Geschlechtsdifferenzierung Channa pleurophthalma und Paarverhalten

  • Auch wenn ich absoluter Neuling bei dieser Art bin und zu diesem Thema schon einiges im Netz diskutiert wurde, möchte ich gern mal meine Beobachtungen zu den Geschlechtern hier aufzeigen.


    In vielen Beiträgen wird darüber berichtet, dass die Art in der Geschlechtsdifferenzierung sehr schwer fällt. Es gäbe wenig Unterschiede und zumeist würden sich die Geschlechter erst in der Paarfindung zeigen.
    Vielleicht habe ich einen Vorteil, da meine Tiere bereits weitestgehend ausgewachsen sind. Ich kann mir gut vorstellen, dass in jüngeren Jahren die Unterschiede weniger deutlich hervortreten.


    Als ich meine 4 Tiere bekommen habe, viel mir als erstes auf, dass sie unterschiedlich in den Proportionen und der Färbung waren.
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    2 der Tiere waren deutlich kräftiger im Körperbau. Die Körperhöhe der zwei war proportional zur Länge deutlich größer.

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    Die Färbung am Rücken eher dunkelbraun, die Maserung weniger kontrastreich. Der weiße Bauch beginnt etwas früher und erscheint runder.
    Der Kopf insgesamt zur Körpergröße eher kleiner, die Kiemendeckel weniger spitz nach Hinten ausgezogen und der Unterkiefer etwas kleiner. Der Sattelknick kommt aufgrund der Körperhöhe deutlicher hervor.

    Die oberen Augenwülzte sind bei der schlankeren Form etwas starker ausgeprägt, sonders der Blick subjektiv strenger erscheint.

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    Die Schwanzwurzel schien kürzer als bei der schlankeren Form, welche auch etwas ausgezogenere, spitzere Enden in der Dorsale und Anale zeigen.

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    Die Körperfärbung ist bei den höheren Tieren weniger blau gefärbt, dafür mit einem leichten Grünschimmer. Die goldenen Glanzschuppen sind im Vergleich zur schlankeren Form geringer.


    Ich glaube daher, dass es sich bei den höheren, weniger gefärbten Tieren um 2 Weibchen handelt.


    Die anderen beiden waren dafür insgesamt in der Proportion deutlich schlanker, (torpedoartig).
    Der Kopf war etwas bulliger mit einem kräftigeren Unterkiefer, die Stirn dafür flacher verlaufend.
    Die Färbung am Rücken war besonders auffällig gemasertund der größerer von beiden hat eine sehr schöne bläulich schimmernde Färbung Grundfärbung.

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    Ich glaube, daher, die farbigere, schlanke Form sind die 2 Männchen.


    In der Zuordnung Männchen/Weibchen zu den 2 dargestellten äußeren Erscheinungsformen war ich anfangs unschlüssig- Vermutet hätte ich eher, dass die massigeren Exemplare die Böcke sind. Andererseits ist es auch bei anderen Schlangenkopfarten so, dass die Weibchen plumpere Körperproportionen haben.
    Nach Recherche zur Geschlechtsdifferenzierung dieser Art, glaube ich nun jedoch, dass die Zuordnung wie oben beschrieben richtig ist. Falls da jemand andere Erkenntnisse hat, bitte berichtigen.


    Im Verhalten selbst gab es keine wesentlichen Unterschiede. Alle 4 sind sehr schwimmaktiv.
    Im Allgemeinen hat man das Gefühl, dass die beiden schlankeren Tiere eher die Nähe der kräftigeren suchten, als zueinander. Häufig stehen diese dann bei einander. In der Erregung tritt besonders die dunkle/schwarze Maserung am Kopf bei der schlankeren Form deutlich hervor und konfluiert. Die Stirn und das obere Maul sehen dann auffällig dunkel, fast schwarz aus. Man könnte meinen, dass es eine Art Balzfärbung ist.


