Die Fischfamilie der Steinbeißer (Cobitidae), zu denen die Dornaugen gehören, stellt mit etwa 19 Gattungen in nahezu allen Wassersystemen, von Portugal bis Japan und von Sibirien bis Java, ein charakteristisches Element der eurasischen Ichthyofauna dar. Die den Aquarianern früher bekannte Gattung Acantophthalmus van Hasselt 1823 wurde aufgrund der Ergebnisse einer Überarbeitung in den 1990er Jahren in die Gattung Pangio umgewandelt. Die Gattung Pangio umfasst derzeit ca. 40 Arten, darunter sogar zwei Arten aus unterirdischen Gewässern Indiens. Die bisher neueste wissenschaftlich beschriebene Art ist Pangio pathala aus dem Jahr 2022.


Foto: Sewellia

Pangio kuhlii

Vorkommen: Thailand, Vietnam, Malaysia, Java, Borneo, Sumatra

Größe: bis 10 cm


Dornaugen leben im gesamten tropischen Asien. Das allgemeine Biotop für alle Arten ist ähnlich. Es sind zumeist langsam fließende Bäche und kleine Flüsse, die mit Torfmooren verbunden sind. Man findet sie auch in den Sümpfen selbst. Der Bodengrund besteht aus Erde, Torf oder Sand. Manchmal ist auch Schlick der Untergrund. Viele dieser Umgebungen sind mit alten Torfsümpfen verbunden und enthalten Schwarzwasser, auch wenn es sich um klares Wasser handelt. Solche Lebensräume werden typischerweise durch Randvegetation und das dichte Blätterdach des darüber liegenden Waldes beschattet. Das Wasser hat im Allgemeinen einen vernachlässigbaren Gehalt an gelösten Mineralien, ist schlecht gepuffert und der pH-Wert kann aufgrund der allmählichen Freisetzung von Tanninen und organischen Säuren aus der Zersetzung von Pflanzenmaterial nur 3,0 oder 4,0 betragen.

P. anguilliaris, P. cuneovirgato , P. semicincta, P. myersi , P. doriae, P. filinaris, P. malayana, P. piperata und P. shelfordii leben in derartigen Schwarzwasserbächen. Einige Arten kommen auch in klaren Gewässern vor, beispielsweise in Seen. Zu den Begleitfischen zählen u.a. Karpfenfische der Gattungen Rasbora und Puntius, die labyrinthischen Gattungen Betta und der Schokoladenguramis sowie die Langflossenschmerle Vaillantella maassi.


Bei Sauerstoffmangel nutzen Dornaugen die Darmatmung, ähnlich wie Schlammpeitzger. Die Ernährung der Dornaugen in der Natur besteht aus wirbellosen Wassertieren, Detritus und Algen. Dornaugen werden je nach Art 5 bis 12 cm groß und können bei optimalen Haltungsbedingungen bis ca. 15 Jahre alt werden.

Der für Schmerlen typische schleimige zylindrische Körper der Dornaugen ist im Schwanzbereich seitlich leicht abgeflacht. Der Körper ist mit kleinen zykloiden Schuppen bedeckt, die in die Haut eingebettet sind und die Schuppen unsichtbar machen. Der Kopf ist schuppenlos und die Seitenlinie fehlt. Die Augen sind mit einem transparenten, lederartigen Schutzfilm bedeckt. Dies ist hilfreich, weil sie sich gerne in den Grund einwühlen und nur der Kopf herausragt. Unter den Augen befindet sich ein gegabelter Klappdorn, der in einer Hautfalte verborgen ist und sich aufrichtet, wenn das Tier starker Belastung ausgesetzt wird, beispielsweise wenn es aus dem Wasser genommen wird. Daher ist Vorsicht geboten, da sich diese Stacheln in Netzen verfangen können und bei größeren Schmerlen sogar die menschliche Haut verletzen können.

Dornaugen haben entweder 3 oder 4 Bartelpaare. Die Hauptfarbe ist je nach Art hell, mit mehr oder wenigen dunklen Querstreifen. Auch innerhalb derselben Art variieren Farbe und Muster stark. Es gibt auch fast einfarbige Pangio-Arten.


