Aquaristikgeschichte: Principles of the Balanced Freshwater Aquarium - 1953

  • Principles of the Balanced Freshwater Aquarium

    By Laurence R. Richardson,

    Department of Zoology, Victoria University College, Wellington


    aus dem Jahre 1953 könnt ihr unter folgendem Link nachlesen:

    http://nzetc.victoria.ac.nz/tm…o05Tuat01-t1-body-d1.html


    Wie der Titel schon sagt geht es um eine historische Beschreibung der Funktionsweise eines Süsswasseraquariums im Gleichgewicht. Abschnittsweise übersetzen könnte man den Text beispielsweise mit https://www.deepl.com/translator

  • Danke für den Link!


    Ich habe mal reingelesen und finde ihn sehr interessant. Werde ihn mir nochmal in aller Ruhe anschauen.


    Hätte sehr großes Interesse an wenigstens einem solchen Becken. Denn bislang stört mich für drinnen die künstliche Beleuchtung und die Pumpe. Platz wäre für wenigstens zwei Becken.


    Danke, Frank, jetzt bin ich nicht nur gartenteichverrückt, sondern will auch noch Becken für drinnen... :-)


    Hast du Erfahrungen mit dieser Art Becken, ist es das, was bei dir Walstad ist? Dann möchte ich dich schon mal besuchen dürfen, bitte! :-)

  • Also einige Basics kann man sich da heraus lesen. Manches ist aber auch überholt. Ich würde heute kein Aquarium mehr komplett ohne künstliches Licht aufsetzen. Die Tage sind im Winter bei uns zu zu kurz und dunkel, und gut wachsende Pflanzen sind einfach sehr schön. Selbst mit billigen LEDs aus China kann man heute ganz gute Ergebnisse erzielen, und die verbrauchen wenig Strom und kosten nicht viel. Zudem lösen guter Pflanzenwuchs und eine Wasserzirkulation die meisten Probleme in einem Aquarium.

    Ich meine auch, daß damals die Standzeiten der Becken nicht so lange waren. In der Aquarienliteratur selbst aus den 80ern beispielsweise ist noch von einer Komplett-Reinigung einmal im Jahr die Rede, so richtig mit allem auseinandernehmen. Ein richtig betriebenes Aquarium kann heute 10 Jahre oder ev. sogar länger stehen (wenn man das möchte).

    Aquaristik mit wenig Technik nennt man üblicherweise Low Tech Aquaristik. Walstad ist noch eine spezielle Form, eigentlich Low Tech und Altwasser, und dann halt noch mit Erde und ein paar anderen Details. Aber das führt jetzt in dem Thema denke ich zu weit.

  • aquariumkugel (1).jpgaquariumkugel (2).jpgKugelaquarium- (4).jpgKugelaquarium von oben (1).jpgKugelaquarium von oben (2).jpgKugelaquarium.jpgkugelaquarium-minibeet.jpgDanke für den Link!

    sehr schön, ich versuche immer wieder mal, Becken auf dem Fensterbrett zu pflegen (oder Becken draußen über den Sommer zu pflegen), das geht auch sehr gut an Nordfenstern, allerdings wälze und filtere ich das Wasser, ich denke, dann ist das Problem des nächtlichen Sauerstoffmangels auch geringer, im Winter muß man bei dieser Himmelsrichtung zumindest zeitweise beleuchten.

    An Südfenstern ist das etwas schwieriger, weil die starken Wechsel der Licht- und Wärmeintensität vorhanden sind, hier braucht nach meinen Erfahrungen nicht zusätzlich beleuchtet zu werden. Aber auf Umwälzung des Wassers mag ich nicht verzichten, ich denke, das macht sich auch positiv auf die Schwimmpflanzendecke bemerkbar, die essentiell ist, alle meine Versuche brachten sehr schnell Fadenalgen an der Oberfläche und zur beleuchteten Seite bis weit in das Becken: nur mit einer Wasserpflanzendecke (kl. Muschelblume, Schwimmfarn, Limna, Wassernabel) läßt sich das komplett verhindern. Weil ich das Licht zur Fensterseite nicht komplett aussperren will, habe ich die Seite des Beckens angemalt (einfach mit Wasserfarben oder Dispersionsfarbe), die sich schnell und einfach wieder entfernen lassen, wenn man das Becken anders aufstellen will. Man kann sicher auch lichtdurchlässiges Papier nehmen, aber bei einer Kugel ist Anmalen einfacher und verrutscht nicht. einige Fotos zu Illustration:

