Lichtverschmutzung

  • Hallo Freunde,
    hier mal ein Beitrag zum Einfluss des Lichtes auf einige Organismen im Wasser.

    Vor einiger Zeit wurde mal der Sinn und Unsinn eines mit Nachtlicht versehenen Aquarium diskutiert. Die Auswirkungen auf Aquarientiere sind doch eher wenig bekannt. Allerdings zeigte die Diskussion dass die Auswirkungen unterschätzt werden. Erste Erkenntnisse in der Tierhaltung empfehlen eine bessere Abdunklung, das heisst auch Streulicht oder andere Lichtquellen wie Fernsehen und Zimmerbeleuchtung beeinflussen die Tiere erheblich stärker in Verhalten, Nahrungsaufnahme und Färbung als bekannt war. Auch die Lichtfarbe der Nachtbeleuchtung entspricht eher dem Wunsch des Aquarianers als dem Bedürfnis der Tiere. Blaues Licht wird durch die Wasserorganismen sehr viel stärker und greller empfunden als durch das menschliche Auge.
    LG Dietmar

  • Etwas fragwürdig der Beitrag in meinen Augen da leider keine grundlegenden Überlegungen mitbetrachtet wurden:
    - Vollmond bringt ca. 0,25 lx bis 1 lx bei unbewölktem Himmel
    - Halbmond bringt 11 % vom Vollmond, also 0,03 lx bi 0,11 lx bei unbewölktem Himmel
    - Neumond bei sternklarer Nacht bringt 0,001 lx
    - Die "SkyGlow-Community" gibt an das "SkyGlow" ca. 50 mal soviel Licht bringt wie eine klare Neumondnacht


    Wenn ich das zusammennehme komme ich auf 0,05 lx durch SkyGlow.


    Pi x Daumen ist also bei zunehmendem Mond ab Halbmond ( das sind also 14 Tage des 28 tägigen Mondzyklus) die natürliche Nachtbeleuchtung gleich oder größer der Beleuchtung durch SkyGlow.


    Also fressen Wasserflöhe etc. schon immer an der Hälfte ihrer Lebenstage lichtbedingt weniger / nix.


    Ein "wissenschaftlicher" Bericht hätte dies aufzeigen müssen.
    Ein medienwirksamer Bericht natürlich nicht.


    Ich spekuliere mal: es gibt Forschungsgelder zum Thema Lightpollution und die müssen natürlich irgendwas "positives" nachweisen.


    Edit: @Rainer Rekord

  • Hallo Anubias,
    auf Futterfang bei Meeresplankton mache ich das wenn es dunkel ist. Die Ausbeute ist tatsächlich einfacher im Oberflächen nahen Bereich.
    Stefan, schau Dir mal die Beleuchtung an den Küstenregionen an. Die ist durchaus heftig, wenn auch örtlich- jede Fahrrinne und Hafeneinfahrt ist eine Leuchtreklame.
    Berlin bei Nacht- ist ebenfalls ganz schön heftig. Und das sieht man bei der Anreise aus vielen Kilometern Entfernung, besonders bei niedriger Bewölkung.
    Ob Flöhe bei reiner Mondbeleuchtung sehr viel weniger fressen? Zumindest ist das Licht Auslöser der Vertikalwanderung und unterliegt einer Rhythmik. Bei der Lichtverschmutzung kannst Du davon ausgehen, dass diese Rhythmik erheblich gestört wird.
    Und im Aquarium? Nachtbeleuchtung und gute Planktonentwicklung ist dann nicht mehr zu erwarten. Ok, im Süsswasser wird das sicher keine so große Rolle spielen, im Meerwasseraquarium sieht das anders aus.
    LG Dietmar

