuellem Verbrauch automatisch zum limitierenden Faktor entwickelt, und holt das zuviel dosierte dann über wöchentliche große Wasserwechsel (50% und mehr) wieder heraus. Damit ist dann wieder ausreichend "Luft" um über die Nachdosierung den limitierenden Faktor auch wieder ins Becken zu bringen.


    Perpetual Preservation System (PPS, PPS-pro), Edward

    dosiert auch Phosphate nach, und berücksichtigt die anderen Parameter quantitativ (Beleuchtung, ...). In der "Pro" Variante verzichtet es auf den Messaufwand (Das ist jetzt ersteinmal sehr knapp beschrieben, aber die passenden Links nachzurecherchieren dauert, und ich habe heute meinen Tortenkreisel noch nicht versorgt, und das Phytoplankton noch nicht aufgeschüttelt...).

    In Deutschland gab es parallel eine(?) lange Diskussion in der Newsgroup de.rec.tiere.aquaristik, in deren Endergebnis Andreas Kremser (Im Berufsleben Chemiker) die erste Massenbestellung der notwendigen Chemikalien organisiert und verteilt hat. Das lief in der Newsgroup lange unter dem Titel "Kremsers Badesalz", und es wurden regelmäßig Gerüchte kolportiert, dass aus dem Urlaub heimgekehrte Aquarianer ihren Fischen den Weg erst mit der Machete bahnen mussten.

    Jahre später hat er das Badesalz und inzwischen auch Varianten zum Beruf gemacht, und vertreibt die Dünger unter seinen Initialien/den Namen FerrDrAKon, etc.



    Viele Grüße, Tatjana

    Ich weiss, ich bin Nekromant, und der Thread ist uralt....

    Aber Welshöhlen müssen nicht auf dem Boden liegen. Man kann wunderbar einen HMF mit 2 Einschnitten (Kreuzweise oder als T) versehen, und eine Welshöhle (oder Garnelenhöhle) hineinstecken. Wenn es eine Sackloch-Höhle ist, wird die Funktion als Filtermatte nicht beeinträchtigt. Der auf der anderen Seite überstehende Teil sieht dann bei entsprechender Gestaltung aus wie ein Ast (nur interessant, wenn die Seite ebenfalls sichtbar (und ggf bepflanzt) ist.

    Wenn die Höhle am anderen Ende ein kleines Entlüftungsloch hat, wird die Filterfunktion etwas beeinträchtigt, aber der Nachwuchs nach dem Schlüpfen in den geschützten Mulmbereich hinter der Höhle gespült (Nur interessant, wenn im restlichen AQ Fressfeinde sind). Da wachsen die oft besser auf, als in so manchem Einhängekasten...


    verspätete Grüße, Tatjana

    Hast Du etwas passendes bekommen? Mach doch mal ein Photo beider Becken im aktuellen Zustand :)

    Zwei Wurzeln in passender Größe hätte ich sonst wohl noch, einmal Mopani in gut unterarmlang, verschnörkelter Unterseite, glatte Oberseite mit Verästelung, und einmal "Moorkien", relativ leicht/rauh, die müsste ersteinmal ein paar Ancistren zur weiteren Gestaltung übergeben werden und vermutlich auch eine Weile unter Wasser gehaten werden :)


    Gerade gegärtnert: Vallisnerien

    Heiko: Jein :)

    Was ich aus dem Experiment gelernt habe:

    • Wasserflöhe mögen keine Strömung, und in klarem, gefiltertem Wasser verhungern sie. In Algenbrühe vermehren sie sich, bis sie alles leergefressen haben, und verhungern dann. Das muss also von außen (oder aus einem Refugium) laufend nachgefüttert werden.
    • Muschelkrebschen mögen Filtermatten, bei ausreichend grober Mattenstruktur sind das für sie komplexe Höhlenanlagen mit eingebauter Nahrungsversorgung.
    • Hyalella azteca sieht das genauso, grobe Filtermatten sind echte Sozialbauten!
    • Hyalella azteca friss Javamoos bis auf das schwarze Gerippe ab. Andere Garnelen halten es bei ausreichend Appetit ähnlich.
    • Bodenbewohnende Oligochäten sind eine echte Bereicherung, wenn sie ausreichend Deckung (altes Laub, eine Reservatecke, in die die lieben Fischlies nicht hinkommen) erhalten, haben sie bei entsprechendem Besiedelungsvorsprung gute Chancen sich dauerhaft zu etablieren.D.h. einen Ansatz Glanzwürmer auf Filterschwamm kultivieren, und vor dem Einzug der ersten Flossenträger im Becken etablieren lassen.
    • Filtermatten sind eine erstklassige Trennwand im Becken, und auch ohne Pumpendurchspülung hilfreich.
    • Filtermatten kann man bepflanzen! (Juchu!) und sie funktionieren immer noch, und bieten in bepflanzten Zustand nicht nur Unterschlupf für Kleinstwirbellose, sondern auch Verstecke, Unterschlupf und Nahrungsgrundlage für alle anderen Bewohner.