  • ... Ich liebe Tageslichtbecken mit ihrem einzigartigen Licht das durch Fische und Pflanzen scheint und sie zum Leuchten bringt wie es auch Punktbeleuchtungen nicht hinbekommen. ... - und das mit den Algen ist inzwischen dank diverser helfender Wirbellose auch keine Katastrophe mehr :) Ca 2003 hatte ich ein Becken in dieser Art zwei Jahre zu laufen. Heute würde ich ihm entweder einen kleinen Luftheber mit mini-Schwammfilter spendieren, oder auch nur einen Luftschlauch mit 2 bis 4 Blasen/Sekunde in der Ecke für die Nacht. Nachfolgend meine seinerzeit geschriebene Beschreibung des Beckens:


    In der AGW (Arbeitsgemeinschaft Wirbellose) kam auf der Mailingliste die Idee auf, ob nicht ein Nahrungskettenaquarium denkbar sei, bei dem ausgehend von Algen über Wirbellose, eine aufeinander angepasste Population in der Lage ist, einen stabilen Bestand zu erhalten. In einem vergleichweise kleinen, filterlosen Becken von 30x20x20 habe ich hierzu den Versuch gestartet, das Becken nur mit Kleinstwirbellosen einzufahren.

    12l Flüssigbeton aus der Wasserleitung, feiner Sand, eine Handvoll Najas für's erste und ein Marmeladenglas voller Leben vom nächsten Friedhof. Hinzu kamen noch Kampfkrebschen von Bernd Poßeckert, Turmdeckelschnecken und Posthörnchen aus einer kleinen Scheibe "Eier in Gelee", die in der Najas-Tüte mitreiste. Insektenlarven hatte ich aussortiert und wieder zur Wassertonne zurückgetragen, bis auf eine Eintagsfliege, die mir noch zu Hause geschlüpft war.

    Fütterung fast täglich mit "grünem Wasser", Beleuchtung über Nachmittagssonne, in den heißesten Stunden spendet ein Baum noch Schatten, an sehr heißen Tagen muß ich das manuell schattieren. Ich hatte die Vorstellung eine Art "Nahrungskettenaquarium" hinzubekommen in dem ich vorwieged die Kleinstwirbellosen mit Algen füttere, und ein geringer Fischbesatz dann von den Kleinstwirbellosen lebt. Die Kleinstwirbellosen gediehen gar prächtig, es wimmelte und wuselte, in den Ecken hüpften die Wasserflöhe, und bei jeder Fütterung kamen gierige Oligochäten die Wände empor.


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    Dann kam eine Gruppe Corydoras pygmaeus vom Händler kurzzeitig in dieses Becken in Quarantäne und fand die Kleinstwirbellosen ausgesprochen lecker. Das mit dem Nahrungskettenaquarium hatte sich mehr oder weniger erledigt nachdem die Cories ihre Einweihungsparty beendet hatten. Es blieben die Wasserflöhe und die Kampfkrebschen, in leicht reduzierter Populationsdichte. Die Cories zogen wenig später in ihr "großes" Becken ein, und das kleine stand leer. Die Algenkultur war im Winter wenig ergiebig, und so stand es ereignislos vor sich hin bis ich das Najas rauswarf (es bekam, zusammen mit den Kampfkrebschen, eine andere Pfütze), etwas mehr Sand aufschüttete, und die Zweitbepflanzung wagte. Dies ist das Ergebnis zwei Wochen nach der Neubepflanzung:


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    Bei dem Kabel handelt es sich um eine "Fußbodenheizung", die sich bei dem feinen Sand jedoch als nicht sinnvoll herausgestellt hatte, und außer Betrieb genommen war. Das Becken lief daher techniklos, und folgte in seiner Temperatur der Umgebung.


