Fettgehalt des Flockenfutters

  • Im Aquarien Atlas (15. Auflage) von Riehl & Baensch steht folgendes: "Dieser [der Fettgehalt] spielt wesentliche Rolle für die Qualität eines Futtermittels. Bei Fischfutter sollte er möglichst niedrig sein!" (S. 873). In der Tabelle (S. 877) steht für Karnivoren 3-6%, Omnivoren 2-5% und für Herbivoren 1-3%. (Es steht auch Prozentzahlen für Protein und Rohfaser.)


    Ich habe die Internetsites der Hersteller ein Bisschen recherchiert und fast alle Sorten haben deutlich mehr Fett als was Riehl & Baensch empfehlen - sogar für Karnivoren. Dies gilt auch Tetra, und Baensch ist doch der Sohn des Tetra-Grunders und empfehlt im Buch ständig verschiedene Tetra-Sorten. Z.B. Tetra Min 10%, Sera Vipan 8%, JBL NovoBel 8,3%. Einige Sorten haben weniger aber sehr wenige unter 6%.


    Sind diese Grenzen veraltetes Wissen? 15. Auflage ist von 2007 aber der Text kann direkt von der ersten Auflage stammen. Gibt es neuere Studien?

  • Tja, das ist eine gute Frage und weil ich nur wenig solcher Futtermittel verwende, kann ich das gar nicht so aus dem Kopf heraus beantworten.

    Am besten wäre wohl der Vergleich mit der natürlichen Nahrung der Fische, z.B. bei eben solchen Futtermittelanbietern (Bachflohkrebse.de) -> da findest du Vergleichswerte, zumindest bei den getrockneten Futtertieren (der natürliche Wasseranteil fehlt da aber!). Aber auch anderswo im Netz findest du solche Angaben.


    Grundregel für AQ-Tiere aus meiner Sicht: möglichst wenig Fettanteil! (Bei Fertigfutter hängt das oft damit zusammen, dass sich die Wäre besser verarbeiten lässt und lagerfähiger ist.)

  • Fettanteile von einigen gefriertrockneten Futtertieren von verschiedenen Herstellern (JBL, Sera, Tropical, MultiFit, Dennerle):


    Rote Mückenlarven: 1,7-13,0 %

    Tubifex: 5,0-12.0 %

    Wasserflöhe: 3-10.0 %

    Artemia: 4,5-6,0

    Calanus: 13-22,0 %

    Krill: 6,3 %


    Der Anteil variert unglaublich viel bei verschiedenen Herstellern, vor allem bei roten Mückenlarven.


    Flocken- und Granulatfuttersorten mit geringem Fettanteil bietet vor allem Tropical - ich weiss nicht, wie die Qualität sonst ist.

    https://tropical-deutschland.de


    Stefan, kannst du ein paar Literaturtipps nennen?


    Einige Betta-Futtersorten:


    JBL NovoBetta: 9.0%

    sera Bettagran: 8.7%

    Tropical Betta Granulat: 4,7%

    Tropical Betta: 6,5%


    Ich bin nicht sicher, ob Nutztierfutter unbedingt das beste für die Gesundheit der Tiere ist. Z.B. werden Kälber mit fast eisenfreim Futter gefüttert, dass das Fleisch weiß wäre.


    VG

    Kouta

  • In der freien Natur fressen Fische in der Regel „frei Beet“, also von allem etwas - die Mischung macht’s also und das Maß muss man eben herausfinden.

    Es gibt auch mal Tage-/ Wochen-lange Fastenperioden mit nur extrem mageren Futter...

  • Genau...

    Danke Karsten!


    Die richtige Futtermenge und das Fasten sind wichtig.

    Es gibt Fische, wie z.b. die Guppys, die sind so unglaublich verfressen, da isses gut, wenn die mal ein...zwei Tage nix bekommen.

    Die bewegen sich nun aber auch nicht groß, auch nicht bei 2 Metern Schwimmraum...


    Andere wiederum bewegen sich irgendwie andauernd, verbrennen offenbar auch viel Kalorien. Die werden irgendwie nie fett!

    Das sehe ich z.b. bei den kleinen Welsen, den Otocinclus. Oder den Zwergschmerlen, die Yunnanilus. Die bekommen bei mir jeden Tag was zu fressen.

    Lebend- und Trockenfutter im Wechsel.