    Ich habe mal versucht, die dargestellten Unterschiede in entsprechende Bilder zu fassen. Ich glaube man erkennt die Unterschiede deutlich.
    Bevor einer schimpft, natürlich kann ich keine genau identischen Aufnahmen (parallele und Entfernung zur Scheibe) der Tiere machen und ich habe auch auf keine 100 % Maßstabstreue bei den Bildvergleichen geachtet. Es soll ja auch keinen wissenschaftlichen Anspruch haben.
    Ich habe versucht Bilder zu nutzen, in denen man das Beschriebene gut erkennt und nachvollziehen kann.
    Wenn man direkt vor dem Becken sitzt, erkennt man sofort den jeweils auffälligen Unterschied in der Proportion der vier.


    Vielleicht helfen ja meine Beobachtungen ja anderen mit dieser Art.


    Viele Grüße


    Heiko

  • Ja Steven,


    2m sind Minimum. Die Pleuros sind im Vergleich zu unseren sonstigen Channas hier im Forum äußerst schwimmaktiv. Ständig unterwegs. Kurze Ruhephasen sind allenfalls für paar Sekunden drin.
    Dafür ist es wohl einer der wenigen, der in einer Gruppenhaltung vergesellschaftet werden kann. Auch gegenüber anderen großen Fischen soll es wohl von seiten der Channas ruhig zugehen, solang sie nicht ins Maul passen. Meine größeren Welse sind völlig uninteressant für sie.
    Es sind aber absolute Räuber und Fischfresser.
    Bei mir gibts Regenwürmer, Stinte und Garnelen. Wobei da jeder seine eigenen Vorlieben hat. In aller Regel wird das Futter von der Oberfläche attackiert. Und wenn ich sage attackiert, dann hört sich das auch so an. Besonders der kleinste ist dabei am aggressivsten. Kurze schnelle und mal richtig laute Stöße nach vorn.
    Was sie kennen wird schnell attackiert. Was sie noch nicht kennen, z.B. gestern abend Seelachsfiletstücke, wird restpektvoll beäugt und über Stunden liegen gelassen. Sehr, sehr wählerisch!!!!


    Grüße Heiko

  • Heiko,
    Eine schöne Beschreibung dessen, was sich jeder irgendwie fragt, der Arten mit sehr ähnlichen Phänotypen beider Geschlechter pflegt, also ohne ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus.
    Interessant finde ich persönlich, wenn man es dann erstmal verstanden hat, worauf zu achten ist, dann erkennt man es auch ziemlich schnell (ähnlich wie bei Aurantis mittlerweile), oder?
    Würdest du dir jetzt schon zutrauen, ungesexte Einzeltiere bestimmen zu können?
    Grüße
    Karsten

  • Hallo Heiko...


    Hab mir grad mal deine Bilder in Ruhe angesehen...
    Ich mag mich täuschen, aber ich seh noch einen anderen Unterschied zwischen den von dir als Männlein bzw. Weibchen vermuteten Tieren.


    Gugg dir mal die Bauchflosse an, beziehungsweise den Abstand dieser von den Brustflossen zur Bauchflosse!
    Bei den 'Weibchen' scheint dieser Abstand wesentlich geringer zu sein als bei den 'Männchen'...! Die Bauchflosse dort scheint viel weiter hinten angesetzt zu sein...


    Wie gesagt, kann auch täuschen... :huh:
    Vielleicht aber auch nicht. :)


    Lg
    manu

  • Ich versuche nun seit geraumer Zeit mein Pärchen Pleurophthalma zur Eiablage zu bringen. Hier mal eine Zusammenfassung der bissherigen Ergebnisse.

    Leider klappt das wie bei mir genauso wenig, wie bei anderen seit mehreren Jahren..

    Ich hab echt so einiges versucht.

    - Wasserstand auf 50% reduziert.

    - Häufige Frischwasserzugaben mit ausschließlich Regenwasser.

    - PH Werte mit zusätzlichem Torffilter bis auf 5.0 gebracht bei einer KH von 0-1 aufgrund des Regenwassers.

    - Wochenlang Temperaturen um 33-34°C.

    - Kühlere Phasen um 24-25°C mit Fütterentzug

    - Das halbe Becken mit Bambus vollgestopft.

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    - Die Oberfläche mit Froschbiss zuwachsen lassen.

    - Oberflächenströmung auf ein Minimum reduziert oder auch mit einer Strömungspumpe Flussverhältnusse geschaffen.