    Einige Wochen später sind 10 Weißperlengarnelen von Ulf Gottschalk eingezogen, ersten Informationen nach N.denticulata, wobei das denticulata noch zur Diskussion stand bis Werner Klotz sich die Tiere angesehen hat und sie Neocaridina cf. zhangjiajiensis zugeordnet hat.

    In dieser Konstellation lief das Becken etwa zwei Jahre, bis sich sich deutliche Probleme zeigten: Beim Gärtnern v.a. in Beckenmitte zeigten sich dunkle, übelriechende Bereiche, und tote Garnelen waren die Folge. Die Garnelen mußten mit ihrem Nachwuchs umziehen, und beim Ausräumen zeigte sich, daß die Turmdeckelschnecken in diesem Becken offenbar keine große Population aufbauen konnten. Ohne jeden Filter und damit vor allem ohne Wasserbewegung ergaben sich wohl gerade in Bodennähe auch Bereiche in denen der Schwefelwasserstoff, der aus den anaeroben Bodenschichten aufstieg, für ausgesprochen lebensfeindliche Bedingungen sorgte.


    Zum einen war der Sand beim "einfach hinzuschütten" zu hoch geworden, zum anderen hatte ich nicht genug Leben im Boden, das dieses verhindert hätte - neben Turmdeckelschnecken hätten hier evtl noch einige bodenbewohnende Oligochaeten unterstützen können. Glanzwürmer, oder Tubifex kommen mir hier im nachhinein hierzu noch in den Sinn.


    Tatjana

  • Das las sich echt gut und interessant, obwohl überhaupt nicht mein Gebiet. Ich beschäftige mich gerade mal mit der Wasserflohaufzucht in meiner Regentonne.


    Wahrscheinlich wird ein unwissender Gast, der nicht sieht, was da alles in deinem Becken kreucht und fleucht, sagen, zumindest besser als ein Stillleben an der Wand!


    Gilt der Versuch eines Nahrungsbeckenaquariums mit Fischbesatz nun als gescheitert?


    Grüße Heiko

  • Heiko: Jein :)

    Was ich aus dem Experiment gelernt habe:

    • Wasserflöhe mögen keine Strömung, und in klarem, gefiltertem Wasser verhungern sie. In Algenbrühe vermehren sie sich, bis sie alles leergefressen haben, und verhungern dann. Das muss also von außen (oder aus einem Refugium) laufend nachgefüttert werden.
    • Muschelkrebschen mögen Filtermatten, bei ausreichend grober Mattenstruktur sind das für sie komplexe Höhlenanlagen mit eingebauter Nahrungsversorgung.
    • Hyalella azteca sieht das genauso, grobe Filtermatten sind echte Sozialbauten!
    • Hyalella azteca friss Javamoos bis auf das schwarze Gerippe ab. Andere Garnelen halten es bei ausreichend Appetit ähnlich.
    • Bodenbewohnende Oligochäten sind eine echte Bereicherung, wenn sie ausreichend Deckung (altes Laub, eine Reservatecke, in die die lieben Fischlies nicht hinkommen) erhalten, haben sie bei entsprechendem Besiedelungsvorsprung gute Chancen sich dauerhaft zu etablieren.D.h. einen Ansatz Glanzwürmer auf Filterschwamm kultivieren, und vor dem Einzug der ersten Flossenträger im Becken etablieren lassen.
    • Filtermatten sind eine erstklassige Trennwand im Becken, und auch ohne Pumpendurchspülung hilfreich.
    • Filtermatten kann man bepflanzen! (Juchu!) und sie funktionieren immer noch, und bieten in bepflanzten Zustand nicht nur Unterschlupf für Kleinstwirbellose, sondern auch Verstecke, Unterschlupf und Nahrungsgrundlage für alle anderen Bewohner.

