Verdacht Taumelkrankheit/Drehkrankheit

  • Guten morgen,


    Ich vermute, (durch Symptom vergleich im www. ), dass ich mir die drehkrankheit / Taumelkrankheit eingefangen habe....


    Angefangen hat es mit meinen Schwertträgern, diese fingen plötzlich an, innerhalb weniger Tage, extrem abzumagern. Sie sahen richtig verhungert aus und die Wirbelsäule war auf einmal verkrümmt.


    Schwimmen war auch nicht mehr mit drin, da sie nur noch seitlich lagen und eher im Wasser umher trieben. Oft war auch zu beobachten, dass sie senkrecht mit dem Kopf nach unten standen...


    So einen extremen schnellen Verfall habe ich noch nie bei einem Fisch gesehen. Innerhalb zwei Tagen waren drei Fische befallen .


    Ich habe sie erst mal separiert (leider nur ein kleiner eimer zu Verfügung ) und einen sud aus seemandelbaum blättern und erlenzapfen angesetzt....


    Dort waren sie gut eine Woche drin (mit täglichem ww und sauerstoffzufuhr) und augenscheinlich trat bei zwei fischen Besserung ein, könnten wieder schwimmen, sahen auch wieder fülliger aus.


    Wollte sie nachmittags wieder umsetzen. Plötzlich waren die, denen es augenscheinlich besser ging , tot.


    Einige Tage später fing plötzlich einer meiner Sumatrabarben an zu taumeln, total Orientierungslos schwankte er hin und her. Der komplette Körper hat einen samtigen überzug gehabt. Auch er ist innerhalb eines Tages verstorben . Alle paar Tage zeigten dann neue Fische Symptome.... mittlerweile sind nur noch wenige vorhanden.allerdings klemmen mittlerweile alle die flossen, und einige haben jetzt auch offene Wunden.... ich bin mit meinem Latein am ende...


    Habe auch gefühlt jedes Medikament eingesetzt was es gibt . Nichts schlägt an...


    Was meinen Verdacht , dass es sich um die taumelkrankheit handeln könnte nur noch verstärkt hat.... mal sehen ob ich es schaffe Fotos einzustellen dann könnt ihr es selbst sehen


    Mir tut der Anblick meiner Fische extrem leid und diese Hilflosigkeit, dass nichts hilft ist furchtbar ... vielleicht hat ja doch noch jemand eine Idee... .


    Danke erst mal fürs lesen dieses langen Textes....

  • Hier einige Bilder. Ich muss dazu sagen, dass die drei letzten Bilder due aktuellsten sind. Dieser fisch hat den schnellsten Verfall von allen gehabt. Innerhalb weniger Stunden :/ T.leeri ElternA.jpgjhhjhj.JPGhjgjh.JPG20170930_155132.jpgjuzugzu.JPG401535_162852633823527_1946440483_n.jpgKatzenminze.jpg315053_120298718078919_145303113_n.jpg


    T.leeri ElternA.jpg

  • Hallo Sina,


    Ist sicherlich schon umfangreich recherchiert worden von dir. Die Smptome scheinen ja zu passen.
    Was mir auf deinen Bildern aber auffällt, die erkrankten Tiere scheinen noch sehr lang bei dir mit Symptomen im Becken zu schwimmen.
    Da die Krankheit sehr kontagiös über den Stuhl der erkrankten Tiere ist, solltest du schnellstmöglich erkrankte Tiere entfernen.
    Es wird sogar eine komplette Beckensanierung empfohlen. Der Pilz und dessen Sporen sind offenbar nicht hitzestabil. Also kochendes Wasser könnte ausreichend sein, um den Kies mal ordentlich zu reinigen.
    Die optimale Vermehrungsrate des Erregers liegt wohl um die 20°C.
    Auf jeden Fall erstmal keine neuen Fische zukaufen. Ich würd das jetzt solang beobachten bis über einen längeren Zeitraum 12 Wochen keine Neuerkrankungen mehr auftreten.
    Auch wenn es weh tut, auch wenn in der Literatur zwar Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, wird die tatsächliche Heilungsrate eher skeptisch gesehen.
    Die von dir gezeigten Tiere sehen echt schlimm aus. Selbst wenn der Pilz behandelt wurde, sind die organischen Schäden doch irreversibel und es scheint besser zu sein die Fische zu erlösen. Ich würd allenfalls noch Tiere in Quarantäne geben, wo du nicht ganz sicher bist, ob sie erste Smptome zeigen.