    Erfolgreich getestet:

    • Filtermatte auf beiden Seiten bepflanzt, quer ins Becken geklemmt = Trennwand mit Versteckmöglichkeiten.
    • Das ganze schräg gestellt bietet auf der einen Seite eine Uferböschung, auf der anderen einen Überhang. Die Matte wobbelt ohnehin, dagegen helfen die dünnen grünen Plastikrohre der Länge nach durch die Matte gespießt.
    • Filtermatte zurechtgeschnitten, bepflanzt, als "getarntes Hardscape" im Becken, ist eine wartungsarme Bepflanzung, die bei Bedarf komplett herausgenommen werden kann, und nach einiger Zeit des Einwachsens kaum noch Matte sehen lässt. Trägermaterial für Bakterienkulturen, Kleinstwirbellose, Mulm, und natürlich die aufgewachsenen Pflanzen.
    • Auf der Filtermatte wachsen die üblichen Verdächtigen bestens (Bolbitis! Anubias! Javafarne!), Bucephalandren habe ich bisher keine (wenn jemand ein paar unscheinbare Stecklinge über hat, immer her damit :), sie machen das aber bestimmt ebenfalls gerne mit. Auch so manche wurzelnde Pflanze kommt mit den Filtermatten prima klar (was in Steinwolle wächst, tut das auch durch offenporige Filtermatten hindurch). Bei Pflanzen mit kurzlebigen Wurzeln wäre ich jedoch vorsichtig, denn abgestorbene Wurzeln sind aus der Matte nur durch den kompletten Ablauf der Verrottungsprozesse wieder herauszubekommen. Evtl lässt sich das mit Hyalella azteca beschleunigen, die vernaschen aber auch einige Moose.


    Vorbilder zu intensiv bepflanzten Filtermatten:

    Nahrungskettenaquarium 2.0, Test "Das Fischkino":


    Ein kleines Plexiglasbecken kopfüber im Sand eingegraben beherbergte eine Portion "Leben vom Friedhof" (Wasserflöhe, Muschelkrebschen, Cyclops, einige Tubifex-artige Oligochäten). Hechtline und Cories sahen denen gerne beim hüpfen zu, und lauerten ob nicht doch einer entfleucht:


    Kino.jpg


    Füttern lässt sich das, indem an die Bodenbohrung (jetzt zuoberst) ein Schlauch angeschlossen wird, durch den dann etwas Wasser-mit-Mulm eingespült wird. Gelegentlich wird dabei zur Freude der Lauerjäger der Innendruck zu groß und eine Ecke lüpft sich um eine Ladung Kleinstwirbellose in die große weite Umgebung zu entlassen. Sofortige Partystimmung garantiert !


    Die Bodenbohrung der Aqua Medic Acrylglasbecken ist mit einem ca 0.5cm hohen Rand verstärkt.
    Auf den Kopf gestellt garantiert das ein Luftreservoir für das kleine Refugium.

    Auf Dauer nimmt das in dieser Form jedoch eine Menge Platz weg, und integriert sich nicht besonders dekorativ in das Becken. Auch finde ich die rechtwinkligen Kanten etwas scharf. Nach ca. einem Monat habe ich das Experiment daher wieder aufgelöst.
    Im Prinzip scheint das System jedoch zu funktionieren, trotz entkommener Bewohner stellte sich ein halbwegs stabiler Grundbestand ein, für wesentlich halte ich dabei eine ausreichende Mulmschicht auf dem Boden, wie sie sich auch in den Wassertonnen bildet.

    Version 3.0 wird damit wohl entweder ein Plexiglasrohr, oder eine Eckfiltermatte :

    Fischfreies Refugium für Kleinstwirbellose im Becken, abgetrennt durch eine Filtermatte. Je nach Aggressivität des Futters auch eine Aufzuchtecke für Zufallsnachwuchs... Fütterung durch freiwillige Migration der Jagdbeute oder zeituhrgesteuerten Luftheber (Pneumatikventil).


    ... mal sehen. Momentan halten mich Nachzuchtexperimente zu Caridina multidentata und dazugehörige Phytoplanktonkulturen nachhaltig beschäftigt...


    Viele Grüße, Tatjana und der Tortenkreisel


    PS: Regentonne ist toll! Spart den Weg zum Friedhof :)

    Wenn Du baulicherseits noch die Möglichkeit hast, lohnt es sich über einen Bodenabfluß nachzudenken, und auch Bohrungen mit Notüberläufen in die Beckenplanung mit einzubeziehen.

