Beiträge von Dieter Ott

    Hallo Janine,


    unsere Beiträge haben sich überkreuzt. Ich wusste beim Abfassen nicht, dass es sich bei Dir um einen Kunden handelt. Da stellt sich doch gleich die Frage: Was möchte der Kunde?

    Ein buntes Becken ist eine Zeit lang bestimmt sehr schön. Das kann auch spannend werden, denn dann tauchen vielleicht noch weitere Farbformen auf. Ansonsten wirst Du mit Rausfangen der abweichenden Tiere den Stamm in Richtung Red Texudo festigen, weil die Träger von Red Texudo unter den von mir beschriebenen Bedinungen und Einschränkungen Red Texudo weitergeben.


    Gruß

    Dieter

    Hallo in die Runde,


    vielleicht sollten wir an dieser Stelle festhalten, dass etliche Wissenschaftler und etliche Aquarianer aus der Praxis zum Thema Vererbung vieles veröffentlicht haben. Es gibt viele Erkenntnisse, aber es gibt dennoch immer noch offene Fragen. In den letzten Jahrzehnten hat es erhebliche Fortschritte in der Genetik gegeben. Etliche dieser neuen Erkenntnisse berühren uns Aquarianer nur peripher. Aber deshalb ist es sichlich sinnvoll, mit Vorbehalt zu formulieren.


    Ich nummeriere meine Antwort mal, damit eine Antwort leichter eingeordnet werden kann:

    1. Herkunft der Tiere und Historie

    Uns ist unbekannt, woher Du die Fische hast und wieviele Generationen Du sie bereits vermehrt hast. In Deutschland kann ich mir kaum reinerbige Stämme mit Ausnahme einiger weniger engagierter Züchter vorstellen.

    2. Genetische Einordnung der Elterntiere

    Nachdem der Thread mit Platy überschrieben ist, gehe ich von Xiphophorus maculatus aus. Red Texudo bedeutet nach meinem Verständnis (in Anwendung des Standards ISMX 01) rote Grundfarbe mit schwarzem Keilmuster. Ob hier eine Rolle spielt, dass es natürliche Populationen mit heterogamischen Männchen (XX, XY) gibt, während in anderen ein Dreifaktorsystem mit drei weiblichen Genotypen (WX, WY, XX) und zwei männlichen Genotypen (XY, YY) zu finden, kann ich nicht einschätzen. Dazu fehlt mir die züchterische Erfahrung. Aus praktischer Sicht würde ich einen solchen Einfluss aber eher verneinen, auch wenn viele Merkmale beschrieben sind, die an das Geschlecht gebunden sind (Schröder 1978 z. B. zur roten Färbung, Barolo 2006, ist im Internet mit Auflistung der Gene zu finden).

    3. Deine Theorie 1

    Du schreibst von einem Jungfisch mit Red Texudo-Merkmalen, wenn ich Dich richtig verstehe. Gleichzeitig merkst Du an, dass dieses Tier nicht reinerbig sei. Nachdem es ein Jungfisch ist, hast Du wohl kaum damit gezogen. Schließt Du die fehlende Reinerbigkeit aus dem gleichzeiigem Auftreten von Calico-Jungtieren? Mit Reinerbigkeit meinst Du doch wahrscheinlich reinerbig im Sinne von Red Texudo. Da meine ich, dass Reinerbigkeit durchaus gegeben sein könnte. Man müsste nur wissen, wie die Grundfarbe Rot und wie Texudo vererbt. Es wird für eine evt. Konkurenz darauf ankommen, wo die Gene örtlich liegen. Zu beachten ist sicherlich, dass Kirpičnikov (1987)

    auf die Vermutung verwies, dass sich in den Y- und X-Chromosomen Regulator- und Operatorgene befinden. Das ist für die praktische Zucht alles eigentlich viel zu theoretisch. Am besten kreuzt mit dem Elter zurück und schaust Dir die Nachkommen an. Dann wäre es bestimmt für uns Interessierte spannend, davon zu lesen.