  • @dietmar, ich finde den vorgestellten Fernsehbeitrag sehr sinnvoll und sachlich. Ähnliche Ergebnisse zeigten auch Forscher, die sich mit dem Verhalten von Tiefseelebewesen befassen.
    Ob sich jemand deshalb im Dunkeln zur Wasserflohsuche aufmacht, muss er sich mal überlegen. Aber ohne Lampe wird das dann wohl nicht gehen.
    Im Aquarium wird das weniger eine Rolle spielen. Ich gehe allerdings davon aus, dass mit mehr Licht im Becken nachts auch mehr Bewegung herrscht. Zumindest beobachte ich das so, so dass dadurch möglicherweise die vielleicht nötigen Ruhezeiten eingeschränkt sein könnten. Ich schrieb "vermute"!
    So wie die Fische erkennen, ob ich mich in einer Position bewege, aus der sie auf Futtergaben schließen können, so erschrecken sich Fische auch, wenn ich Nachts ins Zimmer komme und zur ungewohnten Zeit das Licht anmache.
    Anfangs reagierten die Fische auch auf auffällige Bildwechsel unseres inzwischen angewachsenen Fernsehers mit beachtlicher Lichtstärke gegenüber dem Vorgänger löl
    Das beschreibt aber auch die Beobachtung der relativ starken Gewöhnungsfähigkeit zumindest der von mir beobachteten Aquarienbewohner.
    Meine Schlussfolgerung aus meinen Beobachtung und meinem Wunsch nach Sichtbarkeit der Fische während meiner Anwesenheit mündet darin, dass mein Aquarienlicht so lange in Betrieb ist, wie ich einschätzen kann spätestens ins Bett zu gehen. Dafür schalte ich das Licht dann später ein. So erleben die Fische das Aufwachen des natürlichen Lichts vom Fenster aus.
    Eine Nachtbeleuchtung betreibe ich nicht, da ich ähnliche Gedankengänge schon vor Deinem einleitenden Beitrag eine Rolle spielen ließ.

  • Dann müsste man also nachts auf Futterfang gehen.

    So ist es, Falk, schon in den 70ern, als ich noch in Schicht arbeitete, wurde an unserem
    Futter-bzw. eigentlich Feuerlöschteich im Betrieb, nachts eine 100W-Lampe betrieben, welche die komplette riesige Wasserflohpopulation des gesamten Teiches in ihren Bann und damit in unsere Futterkescher zog.
    Und der Bedarf war auch riesig, wurden doch so an die 30-50 grössere Aquarien betrieben...


    D.h., ich kann die Ergebnisse des TV-Berichts überhaupt nicht bestätigen, allerdings gabs (zu diesem Zeitpunkt!) auch noch keine Fische in dem Teich...
    Aber ob das die quasi-intelligenten Wasserflöhe wirklich ausgenutzt haben ?

  • Hallo Ihr´s,
    bei meinen Recherchen ist mir unter anderem dieser Artikel bezüglich der Ernährung und hormonellen Funktion des Lichtes in Erinnerung: Stichwort Melatonin. Es lohnt sich durchaus mehr zu diesem Thema des Hormons zu recherchieren.

    Der Schlupf vieler Meeresorganismen wird durch das Licht zeitlich beeinflusst. Larvenfang nach Beginn der Dunkelheit unter Einsatz von gezielt angebrachten Lichtquellen ist "normal" im Seewasseraquarium für die Züchter. Ebenso der Planktonfang im Refugium oder Aquarium usw.
    Ich bemühe mich das Licht im neuen Aquarium noch viel bewusster zu steuern und das "Nachtlicht" auf eine kurze Zeit zu begrenzen. Ganz verzichten möchte ich nicht, da es in der Nacht durchaus viele Dinge zu entdecken gibt.
    LG Dietmar

  • Hallo dietmar,
    ich hatte schon das "Vergnügen" mit Küstenbewohnern über das künstliche Licht im Hafenbereich zu sprechen, vorallem in Kroatien und auf El Hierro.
    3 Leute - 3 Meinungen
    Am besten waren die Fischer die Nachts mit starken Petromax-Lampen die Fische anlocken, die haben sich beschwert das sie weiter rausfahren müssen seitdem an der Küste so viel Licht installiert wurde...