Foto: Sewellia

Pangio oblonga

Vorkommen: Insel Java, Sumatra, Borneo, der malaiischen Halbinsel und in Thailand

Größe: bis 10 cm

Die Haltung im Aquarium

Für neu errichtete Becken sind Dornaugen nicht geeignet. Als Wasserpflanzen eignen sich Javafarn, Cryptocorynen, Vallisnerien und verschiedene Moose. Schwimmpflanzen, die das Licht dämpfen, sind ebenfalls ideal für ein Dornaugen-Aquarium. Die Filtration sollte für eine gewisse Oberflächenbewegung sorgen, aber zu viel Strömung sollte vermieden werden. Vorsicht ist geboten, da insbesondere die kleineren Exemplare in den Filter gelangen können, außerdem muss das Aquarium gut abgedeckt sein, da sie wie alle Schmerlen zum Springen neigen, insbesondere wenn sie in eine neue Umgebung gebracht werden.

Dornaugen können in kleinen Gesellschaftsaquarien ab 80 cm Kantenlänge mit vielen Pflanzen und verschiedenen Unterständen gehalten werden. Für die kleineren Arten wie Pangio cuneovirgata eignen sich auch Becken ab 60 cm Kantenlänge.


Foto: @Stefabla

Pangio cuneovirgata

Vorkommen: malaiische Halbinsel, Süd-Thailand entlang der Westküste der malaiischen Halbinsel (Bundesstaaten Kelantan, Terengganu, Pahang, Johor und möglicherweise Selangor), Sumatra (Provinzen Riau und Jambi) und West-Java

Größe: bis 5 cm


Meistens sind Dornaugen eher in der Dämmerung aktiv. Bei passendem Besatz und vielen Versteckmöglichkeiten (halbe Kokosnussschalen, Röhren etc.) sind Dornaugen auch oft tagaktiv. Besonders Pangio oblonga gelten als nicht scheu.

Oft scheinen Dornaugen nach dem Einsetzen in das Becken völlig zu verschwinden, aber im Allgemeinen tauchen sie irgendwann zwischen den Pflanzen auf der Suche nach Nahrung wieder auf, manchmal sogar mehr als einen Monat nach dem Einsetzen.

Wenn sich der Luftdruck ändert, werden Dornaugen unruhig und sie können dabei aus dem Aquarium springen. Daher ist eine dicht schließende Abdeckung für das Aquarium erforderlich. Es empfiehlt sich, die Einlasslöcher des Filters mit Schaumgummi o.ä. abzudecken, da Dornaugen ständig danach streben, in verschiedene Löcher und Spalten einzudringen.


Die Ernährung der Dornaugen im Aquarium basiert idealerweise auf Lebendfutter in Form von Mückenlarven und Tubifex. Auch Frostfutter (Daphnien, Cylops, Artemia, Mysis) nehmen Dornaugen gerne an. In der Aquarienhaltung zeigen sich Dornaugen jedoch häufig als Allesfresser. Wichtig ist, dass das Futter schnell absinkt und sie erreicht, bevor die anderen Aquarienbewohner es fressen. Dornaugen fressen jegliches Futter, das ins Aquarium gelangt, auch Trockenfutter und suchen den Bodengrund nach Nahrung ab, indem sie mit beneidenswerter Hartnäckigkeit im Boden wühlen. Unkontrolliertes Fressverhalten führt bei Schmerlen zu Überernährung und Fettleibigkeit. Zur Vorbeugung sollte einmal pro Woche ein Fastentag ohne Fütterung eingelegt werden. Obwohl diese Fische als sogenannte Putzerfische verkauft werden, benötigen sie für eine artgerechte Ernährung und zum Überleben eine abwechslungsreiche und reichhaltige Kost.


Foto: Lilimaus

Pangio anguillaris

Vorkommen: Provinz West-Kalimantan, Indonesien (Borneo), Sumatra, Halbinsel Malaysia, dem Fluss Chao Phraya in Thailand, Mekong in Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam

Größe: bis 12 cm


Optimale Wasserparameter: Wassertemperatur 22-30 °C ; Härte (dH) 5-20° ; pH-Wert 5,5–7,5.


Dornaugen sollten nur in Gruppen ab 5 Tieren, besser 10-15, gehalten werden, um ein artgerechtes Gruppenverhaltens vollständig zu zeigen. Die Arten der Gattung Pangio sind sowohl untereinander, als auch mit anderen Fischen friedlich und es gibt keine Berichte über Schäden an ihren Beckenkameraden. Dornaugen sind Laichräuber, stellen aber sehr kleine Jungfische, Garnelen und Schnecken eher nicht nach. Die besten friedlichen Begleitfische sind auch die, mit denen sich Dornaugen die Gewässer in der Natur teilen. Dies wären Arten der Gattungen Boraras, Danio, kleine Rasboras , Trichopsis , Sphaerichthys usw. Einige Bachschmerlen der Familie Nemacheilidae könnten ebenfalls geeignet sein, aber eine gründliche Recherche ist vor der Vergesellschaftung der Fische unerlässlich, da einige möglicherweise zu konkurrenzfähig, territorial oder aggressiv sind. Auf andere bodenorientierte Arten sollte, zumindest in kleineren Becken, zum Wohle der Dornaugen verzichtet werden. Die gemeinsame Haltung mit Bodenbewohnern, wie Panzerwelsen, Schmerlen, Grundeln o.a. ist grundsätzlich möglich, aber abhängig von der Beckengröße, der Besatzdichte und der Beckenstrukturierung.


