Bastelanleitung: z.B. Aquariumrückwand selber bauen, u.a.

  • Hallo Forengemeinde!


    hier mal eine Bauanleitung wie man eine Aquarium Rückwand selber bauen kann, da ich schon des Öfteren zu der von mir gestalteten Rückwand im Thread Ein Kindergartenprojekt befragt worden bin. Mach ich hier mal das Thema speziell und separat ;)


    Zutaten:


    man nehme eine Idee :idea:


    dazu am Besten ein leeres Aquarium


    außerdem braucht man noch (habe ich zumindest gebraucht)
    Styropor oder Styrodur (Verpackungsreste)
    Aquarien-Mörtel
    Holzspießer (Zahnstocher oder eben die für die Roulade)
    ungiftigen Lack (schwarz)
    Sand,Kies zum dekorieren
    Epoxydharz



    Endergebnis könnte so aussehen:


    IMG_2082.JPG
    als Erstes habe ich mir ein leeres Becken genommen, hier im Fall ein 54l mit den Maßen 60x30x30. Es auf den 'Rücken' gelegt und eine Styroporplatte mit ca. 2cm Stärke passend für die komplette Rückwand ausgeschnitten. Also 59x29cm ;) Moment: für den Fall eines integrierten Eck- HMF sollten zunächt die passenden Kabelkanäle eingeklebt werden. Näheres dazu weiter unten. Die Rückplatte dementsprechend kürzer.


    Im zweiten Schritt folgte der auf dem Boden verlaufende Weg. Auch hierzu wurde ein passendes Stück Styropor ausgeschnitten und in das Becken eingeklemmt. Jetzt folgten die 30° HT-Winkel, welche für die Höhlen in Position gebracht wurden.
    Ringsherum werden wieder kleine Styroporplatten angebracht. Diese habe ich dann mit den Holzstäben durchbohrt und somit befestigt. Die Holzstäbchen kann man mit einem Seitenschneider dann abschneiden, es empfiehlt sich aber diese vorher abzulängen, da bei filigranen Stellen doch schnell was verrutscht.



    hier dann der fertige Entwurf


    IMG_1588.JPG


    Das Styropor wurde mit einem Cuttermesser und einem Schraubendreher in Form geritzt. Ein vorheriges Anzeichnen der Wölbungen und Reliefs erleichtert das Geschehen. Man sollte versuchen so viele Streben also Holzspieße mit einzubringen.


    Ist der Rohbau soweit fertig gestellt, muss erst mal der ganze Styroporkugel-Salat aus dem Becken. Staubsauger!
    Dann habe ich 'vorsichtig' mit der Heißluftpistole das Styropor verschmolzen. Wirklich vorsichtig, sonst brennt man Löcher rein. Die Rückwand schrumpft somit auf ca. 1 bis 1,5cm zusammen.
    Ist soweit alles fertig, kommt die nächste Sauerei ;)


    Der Aquarienmörtel wird angerührt. Dabei sollte er nicht zu fest sein. Eher etwas flüssig lassen. Dann auf die liegende Rückwand aufbringen und mit einem Pinsel breit streichen.


    Diesen Vorgang habe ich mehrfach (3bis5 Mal) wiederholt. Zuletzt sollten keine Styroporflecken erkennbar sein. Die Scheiben können ruhig am Rand mit angestrichen sein. Der Mörtel lässt sich leicht entfernen.


    Daraufhin folgte eine laaaaaaaaaaaaaaaaange Trocknungszeit! Kleinere Stellen wurden immer wieder mit dem Mörtel ausgebessert und trocknen gelassen.


    Jetz habe ich die Schattierungen wieder mit einem Pinsel aufgetragen. Also man mache die Stellen dunkel, an denen später eh nur Schatten ist, d.h. unten. Leichte Schattierungen mit schnellem Pinselstrich und wenig Farbe. Wirkt dann schon richtig genial ;)
    Zwischendurch stehen natürlich immer die Reinigungsarbeiten an. Hab das ganze auch nicht an einem Tag gemacht :D .


    Ist alles getrocknet habe ich mit Pinsel und Wasser die ganzen Krümel des Mörtels abgeputzt und gleichzeitig den Staub ausgewischt. Raus in den Garten und alles abgespritzt, war schon gut.


    Nun die Frage: Versiegeln oder nicht?! Ich habe es Versiegelt, da ich den Aquarienmörtel schon mehrfach verwendet habe, weiß ich, dass dieser schnell bröckelt. Zu filigrane Gebilde brechen einfach. Ein Versuch eine Terrasse mit bunten Kieselsteinen zusammen zu kleben schlug fehl. Einfach zerbrochen. Daher auch die Idee mit dem Styropor, welches übrigens auch Styrodur (grün), als Träger dienen kann.
    Macht zudem die Sache leichter. Wer so eine Sache im 500l Becken vorhat, hat ja manchmal auch auf das Gewicht zu achten. Das Styropor mit dem Mörtel im Verbund hat so gut wie keine Auftriebskraft mehr.