    Im Falle einer Katastrophe spart es Geld und Nerven (und Nachbarn ;) wenn sich die Flutung in Grenzen hält.

    Lebensrettend kann dabei eine durch ein Sieb gesicherte Ablaufrinne, wie sie im Duschbereich verwendet wird, sein.

    Meine schlimmste Katastrophe war durch einen tropfenden Schlauch vom Wasserwechsel verursacht, der an der niedrigsten Ecke des nicht ganz im Lot stehenden Beckens einen minimalen Wasserüberstand mit leisem Rinnsal zur Folge hatte. Für die Epiplatys dageti war dieser Weg in die unbekannte weite Welt offenbar unwiederstehlich, sie sammelten sich über Nacht anderthalb Meter tiefer auf den Fliesen in einem dünnen Film Wasser. Am nächsten Morgen wurden sie voller Schrecken entdeckt, und mittels einer Plastikkarte und Wasserschwall erst in Tupperschüsseln, dann in ein Durchflußbecken, das im DauerWW aus ihrem Ursprungsbecken gespült wurde, transferiert. Bis auf einen, der leider in einen trockenen Eimer gesprungen war, haben erstaunlicherweise alle Freigänger überlebt.


    Tatjana

    ... Ich liebe Tageslichtbecken mit ihrem einzigartigen Licht das durch Fische und Pflanzen scheint und sie zum Leuchten bringt wie es auch Punktbeleuchtungen nicht hinbekommen. ... - und das mit den Algen ist inzwischen dank diverser helfender Wirbellose auch keine Katastrophe mehr :) Ca 2003 hatte ich ein Becken in dieser Art zwei Jahre zu laufen. Heute würde ich ihm entweder einen kleinen Luftheber mit mini-Schwammfilter spendieren, oder auch nur einen Luftschlauch mit 2 bis 4 Blasen/Sekunde in der Ecke für die Nacht. Nachfolgend meine seinerzeit geschriebene Beschreibung des Beckens:


    In der AGW (Arbeitsgemeinschaft Wirbellose) kam auf der Mailingliste die Idee auf, ob nicht ein Nahrungskettenaquarium denkbar sei, bei dem ausgehend von Algen über Wirbellose, eine aufeinander angepasste Population in der Lage ist, einen stabilen Bestand zu erhalten. In einem vergleichweise kleinen, filterlosen Becken von 30x20x20 habe ich hierzu den Versuch gestartet, das Becken nur mit Kleinstwirbellosen einzufahren.

    12l Flüssigbeton aus der Wasserleitung, feiner Sand, eine Handvoll Najas für's erste und ein Marmeladenglas voller Leben vom nächsten Friedhof. Hinzu kamen noch Kampfkrebschen von Bernd Poßeckert, Turmdeckelschnecken und Posthörnchen aus einer kleinen Scheibe "Eier in Gelee", die in der Najas-Tüte mitreiste. Insektenlarven hatte ich aussortiert und wieder zur Wassertonne zurückgetragen, bis auf eine Eintagsfliege, die mir noch zu Hause geschlüpft war.

    Fütterung fast täglich mit "grünem Wasser", Beleuchtung über Nachmittagssonne, in den heißesten Stunden spendet ein Baum noch Schatten, an sehr heißen Tagen muß ich das manuell schattieren. Ich hatte die Vorstellung eine Art "Nahrungskettenaquarium" hinzubekommen in dem ich vorwieged die Kleinstwirbellosen mit Algen füttere, und ein geringer Fischbesatz dann von den Kleinstwirbellosen lebt. Die Kleinstwirbellosen gediehen gar prächtig, es wimmelte und wuselte, in den Ecken hüpften die Wasserflöhe, und bei jeder Fütterung kamen gierige Oligochäten die Wände empor.


    0003-800x600.jpg


    Dann kam eine Gruppe Corydoras pygmaeus vom Händler kurzzeitig in dieses Becken in Quarantäne und fand die Kleinstwirbellosen ausgesprochen lecker. Das mit dem Nahrungskettenaquarium hatte sich mehr oder weniger erledigt nachdem die Cories ihre Einweihungsparty beendet hatten. Es blieben die Wasserflöhe und die Kampfkrebschen, in leicht reduzierter Populationsdichte. Die Cories zogen wenig später in ihr "großes" Becken ein, und das kleine stand leer. Die Algenkultur war im Winter wenig ergiebig, und so stand es ereignislos vor sich hin bis ich das Najas rauswarf (es bekam, zusammen mit den Kampfkrebschen, eine andere Pfütze), etwas mehr Sand aufschüttete, und die Zweitbepflanzung wagte. Dies ist das Ergebnis zwei Wochen nach der Neubepflanzung:


    0026-t-800x500.jpg



    Bei dem Kabel handelt es sich um eine "Fußbodenheizung", die sich bei dem feinen Sand jedoch als nicht sinnvoll herausgestellt hatte, und außer Betrieb genommen war. Das Becken lief daher techniklos, und folgte in seiner Temperatur der Umgebung.