    Die Beflanzung hatte unter dem Torf geringem Licht und niedrigem Wasserstand natürlich stark gelitten, war aber erstmal zweitrangig.


    Es ist recht einfach die beiden in eine gewisse Erregung zu versetzen. Letztlich nach jedem Wasserwechsel kommt es mehrere Tage zu heftigem Balzverhalten. Dabei bekommen beide deutlich schwarze Nasen und besonders das Weibchen bekommt sehr dunkle Flossen.

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    Durch Wedeln legen sie eine leichte Grube an, in der sie sich dann auch gemeinsam des öfteren aufhalten aufhalten.

    Man beobachtet ein typisches Balzverhalten. Beide stehen nebeneinander und stellen die Flossen auf. Es kommt zu bewussten Berührungen. Auch ein langsames Umkreisen ist zu beobachten. Die Rituale werden häufig durch ein kurzes Schwanzzwicken des Bockes unterbrochen, worauf sie jedoch nicht mit Flucht reagiert. Daher denke ich es gehört tatsächlich zu einer Art Stimulationsritual.

    Leider führte das in einem Fall bereits zu einer heftigen Infektion der Schwanzflosse, die bis auf die Wurzel den kurzzeitigen Verlust der kompletten Flosse zur Folge hatte. Mit Gentian Violett war es aber lokal gut behandelbar und die Flosse wächst gerade wieder neu nach.


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    Derzeit ist eine selbstgewählte Futterpause des Bockes zu beobachten. Er war nach unserem Urlaub plötzlich im Verhalten deutlich scheuer und zurückgezogener. Hat ständig die Wasserflanzen an der Oberfläche abgesucht und zusammengeschoben. Diese Phase begann genau nach der Schwanzflossenaktion des Weibchens. Leider konnte ich im Urlaub nicht beobachten was wirklich die 10 Tage passiert war. Muss auf jeden Fall heftig gewesen sein. Er frisst seit nunmehr 8 Wochen nichts. Dafür das Weibchen umso mehr.

    Ich dachte schon verrückterweise, vielleicht is es ja doch ein Maulbrüter? Was eigentlich völlig abwägig wäre.

    Ich konnte ihn jetzt mit paar lebenden Futterfischen zumindest mal dazu überreden ein paar kleine Häppchen zu sich zu nehmen. Aber auch dabei is er recht zögerlich gewesen. Das hat zumindest funktioniert und sagt mir, dass der Fisch nicht krank sein kann, denn äußerlich ist nichts krankhaftes festzustellen.


    Naja wir werden sehen wie es weiter geht. Zum Schluss nochmal ein aktuelles Video von den häufigen Balzversuchen des Bockes in seinen ganzen Facetten. Das muss man sich dann über Stunden und Tage vorstellen. Etwas frustrierend, wenn da aber am Ende nichts bei rauskommt.


    Vielleicht ist es aufgrund der einschränkenden Beckengröße von 200x60 doch insgesammt noch zu klein. Gibt ja einige Fische, die in Gefangenschaft nicht ablaichen wollen.



    Ich werd dranbleiben!😉


    Grüße Heiko

  • Moin Heiko,

    vielleicht stimmt auch die Jahreszeit einfach nicht?

    -> ich meine, es ist halt immer wieder auch eine z.T. kontroverse Diskussion, aber u.U. müssen diese Wechsel auch in den richtigen Rhythmus passen?

  • Richtig, aber vielleicht hast du zur "richtigen Jahreszeit" die "falsche Aktion" durchgeführt...?


    Beispiel:

    Ich pflege ja auch Vogelspinnen, z.T. auch aus subtropischen Gebieten mit z.T. starken, jahreszeitlichen Wechseln. Diese Arten "erzieht" man nicht um, indem man z.B. andere Temperaturen oder Feuchtigkeitswerte usw. gegen deren natürlichen Rhythmus einstellt.

    D.h. züchten kannst du viele dieser Arten nur, indem du zur richtigen Zeit die richtigen Bedingungen einstellst.

