Garnelen aus der Ostsee

  • Hallo Ingo,

    na dann mach doch ein kleineres Volumen und der Kühlaufwand ist gut machbar. Bei meinem großen Aquarium hatte ich eine Verdunstungskühlung, die hatte etwa 5°C runtergekühlt + viel Frischluft Zufuhr. Der Raum war ausgesprochen kalt... Das Problem bei kalten Aquarienscheiben und warmen Räumen ist das Kondenswasser.

    Aquarienkühlung geht am effektivsten mittels Kompressorkühler. Ein altes Kühlschrankaggregat zum Beispiel und die Kühlplatte im Aquarium versenken. Mein Freund Robert (aus einem andren Forum) hatte das so gemacht und seine Aquarien einmal bei einer Ostsee Exkursion vorgestellt. Das fand ich genial. Diese Kühlmethode wurde vor einiger Zeit durch eine Kühlung mittels Erdleitung ersetzt. Da sind momentan 3 Aquarien dran.

    Die Abbildung zeigt meine Variante: 2 Lüfter á 24V 36 Watt 30% Drehzahl

  • Hier mal zwei Bilder, die ich zeigen möchte. Es sind Grundeln in der Ostsee, die zu tausenden in Schwärmen durch das Flachwasser ziehen. Leider ist so ein Schwarm im Aquarium nicht zu halten. Damit es kein Mord und Totschlag gibt, muss das Aquarium entsprechend gestaltet sein.

    Die zweite Aufnahme hat mich mehrere Wochen Geduld gekostet. Diese Grundel, ein Männchen, macht auf sich aufmerksam, indem es die Rückenflosse mit einem kurzen Winken aufstellt. Dabei wird ein kleiner, bei Grundeln oft typischer Signalfleck sichtbar. Dieser Vorgang dauert nur wenige Zehntelsekunden aber es ist mir gelungen! Und dann die schwarzen Augen mit dem goldfarbigen Augenring, die Zeichnung der Schuppensäume. Entzückend! Diese Grundeln werden etwa 4 Jahre alt, wenn man in der Lage ist die Temperatur stark zu senken. Ansonsten 2 Jahre bei 25°C.

    LG Dietmar

  • Hallo in die Runde,


    Entschuldigung, dass ich das Thema neu aufrolle. Wir weilen gerade an der Ostsee und meine Kinder ziehen mit Eimer und Kescher allerhand spannende Lebewesen aus dem Wasser... da kommt man als Aquarianer auf Ideen. Den Keller habe ich ohnehin voller Aquarien, zudem habe und auch unbeheizete kühle Keller, ein Ostseeaquarium bietet sich quasi an. Ich denke da an ein 60er oder 80er Becken. Nun möchte ich vorab fragen was es dazu an Technik benötigt (Filterung, Beleuchtung). Zudem möchte ich fragen ob es empfehlenswerte Literatur oder Webseiten zu den Lebewesen der Ostsee gibt? Weitere Tipps gern gesehen.


    Danke und viele Grüße

    Johannes

  • Hallo Johannes,

    wirklich schön, sich den heimischen Tieren zu widmen und noch mehr freut es mich, wenn die Ostsee / Nordsee einmal Thema ist.

    Umfangreiche Hilfestellung findest Du zu diesem Thema in einem Forum, in dem ich lange Zeit aktiv war.

    https://ig-meeresaquaristik.de…hp/Board/18-Fachberichte/

    Es gibt dort ein umfangreiches Board mit richtig guten Fachbeiträgen, einfach mal stöbern.

    Zur Frage der Technik. Licht, Strömung, Abschäumer, Thermometer, das sind im Prinzip die wichtigsten technischen Geräte. Kühlung ist Lebensverlängernd für Tiere und Algen, die leider nur saisonal ihre Schönheit zeigen. Eine einfache Verdunstungskühlung mit einem Lüfter kann eine Absenkung von 5°C bringen, bei aktiven Kühlern wird es leider teuer im Betrieb.

    Naja. Mit Garnelen hat man jedenfalls viel Spaß. Die bunte Garnele, verträgt allerdings auch ein tropisches Aquarium mit höherer Temperatur und Salzdichte, im Gegensatz zu den Crangon.

    Ich wünsche Dir viel Spaß bei der Geschichte und nicht aufgeben, wenn mal was nicht funktioniert. Das nächste Aquarium wird besser und anders betrieben...