    Einige Wochen später sind 10 Weißperlengarnelen von Ulf Gottschalk eingezogen, ersten Informationen nach N.denticulata, wobei das denticulata noch zur Diskussion stand bis Werner Klotz sich die Tiere angesehen hat und sie Neocaridina cf. zhangjiajiensis zugeordnet hat.

    In dieser Konstellation lief das Becken etwa zwei Jahre, bis sich sich deutliche Probleme zeigten: Beim Gärtnern v.a. in Beckenmitte zeigten sich dunkle, übelriechende Bereiche, und tote Garnelen waren die Folge. Die Garnelen mußten mit ihrem Nachwuchs umziehen, und beim Ausräumen zeigte sich, daß die Turmdeckelschnecken in diesem Becken offenbar keine große Population aufbauen konnten. Ohne jeden Filter und damit vor allem ohne Wasserbewegung ergaben sich wohl gerade in Bodennähe auch Bereiche in denen der Schwefelwasserstoff, der aus den anaeroben Bodenschichten aufstieg, für ausgesprochen lebensfeindliche Bedingungen sorgte.


    Zum einen war der Sand beim "einfach hinzuschütten" zu hoch geworden, zum anderen hatte ich nicht genug Leben im Boden, das dieses verhindert hätte - neben Turmdeckelschnecken hätten hier evtl noch einige bodenbewohnende Oligochaeten unterstützen können. Glanzwürmer, oder Tubifex kommen mir hier im nachhinein hierzu noch in den Sinn.


    Tatjana

    ca 1985:

    In meiner Lieblingsbuchhandlung fiel mir eines Tages ein Buch in die Hände in dem wunderschöne Unterwassergärten abgebildet waren. Fische gab es darin zwar auch, aber die Bilder hatten wenig mit dem gemein was sich mir bislang als Aquarium eingeprägt hatte. Landschaften, in denen die Zeit still zu stehen schien. Aquarien, in denen nicht bunte Fische die Hauptrolle spielten, sondern Pflanzen.

    Den schön bebilderten Fotoband aus Japan fand ich teuer, und stellte ihn bedauernd wieder in das Regal zurück.

    Tagelang haben mich die Aufnahmen verfolgt. Abgeschreckt durch das Preisschild schlich ich um das Buch herum, Stunden saß ich mit dem Band auf einer Trittleiter in der Buchhandlung und inhalierte die Bilder. Zu gerne hätte ich gewußt welche Pflanzen, welche Tiere in den Becken waren und was der Autor über die wunderschön gestalteten Aquarien geschrieben hatte, aber die kalligraphisch schönen Schriftzeichen stellten für mich eine unüberwindbare Barriere dar und erhöhten doch nur das Mysterium dieses Buches.

    Unerreichbar schien diese Welt.

    Geheimnisvolle Werte waren tabellarisch aufgeführt. NO2 - warum einen Wert nennen, der doch immer nur bei Null liegt? Die Pflanzen interessierten mich, doch in den Aquarienbüchern, die die Buchhandlung führte war von Fischen die Rede, von ihren Bedürfnissen, von Futter, und vom bösen Feind NO2. Der war in diesen Ratgebern auch nicht zwangsweise Null. Sogenannte Anfängerfische wurden empfohlen, und Tabellen aufgestellt wieviele in ein Becken sollten.

    Ein einziges Buch unter den vielen warb mit dicht bepflanzten Aquarien, erklärte die wuchernde Pflanzenfülle zur Grundlage guter Lebensbedingungen für die Fische. Das entsprach eher meinen Vorstellungen, und so ging ich nach langem Ringen mit beiden Büchern nach Hause.


    etwa 5 Jahre später

    begegnete mir eine Kleinanzeige, ein gebrauchtes Glasbecken, 80x60x60 schien groß genug um entsprechend der aus der Literatur gelernten Vorstellungen anfängerfreundliche Eigendynamik zu entwickeln, und so wurde telephoniert. "Natürlich ist es dicht", und "ich kann es auch vorbeibringen" waren die entscheidenden Stichworte, und so hielt dieses Becken bei mir Einzug. Bleibendes Endergebnis ist eine Faszination für Wirbellose, Wasserpflanzen, und unsichtbare Fische :).