    Tut mir Leid!


    Grüße Heiko

  • Hallo Heiko,


    Danke für deine Antwort.


    Den Gedanken hatte ich anfangs auch, deswegen habe ich sie anfangs in dem eimer gehalten. Es kamen aber immer mehr Fische mit Symptomen dazu, deshalb ging ich davon aus, dass eh schon alle kontaminiert sind.... habe auch leider kein zweites Becken zum separieren .... tatsächlich gibt es derzeit noch einige wenige Fische die augenscheinlich noch nichts haben. .. . Was ich mich noch Frage, die Pflanzen werde ich bestimmt auch alle entsorgen müssen ?


    Lg


    Vielleicht kann ich hiermit ja gleich einen Aufruf starten, wenn jemand noch ein kleines Becken mit Abdeckung für kleines Geld zur Verfügung hat hätte ich evtl Interesse .

  • Selbst wenn der Pilz behandelt wurde,Hallo Sina,


    zunächst tut mir Leid mit Deinen Fischen.


    Du schriebst:



    Zitat von Sina

    Habe auch gefühlt jedes Medikament eingesetzt was es gibt . Nichts schlägt an...


    Könntest Du uns eimal auflisten, was an Medikamenten und wie versucht wurde.



    Zitat von Heiko

    Selbst wenn der Pilz behandelt wurde...

    Zu den verschiedensten Pilzerkrankungen gibt es doch sicher Möglichkeiten.
    Wann wurde an dem Becken zuletzt was geändert? Speziell Besatz, Pflanzen, Futtersorten oder/und Einrichtung?


    Bleibt nur noch :gute besserung: zu wünschen.
    VG
    Mirko

  • Hi Mirko.


    Wenn man sich mal die Pathogenese dieses Pilzes durchliest, mit Organdurchwanderung, Zysten und Sporenbildung, muss man davon ausgehen, dass die befallenen Fische mit derartigen Symptomen bereits schon so organgeschädigt sind, dass eine Heilung wohl wenig erfolgsversprechend ist, selbst wenn man den Pilz mit Medikamenten in den griff bekommen sollte. Die Sporenbildung wird sicherlich dazu beitragen, dass sich die Erkrankung schlecht mit Medikamenten auszurotten ist. Desshalb werden wahrscheinlich auch desinfizierende Maßnahmen für das Becken empfohlen.
    In Wie weit die Pflanzen behandelt werden müssen, weiß ich nicht.
    Da die Sporen im Kot der Tiere ausgeschieden werden, denke ich, es reicht sie ordentlich abzuspülen.
    Den Kies sollte man eher auswechseln oder ordentlich kochen.
    Ich bin nur Humanmediziner, desshalb sind das natürlich auch nur meine Empfehlungen.
    Es gibt aber gute Informationen dazu im Netz.

  • Hallo Heiko,


    ich schätze sehr Deinen Beitrag! Dennoch versuche ich zu hinterfragen, wie so etwas vermieden und verhindert werden kann! Es interessiert mich auch woher man sich (bzw. der :fisch: ) infiziert.
    Sollte es das Futter gewesen sein, wäre ich dankbar über eine Auskunft! Schließlich haben wir alle wertvolle Fischbestände bei uns zu Hause!


    Es wäre schon ein Horror sich vorstellen zu müssen... morgen zurück auf null - Alles neu...


    Die Sporen sollten sich nicht auf den Pflanzen ausbreiten/übertragen, gebe aber dafür keine Garantie! Mit klarem Wasser abspülen sollte aber sein.


    Rauszufinden wäre noch: wann fühlt sich der Pilz, die Spore nicht wohl? PH?Temp.?Licht?...?


    VG
    Mirko

  • Na Mirko!