    LG Dietmar

  • Hallo Johannes,

    was mir noch einfällt, die bunten Palaemon Garnelen benötigen Substrate, wo sie sich festhalten können. Notfalls macht es auch eine Kunstblume. Die Sandgarnele Crangon benötigt sandigen Grund, weil die sich gern eingraben und dort auf Beute lauern. Die können sogar ihre Körperfärbung verändern, denn die haben Chromatophoren in ihrer Haut.

    Nachts sind beide Garnelenarten sehr aktiv, wagen sich auch ins Freiwasser. Wenn Du mal in einem Hafen bist, schau mit einer guten Taschenlampe nachts ins Wasser. Du wirst staunen, da wimmelt es an Leben.

    Viel Spaß,

    LG Dietmar

  • Hallo,

    Cromatophoren

    Die Zellen heißen Chromatophoren (altgriechisch für Farbträger), wenn man schon mit Fachbegriffen um sich wirft, dann bitte richtig geschrieben. Deren Vorhandensein ist außerdem nur der Grund für die Farbigkeit an sich, schnelle Farbänderungen erfolgen durch Wanderung oder Ausdehnung / Kontraktion der Zellen.


    Ostseewasser ist ja Brackwasser, ich habe da meine Zweifel, dass ein Abschäumer funktioniert.

    Im Handel gibt es Ostseegarnelen als Futtertiere, das sind Schwebegarnelen, glasklar, aber putzig anzuschauen. Solche habe ich mal in den nur mit einem langsam laufenden, luftbetriebenen Schwammfilter und Beleuchtung ausgestatteten Wasserteil maximal 15 cm Wasserstand) zu meinen Schlammspringern gesetzt. Wider Erwarten wurden sie nicht gefressen, sondern erfreuten sich viele Monate ihres Lebens, auch wenn die Wassertemperaturen im Sommer bei mir unter dem Dach auch schon mal gegen 30°C stiegen. Thermometer hatte ich keines drin, Maßnahmen zur Kühlung habe ich auch keine ergriffen, denn ich sah kein Unwohlsein des Besatzes (neben den Garnelen und Schlammspringern nur noch die Malaiische Turmdeckelschnecke, die sich ausgehend von einigen im Boden verbliebenen Exemplaren aus der Süßwasserzeit des Aquariums munter vermehrte).

    Warum schreibe ich das? Es gibt offenbar Ostseebewohner, die den Aufwand einer Kühlung nicht benötigen.

  • Ich danke euch für die sachdienlichen Hinweise. Ganz ohne Weiteres wird das ja wahrscheinlich nichts. Na ich werde das mal als Projekt ansehen, daheim in Ruhe ein Becken vorbereiten und jetzt keinen Schnellschuss wagen.

    Im August bin ich wieder an der Küste, da kann ich dann Kanister und Transportbehälter mitnehmen.


    Viele Grüße

    Johannes

  • Hallo Bankanensis,

    danke für den Hinweis, ich habe es gleich korrigiert.

    Das Abschäumen funktioniert, keine Sorge. Notfalls kann man den Abschäumer modifizieren. Es ist auch richtig, dass viele der Ostseetiere durchaus große Temperatur- und Salzdichteschwankungen ertragen und wie ich schon geschrieben habe, unter tropischen Verhältnissen haltbar sind. Aber mit vielen Tieren funktioniert das leider nicht, auch auf Algen und das Seegras trifft das zu.

    @Johannes, die Steingarnele Palaemon elegans ist ausgesprochen tolerant, was unsere Aquarienbedingungen betrifft. Nimm Dir ruhig ein paar Tiere mit, für eine Handvoll Garnelen brauchst Du natürlich keinen Abschäumer.

    Diese Garnelen lassen sich recht einfach vermehren. Wenn Du Glück hast, findest Du Eier tragende Tiere.

    LG Dietmar

  • Hi, ich will Eure Begeisterung ungern schmälern, aber ist die Entnahme von Ostsee - Garnelen usw. überhaupt ohne amtliche Genehmigung statthaft???


    Soviel ich weiß, bedarf es dafür einer Fanggenehmigung bzw. eines Fischerei - Schein's.


    Ich habe zudem gelesen, daß man die Tiere aufgrund des Artenschutz in ihrem natürlichen Habitat (sprich in Nord - & Ostsee) lassen soll.