    Erfolgreich getestet:

    • Filtermatte auf beiden Seiten bepflanzt, quer ins Becken geklemmt = Trennwand mit Versteckmöglichkeiten.
    • Das ganze schräg gestellt bietet auf der einen Seite eine Uferböschung, auf der anderen einen Überhang. Die Matte wobbelt ohnehin, dagegen helfen die dünnen grünen Plastikrohre der Länge nach durch die Matte gespießt.
    • Filtermatte zurechtgeschnitten, bepflanzt, als "getarntes Hardscape" im Becken, ist eine wartungsarme Bepflanzung, die bei Bedarf komplett herausgenommen werden kann, und nach einiger Zeit des Einwachsens kaum noch Matte sehen lässt. Trägermaterial für Bakterienkulturen, Kleinstwirbellose, Mulm, und natürlich die aufgewachsenen Pflanzen.
    • Auf der Filtermatte wachsen die üblichen Verdächtigen bestens (Bolbitis! Anubias! Javafarne!), Bucephalandren habe ich bisher keine (wenn jemand ein paar unscheinbare Stecklinge über hat, immer her damit :), sie machen das aber bestimmt ebenfalls gerne mit. Auch so manche wurzelnde Pflanze kommt mit den Filtermatten prima klar (was in Steinwolle wächst, tut das auch durch offenporige Filtermatten hindurch). Bei Pflanzen mit kurzlebigen Wurzeln wäre ich jedoch vorsichtig, denn abgestorbene Wurzeln sind aus der Matte nur durch den kompletten Ablauf der Verrottungsprozesse wieder herauszubekommen. Evtl lässt sich das mit Hyalella azteca beschleunigen, die vernaschen aber auch einige Moose.


    Vorbilder zu intensiv bepflanzten Filtermatten:

    Nahrungskettenaquarium 2.0, Test "Das Fischkino":


    Ein kleines Plexiglasbecken kopfüber im Sand eingegraben beherbergte eine Portion "Leben vom Friedhof" (Wasserflöhe, Muschelkrebschen, Cyclops, einige Tubifex-artige Oligochäten). Hechtline und Cories sahen denen gerne beim hüpfen zu, und lauerten ob nicht doch einer entfleucht:


    Kino.jpg


    Füttern lässt sich das, indem an die Bodenbohrung (jetzt zuoberst) ein Schlauch angeschlossen wird, durch den dann etwas Wasser-mit-Mulm eingespült wird. Gelegentlich wird dabei zur Freude der Lauerjäger der Innendruck zu groß und eine Ecke lüpft sich um eine Ladung Kleinstwirbellose in die große weite Umgebung zu entlassen. Sofortige Partystimmung garantiert !


    Die Bodenbohrung der Aqua Medic Acrylglasbecken ist mit einem ca 0.5cm hohen Rand verstärkt.
    Auf den Kopf gestellt garantiert das ein Luftreservoir für das kleine Refugium.

    Auf Dauer nimmt das in dieser Form jedoch eine Menge Platz weg, und integriert sich nicht besonders dekorativ in das Becken. Auch finde ich die rechtwinkligen Kanten etwas scharf. Nach ca. einem Monat habe ich das Experiment daher wieder aufgelöst.
    Im Prinzip scheint das System jedoch zu funktionieren, trotz entkommener Bewohner stellte sich ein halbwegs stabiler Grundbestand ein, für wesentlich halte ich dabei eine ausreichende Mulmschicht auf dem Boden, wie sie sich auch in den Wassertonnen bildet.

    Version 3.0 wird damit wohl entweder ein Plexiglasrohr, oder eine Eckfiltermatte :

    Fischfreies Refugium für Kleinstwirbellose im Becken, abgetrennt durch eine Filtermatte. Je nach Aggressivität des Futters auch eine Aufzuchtecke für Zufallsnachwuchs... Fütterung durch freiwillige Migration der Jagdbeute oder zeituhrgesteuerten Luftheber (Pneumatikventil).


    ... mal sehen. Momentan halten mich Nachzuchtexperimente zu Caridina multidentata und dazugehörige Phytoplanktonkulturen nachhaltig beschäftigt...


    Viele Grüße, Tatjana und der Tortenkreisel


    PS: Regentonne ist toll! Spart den Weg zum Friedhof :)

  • Toller Bericht Tatjana, Danke.


    Seltsamerweise fressen meine Hyalella azteca das Javamoos nicht ab, zumindest wuchert es mir das Zuchtbecken regelmäßig zu so das ich auslichten muss.

    Das liegt vielleicht daran das bei mir ausreichend sonstiges Futter von den Jungfischen übrig bleibt um die Hyalella azteca und N. davidi gut zu ernähren.