    Ist gefährlich hier was zu schreiben. Ich kann auch nur das auswerten, was im Netz dazu zu finden ist.
    Der Sinn von Sporen ist, dass sie äußere Einflüsse überdauern. Somit wären wohl Bedingungen im Aquarium notwendig die am Ende eh kein Leben mehr zuließen. Dies zu deiner letzten Frage.
    Das optimale Wachstum des Pilzes wird bei 10-20°C angegeben. Ich geh mal von aus, dass daher die Erkrankung seltener im Aquarium zu finden ist. Ist halt nicht optimal. Aber auch bei 30°C Wassertemperatur überlebt der Erreger und vermehrt sich. Wahrscheinlich weniger rasant.


    Übertragung findet wohl über den Kot bzw. mit Zysten infiziertes organische Gewebe statt. Daher infizieren sich Zuchtfische am ehesten über das Futter. Fischmehl welches nicht ausreichend vorbehandelt ist, wird als Infektionsquelle angegeben. Desshalb ist das Problem auch durchaus in der Speisefischzucht (Karpfen und Forellen) bekannt. Da der Erreger besonders auch in Meerestieren vorkommt, wird auch Grill oder Stinte als mögliches Erregerreservoir angegeben.
    Bei dem Besatz glaube ich aber, dass Sina sich das über ein bereits infiziertes Tier ins Becken geholt hat.
    Gabs frischen Besatz wenige Wochen zuvor?
    Schwertträger werden ja auch gern in irgendwelchen Freilandteichen gezüchtet. Es soll wohl auch resistende Träger und Ausscheider geben.
    In wie weit auch Mückenlarven oder ähnliches Infektionsquellen darstellen habe ich nicht gefunden. Insgesamt sagt man ja, dass die Roten durch äußerst schlechte Zuchtverhältnisse in Asien meist sehr belastet sind. Sporen können durchaus niedrige Remperaturen auch einfrieren überdauern.
    Ich hab mich mal mit einem Züchter von Wildskalaren unterhalten. Die füttern daher fast nur noch Trockenfutter um zu vermeiden, irgendwelche Krankheiten einzuschleppen. Am ehesten um Einrichtung von den Sporen zu befreien richtig Hitze aufwenden. In der Medizin wird daher u.a. thermisch sterilisiert um Sporen und Keime abzutöten. Wasserdampf über 100°C sollte es schon sein.
    Es gibt auch sporozides Desinfektionsmittel. Hier sind die Konzentrationen aber derart toxisch, dass ich das in einem Aquarium nicht einsetzen würde.


    So wie gesagt, das sind meine Gedanken zu dem Problem. Wer wirkliche Fachinformationen braucht, bitte selbst recharchieren oder einen Biologen fragen.


    Grüße

  • Guten morgen,


    wie ich in erfahrung bringen konnte, ist der Träger wohl in Roten Mückenlarven und Tubifex zu finden. Diese beiden Futtersorten habe ich vorher auch reichlich gefüttert. Daher würde ich dem ganzen schon glauben schenken... Die Roten Mückenlarven wurden als Frostfutter gefüttert ( vorher im Artemia Sieb durchgespült) und das Tubifex getrocknet als Würfel...


    Sonstige Veränderungen sind nicht erfolgt.


    Behandelt hatte ich anfangs mit Protazol, nach Vorgabe wie es auf der Verpackung steht, danach habe ich das Nematol ausprobiert, ebenfalls nach Packungs Vorgabe. Vorher wurde das andere Medikament aber durch WW und Aktivkohle entfernt. Danach bektopur direct, dieses ist auch für inneren Befall.
    Danach noch Flaggelol ...


    Mit aufsalzen und Temp. erhöhung wie bei ichtyo habe ich es auch versucht, ebenfalls keine Besserung. Seemandelbaumblätter und Erlenzapfen, Knoblauchsud... ich glaube ich habe alles durch....


    Konnte jetzt ein gebrauchtes Becken ergattern, das kann ich hoffentlich heute abholen um meinen Antennenwels umzusetzen, er scheint noch nichts zu haben. Ich hoffe es bleibt dabei...

  • Hallo!