  • Hallo Wassermonster,

    die Entnahme von Tieren für die Aquaristik ist kein Problem. Vorausgesetzt sie werden mit Handkeschern oder Schieberahmen entnommen. Unzulässig ist der Einsatz von Dredschen, Stellnetzen oder Ringwaden. Reusen und Angeln unterliegen dem Fischereirechten. Der Fang von Tieren mit solchen Hilfsmitteln diente unserer Fachgruppe Jahrzehnte zur Erfassung der Bestände und Zusammensetzung in den Seegraswiesen der Insel Poel. Die gefangenen Tiere durften sich schnell wieder an ihrer Freiheit erfreuen.

    Vor und nach der Wiedervereinigung hatten wir Biologen und Leute, die das Sagen zur Fischerei haben, on Bord.

    Die Garnelen unterliegen nicht dem Bestandsschutz wie viele der Wirbeltiere. Wobei Wert auf die Nutzfische gelegt wird. Seenadeln, Stichlinge, Grundeln und Plattfische, Krabben usw. dürfen entnommen werden. Unter Schutz stehen die Meeresneunaugen, die bekanntermaßen nicht zu den Fischen gehören. Abgesehen davon sind die auch nicht für das Aquarium geeignet und die gingen auch nicht mit den Fangmethoden von uns in die Netze.

    Im Prinzip gilt das auch auf die eingeschleppten Arten, wie die Schwarzmund Grundeln, die durchaus die Größe einer Bockwurscht haben können- und sogar essbar sind...

    Als besonderes Erlebnis kann ich das Schnorcheln durch das Seegras und entlang der Hafenmauern empfehlen, das ist immer ein besonderes Erlebnis.

    LG Dietmar

    PS, wer weiß, wie viele Fischarten vor der Insel Pool nachgewiesen wurden?

  • Hallo in die Runde,


    ich konnte es dann doch nicht lassen und

    habe kurzer Hand zwei Kescherzüge, ein Liter Substrat und 3l Ostseewasser eingesackt (für mehr hatte ich leider keine Gefäße) . Zwei größere Garnelen, Schwebegarbelen, etwas Tang, grüne Algen, zwei drei Miesmuscheln sowie reichlich Meerwasserflohkrebse waren dabei.

    Aufgrund der Hitze und der darunter leidenden Kinder mussten wir die Rückfahrt ungplant auf zwei Tage strecken. Das war für die Mitbringsel natürlich nicht optimal. Ich habe versucht mit feuchten Tüchern zu kühlen. Endlich Zuhause angekommen habe ich fix ein kleines Becken vorbeteit um den Tieren zügig frisches Wasser zu bieten. Die Schwebegarnelen haben die Reise leider nicht vertragen.

    Nun hoffe ich, dass sich von dem restlichen Besatz etwas hält. Zudem lasse ich ein weiteres Becken mit dem Substrat einlaufen um im August einen geplanteren Versuch zu starten mit ordentlichen Transportgefäßen und kürzerer Rückreise. VG DSC_0117.JPG

  • Bedingt durch eine Heimkehr an einem Sonntag und keinem Fachgeschäft für Aquaristik mit Meerwasserabteilung im Umgriff von 50 km habe ich in der Not tatsächlich auf (laut Packungsangabe) unbehandeltes grobes Meersalz zurückgreifen müssen, natürlich in dem Bewusstsein, dass das nicht optimal ist. Den Flohkrebsen und der Felsengarnele hat das nicht erkennbar geschadet.

  • Hallo Johannes,

    Algen der Ostsee sind meiner Meinung nach sehr schwer in Kultur zu halten. Atlantik und Nordsee geht besser, die laufen auch stabiler. Du musst bedenken, durch den geringen Salzgehalt kommt es zu einer starken Absenkung der Karbonathärte und des Kalziums und das macht eine Aquariumhaltung schwierig. Das bisschen Puffer ist schneller aufgebraucht, als man zuführen oder gar messen kann.

    Den Tieren macht Dein Ersatz Salz nichts aus, die sind bestens an Schwankungen von Temperatur und Salzdichte angepasst. Mit Sicherheit auch an andere schwankende Ionenverhältnisse des Salzwassers.

    Am besten bin ich mit Naturwasser gefahren und auch die Haltungsversuche der Uni Rostock waren nur mit dem Naturwasser erfolgreich, als man die Delesseria sanguinea für kommerzielle Zucht untersuchte. Dazu kommt noch, dass man gezielt Dünger zum Einsatz brachte. Naja, ich hatte nie längere Zeit Glück mit sowas.

    Wichtig ist meiner Meinung nach, die Algen mit dem Substrat zu transportieren, auf dem sie wachsen.

    Hab viel Spaß damit,

    LG Dietmar