    4. Deine Theorie 2

    Du schreibst von Calico. Im Sinne des Standards meinst Du, glaube ich, gepunktet im Sinne von "Salz und Pfeffer". Dies entspricht, wenn ich mich recht erinnere, dem Gen "spot sided Sp", in dem Kirpičnikov (1987) ein Supergen sieht. Wenn ich die verschiedenen Veröffentlichungen richtig deute, ist damit ein Gen gemeint, das an einem Genort mit verschiedenen Allelen präsent sein kann.

    Die Grundfarbe hast Du nicht erwähnt. Im Grunde stellst Du die Frage, wie lange auf "Vorrat" befruchtet werden kann. Stallknecht (1989) schreibt von Samenpaketen, die übertragen werden, sich aber dann auflösen und ausschwärmen. Sie begegnen den schubweise reifenden Eiern. Er schreibt von der monatelang bestehenden Gefahr unerwünschter Befruchtungen, die möglich sind. Allgemein wird davon ausgegangen, dass jüngeres Sperma bevorzugt zu den Eiern kommt. Darauf werden wir uns nicht verlassen können. Meines Wissens ist auch nicht untersucht, wie lange dieser Zustand hält. Bei einer Befruchtung im November ist es einfach die Realität.

    5. Deine Theorie 3

    Diese greift nur, wenn keine reinerbigen Stämme verwandt werden. Suche Dir einen erfahrene Züchter, dann wirst Du für etwas mehr Geld als im Zoogeschäft zu tollen Tieren kommen, die zu den gewünschten Merkmalen eng geführt wurden, die aber dennoch ihre Vitalität behalten haben. Unter diesen Umständen kannst Du vielleicht die Leistung im amerikanischen "Xiphophorus Genetic Stock Center", die genetisch untersuchte Stämme seit vielen Jahren züchten und für Versuche zur Verfügung stellen. Solche Fische findest Du auch an die Uni in Würzburg.

    6. Meine Gedanken

    Deine Beobachtungen zeigen, wie interessant die Vermehrung oder Zucht von Platys sein kann. Wer sie im Zoogeschäft sieht, ahnt nicht, wieviel Wissen inzwischen zu ihnen zusammen getragen wurde. Und man herrlich drüber reden und schreiben. Festzuhalten bleibt, dass die Wissenschaft immer noch nicht alle Rätsel entschlüsselt hat. Aber das vorhandene Wissen verlangt mir Respekt ab. Wir Aquarianer sollten es so weit wie möglich nutzen, denn die Fragen sind oft die gleichen, auch wenn es dann möglicherweise um andere Zusammenhänge geht. Du hast sicherlich von den Krebsuntersuchungen an Xiphophorus gelesen.


    Dir wünsche ich viel Erfolg mit Deinen Neugeborenen. Berichte von Deinem Nachwuchs, auch wenn unerwünschte Jungtiere dabei sind. Das ist wie im täglichen Leben.


    Gruß

    Dieter

    Hallo Knut,


    einen Ansatz kannt Du gerne von mir haben. Da ist bestimmt ein Zuchtpaar dabei. Vielleicht gehst Du wieder mal auf der Bertelsdorfer Höhe einkaufen...


    Dieter

    Hallo HzweiOfan,


    Kallman & Borowsky beschrieben 1971 das Gen Gn=schwarzes Genopodium. Ausgangspunkt waren die Arten X. maculatus, X. variatus, X. xiphidium und X. milleri, bei denen diese schwarzen Gonopodien gefunden wurden. In ihrer Arbeit untersuchten sie die Vererbung an X. milleri und X. variatus.


    Deine Beobachtung passt sehr gut zur Frage, die die Autoren aufwarfen. Denn sie fragten sich, ob diese schwarze Färbung sich auf das Verhalten auswirkt. Du hast beobachtet, dass dieses alte Männchen verhältnismäßig dominant auftrat.