    Aber alle Fische bekommen nur soviel, bis der Bauch gefüllt ist. Da reichen schon kleine Mengen.

    So ganz ohne Fett geht es ja auch nicht. Die Futtersorten sind in den letzten Jahren in der Qualität immer besser geworden. Auch in Sachen Haltbarkeit.

    Ich denke mal, dass das schon okay ist mit dem höheren Fettgehalt. Man sollte seine Fische halt bewusst ernähren, so wie wir das bei uns auch tun sollten . . .


    Lg

    manu

  • Es gibt einen Zusammenhang beim Protein- und Fettverhältnis bei der "Verdauung" des Proteins. Das heißt, wenn nicht genug Fett vorhanden ist, geht das nicht genutzte Protein mit seinen Abbauprodukten ins Wasser! Darüber ist einiges geschrieben worden. Ich zitiere hier aus einer verfügbaren PDF:


    Es ist dabei mehr zu berücksichtigen, aber die Bedeutung des Verhältnisses von Fett und Protein sollte so deutlich werden. Kurz geschrieben: nicht die Konzentration ist für uns von Bedeutung, sondern das Verhältnis und die Qualität (Verdaulichkeit) der verwendeten Fette und Eiweiße.

  • Hallo Kouta,

    wie bei vielen Veröffentlichungen wird in der Aquaristik vergessen, dass man die Verhältnisse die in der Natur gegeben sind, nicht ohne weiteres auf die Aquaristik übertragen sollte. Natürlich, wir wollen das Futter einsetzen, was die Fische normalerweise in der Natur haben. Nur ist das bei weitem nicht sinnvoll.

    Es gilt abzuwägen. Fische im Wachstum, Fische die Geschlechtsprodukte neu produzieren müssen, alte Tiere. Bei der gleichen Art kann sich der Bedarf an bestimmter Zusammensetzung innerhalb ihrer Lebensspanne durchaus und erheblich verschieben. Andererseits, im begrenzten Volumen des Aquariums sind die Stoffwechselprodukt bei der Fütterung der Fische so zu beeinflussen, dass sich die gewünschten Wasserwerte für Pflanzenwuchs fördern und eine unerwünschte Anreicherung, welche Algenwuchs fördern, vermieden wird. Das kann man durchaus mit der Fütterung erreichen.

    Ein Futtermittel, welches als Ersatz des natürlichen Futters verabreicht wird, unterliegt im Herstellungsprozess vielen Veränderungen, die eine Aufnahme und auch die Verdaulichkeit des Futters beeinträchtigen können.

    Ich würde in einem Aquarium, welches überwiegend mit adulten Tieren besetzt ist, eine Fett reichere Ernährung einer Eiweiß haltigen Fütterung vorziehen (ich spreche hier von Trockenfutter nicht von Enchyträenfütterung!). Zumindest halte ich mich an die Futtermittel, die hinsichtlich ihrer Anteile Protein, Fett, Kohlenhydrate, Ballaststoffen und eine bestimmten Vitaminisierung (besonders die der A und B Gruppe haben sowie einen gewissen Algenanteil haben (keine Landpflanzenbeimischungen!). Und wenn Du diese Kriterien hast, wirst Du ganz schnell merken, dass es nur wenige wirklich qualitativ hochwertige Futtermittel gibt, die diese Ansprüche erfüllen.

    Ansonsten halte ich mich an die Grundsätze von Prof. Dr. Heinz Bremer, der in seinem Büchlein zur Aquarienfütterung ein fundiertes Wissen auch für Laien bereithält. Kann ich nur empfehlen.

    ISBN:3-8001-7366-2

    LG Dietmar

  • Gugg an . . . ! :D


    Die sind in Sachen Trockenfutter wirklich sehr mäkelig... :(

    Sind wahrscheinlich bissl verwöhnt vom Lebendfutter, was es bis vor kurzem noch reichlich gab...!

    Ich hatte nämlich bis vor wenigen Wochen noch Erbsenkugelfische mit im Becken. Da gab es sehr oft Lebendfutter aller Coleur. Und entsprechend reichlich Nutznießer . . . :)


    Zum Aufpäppeln der einzelnen Dame hab ich ebenfalls Lebendfutter gegeben. Wasserflöhe vor allem. Die sind sehr gesund.


    Die Umstellung wird wohl ein bisschen schwer werden. Ich hoffe, dass das klappt... :)


    Lg

    manu