    Also, eine Versiegelung macht den Mörtel nicht mehr abbröckelbar! Und sollte zugleich auch die Aufhärtung des Wassers durch den Mörtel etwas absorbieren. Es kann zur Verschönerung in das noch klebrige Harz auch gleich Kies oder Farbsand passend zur Beckeneinrichtung aufgestreut werden.


    Ist soweit alles versiegelt heißt es sowieso wieder waaaaaaaaaaarten bis es getrocknet ist.


    Mit Bild wartet es sich leichter :D


    IMG_1761.JPG



    Irgendwann seid Ihr mit Eurer Leistung dann zufrieden und habt ein schönes Einzelstück!


    Dieses Thema darf, nein, sollte mit Euren Ideen und Verbesserungsvorschlägen erweitert werden. Stellt Eure Fragen! Was bisher noch nicht geschrieben wurde. Ich ergänze umgehend!


    Viel Spaß beim Basteln!


    VG
    mirhai

  • Die Holzpießer halten die Styroporplatten zusammen. Speziel im Bereich des HMF ist es doch sehr filigran. Da stecken die Holzstäbchen zur Fixierung drin. Auch um die Platten rund um die Höhlen zusammenzuhalten, helfen die Spießer. Man kann sie einfach ins Styropor reinstecken, den Abstand anhalten, abkürzen und endverbauen.

  • Tolle Sache und danke fürs reinstellen.
    Ich bin auch gerade dabei mir eine abgestufte Ecke zu basteln nur leider fehlt mir eine Idee wie ich evtl. Moosnetze daran befestigen könnte.
    Hätte an kleine Edelstahlnägel ("nirosta") gedacht die ich in das Styrodur hineinstecke, aber so etwas habe ich leider noch nicht gefunden. Würde es auch ausreichen wenn ich normale Nägel nehme und die dann mitversiegele?


    MfG Steffen

  • Hallo Steffen,


    Stahlnägel auch minderwertige Edelstahlnägel können rosten. Also rate ich davon ab.


    Es gibt auch PCV-Nägel oder Nadeln. Diese lassen sich relativ leicht durch den Mörtel in das Styropor stecken. Eventuell wär das was für dich. Silikon geht natürlich auch, man kann es im frischen Zustand, dann auch noch mit Sand o.ä. bestreuen, dann passt es sich harmonisch ins Bild mit ein.


    VG
    mirhai

  • hallo mirhai,


    ist eine schöne rückwand die du da gebaut hast und eine gute anleitung dazu. ich habe mir vor ca 6 jahren auch mal eine rückwand gebastelt aber die hat sich nach ca 9 monaten angefangen aufzulösen (ich hatte sie 4 oder 5 mal mit klarlack versiegelt) deshalb würde mich interressieren wie lange deine rückwände halten und von aquarium mörtel hab ich bis jetzt auch noch nichts gehört und stehe dem eigentlich eher skeptisch gegenüber, mörtel ist ja auch nach seiner aushärtung sehr alkalisch.


    vg
    raymond

  • Hallo Raymond,


    Danke für Dein Lob. Diese eine Rückwand hier, wurde damals für den Kindergarten gebaut. Gibt dazu auch ein Thema. Die Rückwand hält bis zum heutigen Tage, gut ein paar leichte Grünalgenansätze, sieht damit aber auch gut aus. Meine Kids sind nicht mehr in der Einrichtung und das Becken wird von den Erziehern weiter gepflegt, somit sehe ich es auch kaum noch.


    Zum Halten/Festigkeit der Rückwände kann ich sagen, mit Epoxydharz passiert (fast) nichts. Raspelnde Fische haben mir damals auch Styroporkügelchen beschert. Und dazu noch viele Antennenwelsbabys, deren Eltern ihre Höhlen in die Rückwand gebaut haben.


    Dank dem AQ-Mörtel ist die Oberfläche fester und Epoxy läßt keinen Höhlenbau zu. Die Wasserwerte sind dadurch für eine gewisse Zeit schon beeinflußbar. Mit der Zeit ist aber nichts mehr nachweisbar. Am Besten vorher gut wässern und spülen. Regenwasser war dazu mehrfach bewährt und günstig.


    Klarlack halte ich hingegen für ungünstig, da dieser ja auch Stoffe ans Wasser abgibt, sich womöglich gar auflöst.