    Gruß

    Dieter

    Bis in die heutige Zeit hat sich der Hinweis von Amlacher aus den 50er-Jahren (AT) gehalten, dass unsere Zierfische im Aquarium verfetten. Dies liegt vor allem an der viel zu reichlichen Fütterung. Wurmfutter muss sinnvoll eingesetzt werden. Ich gebe meinen Killifischen häufig neben den Artmia gleich Grindal. Tubifex erfüllen den gleichen Zweck. Annuelle Bodenlaicher benötigen die Energiemengen - natürlich neben Eiweiß -, um ihren Lebenszyklus zu bewältigen. Andere Fischgruppen benötigen zum Beispiel für die Zuchtreife entsprechendes Futter.

    Wir sollten uns immer überlegen, wozu wir welches Futter einsetzen. Ihr habt oben meinen Tümpelpartner (tuempeln.de) zitiert. In der Tat hängt der Futterwert der Wasserflöhe sehr von der Darmfüllung ab und schwankt im Jahresverlauf. Deshalb sind sie aber selbst noch im "leeren" Zustand wertvoll, weil sie wie eine kleine Diät angesehen werden können.

    Vielen Dank für die fruchtbare Diskussion. Bei den Fragen von Janine fällt mir auf, dass ich diese stufenweise Entwicklung gar nicht so ausgeprägt feststelle. Ich habe immer einen sehr großen Teil etwa gleich großer Larven. Ich werde im kommenden Sommer noch mal genauer drauf achten. Finde ich toll, dass Du Dir nicht einfach so was erzählen lässt, ohne es zu durchdenken.

    Ich finde, fachsimpeln lohnt sich immer.

    Janine

    Die (meist) Culex benötigen eine ziemlich gut kalkulierbare Zeit von der Eiablage zur schlupffähigen Puppe. Die Larven wachsen ziemlich einheitlich. So kann ich nach von mir vorhersehbaren Tagen bestimmte Größen der Larven fangen und füttern. Ich habe schon wenige Tage alte Thorichthys meeki mit frisch geschlüpften Larven gefüttert. Den Ringelhechtling hatte ich schon erwähnt. Die erwachsenen Fische packen die ausgewachsenen Larven, den Jungen gebe ich lieber kleinere.


    Konnte ich mich verständlich machen?

    Ich vermehre seit vielen Jahren Schwarze Mückenlarven im Mörtelkübel mit Brennesseltee. Mir war das Sammeln, Trocknen und Zerkleinern zu zeitraubend. Deshalb nehme ich pro Mörtelkübel (80 l) drei Handvoll Brennesseltee. Der Erfolg zeigt sich schnell. Ein Vorteil ist die zu kalkulierende gemeinsame Größe der Larven. So kann gezielt gefüttert werden, z. B. besonders kleine an junge Ringelhechtlinge oder eben größere an Chromaphyosemion. Bei denen kann ich dann postwendend den Erfolg an der Zahl der abgegebenen Eier ablesen, falls sie nicht mal wieder selbst Appetit auf einen Eiweißschub haben.

    In diese Kübel fällt alles Mögliche. Früher habe ich die Fremdanteile penibel abgelesen. Inzwischen kommt alles, was im Netz ist, samt Brennesselteestückchen ins Becken. Am Abend oder nächsten Morgen wird abgesaugt. So führt die Fütterung gleich noch zur Frischwasserzufuhr. Ich kann es empfehlen.

    Gruß

    Dieter

    Hallo Ole,


    vor einiger Zeit habe ich gewöhnliche Daphnien gezogen. Hierzu habe ich Algenwasser verwendet, dass ich in 5-l-Plastikflaschen mit Blumendünger gezogen habe. Der Algenansatz stammte aus einem Guppy-Becken, in dem das Trockenfutter wohl zu dieser Algenblüte geführt hat. Die Daphnien habe ich auch in solchen Plastikflaschen vermehrt. Diese Wassermenge ist noch gut zu händeln. Jeden Tag wurden die Kulturen zum Vermischen auf den Kopf gestellt. Täglich zog ich einen Anteil Algen ab und füllte mit Frischwasser auf. Klappte gut, bei meinen über 40 Aquarien aber keine ausreichende Menge.