Es gibt zwei Setups der Aquariengestaltung für diese Schmerlen.

Erstens: Man legt eine 2-3 cm dicke Schicht gekochten Torf auf den Boden. Darauf werden abgefallene und eingesunkene Blätter und kleine Zweige ausgebreitet. Pflanzen sind in diesem Fall nicht unbedingt erforderlich.

Die zweite (weniger extreme) Methode: Der Untergrund besteht aus feinem Sand oder Kies in dunklen Tönen. Darauf werden flache, kleine und mittelgroße Steine gelegt. Ein paar Treibholzstücke, bis zur Wasseroberfläche wachsende Pflanzen und verschiedene Moose vervollständigen die Beckeneinrichtung.


Foto: Lilimaus

Pangio doriae

Vorkommen: malaysische Bundesstaat Sarawak (Borneo), malaysische Halbinsel

Größe: bis 9 cm


Nachzucht im Aquarium

Die meisten im Aquarienhandel verkauften Dornaugen-Arten sind in der Regel Wildfänge, einige aber auch in Gefangenschaft gezüchtet. Kommerziell geschieht dies seit ca. 1975 durch Hormonspritzen, die die Fische zum Laichen anregen. Dornaugen-Nachwuchs in heimischen Aquarien sind eher selten und meistens sind es Zufallsnachzuchten. Gelegentlich sind es Pangio oblonga, die den Aquarianer mit wenigen Jungfischen erfreuen. Nachzuchten von Pangio kuhlii hingegen sind schon deutlich seltener. Von anderen Arten ist praktisch kaum etwas bekannt.

In der Natur legen Dornaugen ihre Eier saisonal ab. Erwachsene Weibchen sind typischerweise gedrungener und größer als Männchen. Männchen haben im Allgemeinen auch größere, breitere, schwarz gefleckte Brustflossen, wobei der 2. Strahl verlängert und verdickt ist. Die Reife von Dornaugen ist ziemlich spät, es scheint, dass sie erst mit etwa 2 Jahren voll ausgewachsen sind. Sind die Weibchen tragend, werden sie fülliger und man kann die grünlichen Eier durch die Bauchdecke erkennen. Allerdings gibt es in Aquarien manchmal Weibchen voller Eier, die keine Eier legen und an Laichverhärtung sterben.


Für eine angestrebte Zucht sollten einige Dinge beachtet werden. So sollten mindestens 8–10 Exemplare idealerweise in einem Artbecken angesetzt werden. Es muss darauf geachtet werden, dass die Dornaugen gut und abwechslungsreich fressen.

Auch im Zuchtbecken müssen viele Unterstände wie aufgeschichtete Steine, Wurzeln und dichte Pflanzenbüsche als Verstecke zur Verfügung stehen. Denn ohne Verstecke werden die Dornaugen scheu. Der Bodengrund sollte aus feinem, nicht scharfem Sand bestehen. Zur Beckenstrukturierung können Wurzeln, Treibholz und Äste eingesetzt werden, die so arrangiert werden, dass viele geschützte Bereiche entstehen. Durch die Zugabe von etwas trockener Laubstreu (geeignet sind Buchen-, Eichen- oder Seemandelbaumblätter, auch eine Mischung aus allen dreien ist möglich) wird die Natürlichkeit zusätzlich betont. Neben dem zusätzlichen Unterschlupf für die Fische, wird das Wachstum von nützlichen Mikrobenkolonien gefördert, wenn die Zersetzung stattfindet. Diese Mikrofauna kann eine wertvolle sekundäre Nahrungsquelle für Jungfische darstellen, wenn Tannine aus verrottenden Blättern freigesetzt werden. Die Blätter können im Aquarium belassen werden, bis sie sich vollständig zersetzt haben, oder alle paar Wochen entfernt und ersetzt werden. Um das Wasser weiter anzusäuern, können auch Erlenzapfen verwendet werden, die eine weitere bakterizide und antimykotische Wirkung haben. Es ist nicht notwendig, natürlichen Torf zu verwenden, dessen Gewinnung sowohl nicht nachhaltig als auch umweltschädlich ist.