    Der Erreger der Taumelkrankheit ist kein Pilz im eigentlichen Sinne - es ist wohl ein Mikrosporidium. Die Art ist mit Glugea- einer bei Killifischen und Stichlingen anzutreffenden Parasitose - verwandt (Behandlungsmöglichkeiten zum Eindämmen gibt es in der Forschung - für den Privatgebrauch sind die MIttel aber nicht zugelassen). Heilung ist unmöglich. Eine Arbeitsgruppe in Österreich forscht an einer Heilung, da die Taumelkrankheit wohl ein großes Problem bei Salmoniden darstellt.
    Einziger Ausweg aus dem aquaristischen Dilemma: Fische fachgerecht abtöten lassen (Tierarzt!!!!!!!!!!), Becken mit oxidierendem und reduzierendem MIttel (KMnO4 oder H2O2) desinfizieren, alles was nicht desinfizierbar ist verwerfen. Jeder Wassertropfen könnte den Parasiten verbreiten!


    Gruß
    Alexander

  • Hallo Sina...


    Wenn einer aus dem ganzen Schlamassel lebend rauskommt, dann vermutlich nur der Wels. Vielleicht noch die ein oder andere Barbe...


    Wenn du als Anfänger oder Liebhaber die typischen Anfängerfische wie Guppys und Schwertträger halten willst, dann solltest du dir teure von einem guten Züchter holen. Nicht aus dem Laden...
    Dieses Lehrgeld mussten wir wahrscheinlich schon alle zahlen. Diese Tiere sind so dermaßen überzüchtet, extrem stressanfällig, dass schon der kleinste Anlass ausreicht, um Krankheiten ausbrechen zu lassen! Und sicher werden die Tiere auf jedem ihrer Wege bis zu uns mit Antibiotika und Medikamenten regelrecht zugebuttert...
    Da kann ja nix mehr helfen...!!!!!
    In der Natur sind diese Arten Futter für Andere. Da ist es auch nicht wirklich vorgesehen, dass die ein hohes Alter erreichen. Im Gegensatz zu Welsen. Die sind im Normalfall schwer totzukriegen...
    Bei Barben könnte auch ersteres mittlerweile zutreffen.


    Hol dir am besten Fische, die sich nicht wie Wasserflöhe vermehren. Sonst weisst du irgendwann nicht mehr, wohin mit dem Nachwuchs. Zuviel Schwertträgermännchen verursachen wieder viel Stress! Der Platz zum Ausweichen fehlt ganz einfach...
    Oder von Lebendgebärenden nur eine Art. Oder nur Weibchen oder nur Männchen. Im zweiten Becken dann eben dort die Männer/Weiber rein...
    Ein echter infizierter Aquarianer hat recht schnell ein zweites(oder drittes) Becken! ;)
    Gib die Jungtiere beizeiten ab. Sonst gibt es Nachwuchs mit dem Nachwuchs, und die ohnehin meist schon inzuchtgeschädigten Tiere werden noch mehr belastet...
    Wenig Tiere halten bei entsprechend viel Platz. Und in jedem Lebensraum, oben/mitte/unten, möglichst nur eine Art. Oder ein Artbecken...
    Oder...oder.
    Gibt noch paar mehr Möglichkeiten, je nach Beckengröße und Gestaltung/Aufteilung...


    Lg
    manu

  • Hallo Alexander,
    Danke für die klaren Worte in Bezug auf eine mögliche Behandlung oder Teilsanierungen.
    Entspricht ja dem was ich schon vermutet habe.
    Trotzdem gehören auch Mikrosporidien gem.
    gültiger Nomenklatur noch zu den Pilzen. Dass es ein parasitär lebender Erreger ist, hab ich an der Pathogenese dargestellt.
    Das es da immer wieder Diskussionen um die genaue Zuordnung derartiger Einzeller gibt, ist mir auch bekannt. Aber noch ist es meines Wissens nach nicht falsch Ichthyosporidium zu den Pilzen zu stecken.
    Die alternative, chemische Desinfektion wäre wie gesagt nicht in einem laufendem Becken möglich. Das war ja die Frage von Mirko. Eine Alternative zur Komplettsanierung.
    Pflanzen würdest du also auch entsorgen, da die sicher eine Behandlung mit Wasserstoffperoxid und Kaliumpermanganat in höherer Konzentration und Einwirkzeit auch nicht so gut vertragen.
    Fischfutter wird aber sicher nicht chemisch zu desinfizieren sein. Da ist die thermische Behandlung noch Mittel der Wahl.


    Grüße Heiko?