    Gruß

    Dieter

    Hallo Janine,


    vielen Dank für Deine fotografischen Bemühungen.

    Festzuhalten ist, glaube ich, dass Du Dein Ziel erreicht hast. Gratuliere!.

    In der Größe, in der sich die Jungen jetzt zeigen, passiert Ihnen nichts mehr, falls nicht noch weitere im Filter geschrettert werden. Aber das hast Du ja schon abgestellt. Es ist zu merken, dass Du in vielerlei Hinsicht bei dieser Zucht gelernt hast. Irgendwie macht das doch Spaß, oder?


    Weiterhin viel Freude mit Deinen Fischen.


    Gruß

    Dieter

    Hallo Janine,


    Du legst ja gleich mit einer schwierig zu beantwortenden Frage los.^^

    Ich halte es für den einfachsten Weg, die Zebrabärblinge acht Tage ablaichen zu lassen und dann die Alttiere zu entfernen. Vielleicht hast Du noch - zufällig - irgendwo ein Aquarium zu stehen oder Du nutzt einfach für die Restzeit der Leihe einen Eimer.

    Bei den Zebrabärblingen solltest Du bedenken, dass sie nicht am gleichen Tag sondern ohnehin über mehrere Tage verteilt schlüpfen. Das bedeutet in der Praxis, das Du von vornherein mit unterschiedlch großen Jungtieren rechnen musst. Es kommt deshalb auf die Fütterung an, ob einige sehr sehr schnell viel größer als die anderen werden (sogenannte Vorwüchser), oder ob sie doch einigermaßen gleichmäßig wachsen. Glücklicherweise nehmen junge Zebrabärbling bereits Trockenfutter an. MikroMin hilft da z. B. ganz gut.

    Die Alttieren werden sich bei ausreichenden Futtergaben kaum an den Larven oder den Jungfischen vergreifen. Aber weil Fisch Fisch frisst, wird das wohl nicht für die Jungfische gelten. Sobald die Jüngeren als Nahrung möglich sind, werden sie danach schnappen.

    Viel Erfolg.

    Dieter

    Hallo Anubias,


    so recht weiß ich nicht, weshalb Du aus dem Fischbesatz auf eine ausreichende Düngung für diese schnellwachsende Pflanze schließen kannst. Zudem bestimmt der geringste Faktor, also der am geringsten vorhandene Stoff, ob es ausreichendes Wachstum gibt oder nicht. Die Fische tragen sicherlich Stickstoff ein. Aber sonst? Die spezialisierten Wasserpflanzenfreunde treiben großen Aufwand, um ihre Gewächse über die Runden zu bringen. Diesen Aufwand benötigt das Nixkraut nicht. Aber wenn es zusammenbricht, lohnt es sich, mal zu messen oder mäßig einen Volldünger einzusetzen.


    Gruß

    Dieter

    Hallo Ole,


    dass Du Dich für Killifische interessierst, freut mich sehr. Eier erhälst Du von den meisten Killifischarten ziemlich problemlos. Dann entsteht die Frage der Lagerung (Inkubation). Es werden annuelle und nichtannuelle Arten unterschieden. Die erstgenannten Arten müssen eine Trockenzeit durchlaufen (Ausnahmen bestätigen die Regel). So bekommst Du je nach Art Entwicklungszeiten von 14 Tagen bis 14 Monaten und mehr.

    Am besten informierst Du Dich zu jeder Art, die Du pflegen möchtest gesondert. Fang einfach mit einer Art an, die Dir gefällt!

    Viel Erfolg

    Dieter