Große Wasserwechsel, normalerweise 50–75 %, scheinen Brutverhalten auszulösen. Das Aquarium sollte nicht vollständig gemulmt werden. Etwas übrig gebliebener Mulm ist für die ersten paar Tage der Brut nützlich. Der Mulm enthält einzellige Lebewesen, von denen sich die Brut in ihrem ersten Lebensstadium ernähren kann. Auf den Wasserpflanzen lebt auch Mikrofauna, die als weitere Nahrungsquelle dient.

Die Inkubation dauert etwa 24 Stunden bei 25-26 °C. Bei der Geburt haben die 1,2 bis 1,5 mm großen Jungfische äußere Kiemen, die an Federn erinnern und nach zwei Wochen verschwinden, sowie einen großen Dottersack.

Wenn Jungfische aufkommen, können sie handelsübliches Brutfutter und Rettichtierchen annehmen. In den nächsten Tagen und Wochen frisch geschlüpfte Artemia. Um die Wasserqualität aufrechtzuerhalten, sollten täglich kleine Wasserwechsel durchgeführt werden.


Foto: @Oehrchen

Pangio oblonga Nachzuchten von @Oehrchen

Weiterführender Beitrag: Zufallsnachzucht von Pangio oblonga (Zimt-Dornauge)


Wissenswertes

Nach Kottelat und Lim (1993) wurde die Gattung Pangio anfangs in vier Artkomplexe ähnlicher Arten innerhalb der Gattung unterteilt:

der Pangio kuhlii-Komplex,

der Pangio oblonga-Komplex,

der Pangio anguillaris-Komplex

und der Pangio shelfordii-Komplex.

Die Gruppen wurden anhand der Zeichnung, sowie anderer Merkmale, wie der Anzahl der Strahlen der Brustflossen und der Wirbel eingeteilt. Dieses inoffizielle System wurde befolgt, bis Bohlen et al. (2011), der eine molekulare phylogenetische Analyse veröffentlichte, die bis dahin 18 anerkannten Arten, sowie eine Reihe unbeschriebener Arten umfasste. Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass es in der Gattung drei, statt vier Hauptkomplexe gibt.

Zwei Gruppen werden durch den Pangio anguillaris-Komplex und den Pangio shelfordii-Komplex repräsentiert, während die beiden Komplexe Pangio kuhlii und Pangio oblonga zusammen die dritte bilden. Die Arten in den Pangio kuhlii- und Pangio oblonga-Komplexen wurden bisher hauptsächlich anhand des Farbmusters unterschieden, d. h. die Arten sind gestreift, oder einheitlich braun, aber die molekulare Analyse zeigte, dass die gestreiften Arten innerhalb der einheitlich braunen Arten gruppiert sind. Sie weisen außerdem ein hohes Maß an morphologischer Verwandtschaft auf, mit Ähnlichkeiten in der Körperform und der Anzahl der Wirbel. Einheitliche braune Exemplare, die am selben Ort und in einer Gruppe mit Pangio malayana gefangen wurden, machen deutlich, dass es möglicherweise auch eine gewisse phänotypische Variabilität innerhalb der Art gibt.

Exemplare von Dornaugen, die nicht den bekannten Arten zugeordnet werden können und für die es auch noch keine wissenschaftliche Beschreibung gibt, werden vorerst mit Pangio sp. 'PAN01' bis 'PAN05' bezeichnet.


Weitere Dornaugen-Arten


Foto: Lilimaus

Pangio superba

Vorkommen: Borneo

Größe: 6 bis 8 cm


Foto: Sewellia

Pangio myersi

Vorkommen: untere Mekongbecken in Laos, Kambodscha, Vietnam und Thailand mit Typuslokalität Nong Khor (Südostthailand)

Größe: 11-12 cm


Foto: Sewellia

Pangio semicincta

Vorkommen: Derzeit wird angenommen, dass die Art auf der malaiischen Halbinsel, sowie auf den großen Sundainseln Sumatra und Borneo vorkommt.

Größe: bis 10 cm


Foto: Lilimaus

Pangio alternans

Vorkommen: Halbinsel Malaysia, Sumatra und Borneo (Sarawak)

Größe: bis 5 cm


Foto: Sewellia

Pangio shelfordii

Vorkommen: Halbinsel Malaysia, Sumatra und Borneo (Sarawak)

Größe: bis 8 cm


Schnellbestimmung der häufigsten Arten


Text: Sewellia


Quellenangabe: https://www.seriouslyfish.com/search/pangio#google_vignette