    VG
    Mirko

  • Hallo,


    Das Thema ist nun schon über 5 Jahre alt, aber ich gebe mal meinen Senf dazu:


    mirhai

    Vielen Dank für die Mühen des ausführlichen Beitrages.


    Ich habe mir die Mühen der Materialauswahl für eine Rückwand erspart, indem ich meine Rückwand nach Hans Frey (einem Autoren aus der DDR zu Aquarienthemen ) erstellt habe.


    Dazu habe ich eine flache "Kiste" gebaut, in welche ich Steine, Baumrinde, Schilfrohr und Kaffeesatz geleimt habe. Diese flache Kiste hängt wie ein Bild eines Bachrandes hinter dem Aquarium. Der Effekt ist verblüffend ... Diese Rückwand habe ich nun schon tatsächlich schon über 2 Jahrzehnte!

    Natürlich wird mein Innenfilter nicht mit verkleidet - aber dazu stehe ich. Ein bisschen Technik darf man ruhig sehen.


    Ich werde demnächst versuchen, etwas Moos als Aufsetzer im Aquarium anzusetzen. Ich habe bei diversen youtube-Kanälen gesehen, dass das Moos auch am Innenfilter festwächst und ihn so "verkleidet". Das ist natürlich nur bei Innenfiltern sinnvoll, bei denen man das Filtermaterial separat entnehmen und säubern kann, ohne den kompletten Innenfilter aus dem Aquarium nehmen zu müssen.


    Dann habe ich noch einen Werkstatt-Tipp zum Aufsaugen von Werkstattschmutz oder Spänen:


    Ich schalte vor den Staubsauger/ Werkstattsauger ein KG-Rohr (Durchmesser 200mm, Höhe 500mm). Den unteren Teil des Rohres kann ich abnehmen, um aufgesammelte Späne und Krümel zu leeren. Auf dem oberen Teil des Rohres ist luftdicht ein sogenannter Zyklonabsauger montiert. Dann geht oben seitlich an den Zyklonabsauger der Saugschlauch vom Staubsauger hin und oben an den Anschluss der Schlauch weg zum "Werkstattsaugschlauch".


    Vorteile:

    - Staubsäcke des Staubsaugers werden geschont , weil der Werkstattschmutz im Auffangbehälter mit dem Zyklonabscheider landet.

    - Der Haushaltsstaubsauger kann zusätzlich in der Werkstatt bei "Gelegenheitssaugungen" genutzt werden :-).

    - Eventuelle Kleinteile, die beim Basten verloren gegangen sind, lassen sich leichter in dem Auffangbehälter finden.

  • Erstmal ist es super das es jemanden gibt der seinen Hans Frey gelesen hat, eines der wichtigsten Aq.-Bücher überhaupt, weil es hilft zu verstehen. Übrigens gab es das Buch nicht nur im Osten, da war ich noch nie.

    Das Du eine Rückwand nach diesem Muster hast finde ich toll und bin begierig Bilder zu sehen.


    Ja - der gute Hans Frey! Der hat mit seinen Büchern bei mir das Interesse am Aquarium und am "Tümpeln" geweckt. Leider hat man ihm noch keinen Wikipedia-Artikel gewidmet. Bei der Gelegenheit fällt mir noch Günther Sterba ein. Dessen Bücher zum Thema habe ich ebenso sehr geschätzt.


    Ein Bild, auf dem meine selbst gebaute Rückwand ein bisschen zu sehen ist, findet man hier in der Galerie. Leider gibt es beim Bild ein paar Spiegelungen an der Glasoberfläche. Der Vorteil der Rückwand ist, dass sie im Aquarium selbst keinen Platz, vor allem in der Tiefe nach hinten, wegnimmt. Viele ältere Aquarien in den Wohnzimmern haben meist das Problem, dass sie einfach zu flach sind.


    Wenn ich mir nochmal ein Aquarium neu einrichte, dann sollte es eines sein, was richtig schön tief nach hinten geht und schön verkrautet ist. Darin wäre dann ein richtig großer Schwarm mit kleinen Salmlern! Die verhalten sich erst in solchen tiefen Aquarien wie Salmler! Erst dann merkt man, dass diese kleine Aasbande eigentlich kleine Piranhas im Geiste sind.

  • Erst dann merkt man, dass diese kleine Aasbande eigentlich kleine Piranhas im Geiste sind.

    Das sage ich schon lange, wenn die Leute jammern das die Garnelen verschwinden. "Aber nein süßen Neonchen fressen doch keine Nelenbabys", denkste!

    Den Sterba hatte ich vergessen, dann kennst Du bestimmt auch noch Arend van den Niewenhuizen, seine Bilder waren damals überall.