    (Verschiedene Grammostola spp. aus dem südlichen Südamerika fressen oftmals im Sommer monatelang nichts, obwohl man Temperaturen von 25°C einstellt. In dieser Zeit haben die Tiere nämlich IHREN Winter (vor Ort mit bis zu 5-10°C und relativ hoher Feuchtigkeit). Auch bei Nachzuchttieren ist dieses Verhalten ausgeprägt. Nur bei Einhalten der richtigen Winterruhe werden die Weibchen dieser Arten überhaupt eine Paarung zulassen und einen Kokon bauen.)

  • Ja grundsätzlich hast ja recht. Es muss alles passen. Als tropische Fische sind si natürlich vorrangig einer Regen und Trockenzeit ausgesetzt. Somit sind wahrscheinlich die Wasserwerte wichtigste Parameter.

    Is nicht einfach einen solch sauren PH dauerhaft bei der Beckengröße zu halten. Das wird auf Dauer ne braune Einöde.

    Dominik Niemeyer, Domi versucht sich ja nun seit 8 Jahren daran.

    Leider ist wohl jetzt sein letztes Pärchen nach ca. 10-12 Lebensjahren verstorben.

  • Kannst du dich noch dran erinnern, letztens gab's ein Video vom natürlichen Lebensraum von Channa bankanensis - da sah es eben genau so aus...

    Das wird auf Dauer ne braune Einöde.

    ... aquaristisch leider nicht das Gelbe vom Ei, zumindest kann ich es mir nicht so richtig vorstellen.

    Oder halt als Paludarium und Bepflanzung nur als Schwimmpflanzen oder/und von oben hereinwachsend.



    Das war es:


  • Ja Karsten, da gibts auch viele Videos von Anglern, die pleurophthalma im natürlichen Habitat fangen. Muss man nach Kerandang, dem indonesischen Namen der Art, suchen. Dabei sind sehr unterschiedliche Fanggebiete zu sehen. Kanäle mit mehr oder weniger Strömung, offene, stille Gewässer, flache überschwemmte Moorwiesen usw.

    Allen gemeinsam braungelbes Moorwasser.

    Viel Oberflächenvegetation darunter eher weniger.


    Leider sind es bei den Angler fast ausschließlich adulte Tiere. Man findet keine Videos von Jungtiergruppen oder Nestgelegen.

    Is komisch, die Art muss dort sehr häufig vorkommen und es ist so wenig wissenschaftlich über das Fortplanzungsverhalten beschrieben.


    Wahrscheinlich müsste man dort mal Urlaub machen!😂

    Dieses Jahr war jemand aus unserer Fachgruppe mit Kühne dort. Die haben ihr Augenmerk mehr auf ihre Labyrinter gelegt. Hab einiges über die gewässer dort erfahren, aber leider nichts beues zu Kerandang. ( channa pleurophthalma)

  • Ja na klar - manchmal ist man einfach zu blöd... um herauszufinden, wie ich bestimmte Vogelspinnenarten am besten halte, verwende ich seit Langem schon diesen Internet-Dienst:

    http://www.mappedplanet.com/kl…7.54560000&lon=6.25380000

    [einfach Ort eingeben, suchen lassen, prüfen ob es die richtige Lage ist -> fertig; dieser Ort im link "Okene" liegt im Verbreitungsgebiet von Parachanna africana; gibt natürlich "nur" Niederschlag und Lufttemperatur an]


    Warum ich das nicht schon lange bei Channas verwende, ist mir selbst grad ein Rätsel...!?

  • Das hab ich ja dieses Jahr versucht zu simulieren. 6 Wochen 50% Wasserstand mit reichlich Torf. Dann mit Regenwasser wieder aufgefüllt und Temp. Auf 33°C.

    Wie gesagt stimulieren lassen die sich ganz einfach. Ich denk es liegt an dem Weibchen, die nicht ablaichen will. Vielleicht is sie auch schon zu alt.

    Möglicherweise muß der pH noch viel weiter runter. Noch radikaler das Becken vermodern lassen. Da kann ich eigentlich alles an Pflanzen rausnehmen.

  • Es gibt doch die Information, dass "falsch" gehaltene (zu fett ernährt) Channa u.U. ihre Keimdrüsen zurückbilden - deine Tiere wurden doch mit kleinen Goldfischen aufgezogen, oder?


    Vllt brauchen die mindestens 1 Jahr, um sich davon zu erholen?