    Ich halte die ganze unnötige Beleuchtung generell, nicht nur an der Küste für überflüssig.
    Wozu wird der Berliner Stadtring sehr kräftig beleuchtet wo es keine Fußgänger und sonstige schlecht beleuchtete Hindernisse gibt, Wohnstrassen mit Fußgängern in dunkler Kleidung aber deutlichen schwächer beleuchtet werden?
    "Die Kosten trägt der Bund für den Stadtring, nicht die Stadt Berlin" wurde vor Jahren mal bei einer Nachfrage im Abgeordnetenhaus geantwortet.


    Was mir an dem Bericht über SkyGlow nicht gefällt habe ich oben hoffentlich klar dargelegt; wissenschaftlich mag zwar die Durchführung des Experimentes sein, die Randbedingungen sowie generell der fehlende Bezug zur natürlichen Schwankungsbreite der natürlichen Nachtbeleuchtung sind jedoch unwissentschaftlich und popolistisch.
    Darauf zieht auch der Hinweis auf die Forschungsgelder zum Klimawandel hinaus.


    Das sehr viele Vorgänge, z.B. die Vermehrung ortsfester Meeresbewohner zumindest deckungsgleich mit dem Mondlicht ist ist mir bekannt. Allerdings gibt es in diversen wissentschaftlichen Berichten den klaren Hinweis das es zeitlich zusammenpasst, aber nicht das es nur am Licht liegt.


    Ob es aktuell einen durch Menschen verursachten Klimawandel gibt kann ich aufgrund der aktuellen Datensituation nicht beantworten.
    Wenn es ihn gibt werden die nächsten 2 oder 3 Generationen der Menschen damit leben müssen da das System Erde nicht besonders agil reagiert. Wenn man den "Optimisten" der Azmosphärenforschung folgt, ansonsten dauert es noch deutlich länger bis das System wieder in die "richtige" Richtung zurückgeht.


    Bernd's Beobachtungen wo sich Wasserflöhe etc. hingezogen fühlen wenn man Nachts mit der Lampe rumleuchtet kann ich übrigens bestätigen.
    Auch in Teichen mit Fischen.


    Aber vielleicht sind die Wasserflöhe mancher Seen ja anders ...


    Bei Nachttauchgängen im Mittelmeer war im Lichtkegel der Tauchlampen immer exterm viel Plankton was kleine und größere Räuber angelockt hat.


    Edit: @Rainer Rekord
    Interessant das in diesem Forum Beiträge editiert werden ohne das der Autor davon erfährt.
    Ebenso interessant das min. ein Beitrag in diesem Thema gelöscht wurde.
    In den Forenregeln habe ich dies so nicht gefunden...


    Edit by common: ich nehme mir das jetzt mal raus, Stefan, die, im Netz heisst sowas Anschreierei,in ein verträgliches Mass zu bringen , auch wenn es nicht hierher gehört, aber informiert bist du ja nun...

    Edit @ Stefan_L
    Anschreien im Netz kenne ich nur durch die Verwendung von Grossbuchstaben, nicht durch die Verwendung einer anderen Schriftgröße innerhalb eines Beitrags.
    Ich erwarte das wenn in meinen Beiträgen editiert wird klar beschrieben wird was gemacht wurde (in diesem Fall die Schriftgröße reduziert).
    Soviel Zeit sollte sein!

  • Hallo Stefan,
    hier findest Du eine fundierte Arbeit zur Lichtverschmutzung und den Einfluss auf Futterorganismen:
    (Bitte die pdf öffnen)
    Interessanterweise ist der Einfluss des Melatonins bei Wirbeltieren enorm wichtig für Alterungsprozesse und hat damit Einfluss auf Lebens- und Leistungsfähigkeit. Ein Thema, warum es wichtig ist die Lichtmenge im Aquarium in der Dunkelphase besser umzusetzen. Dr. A. Kormann, emer. Kurator des Tierpark Berlin hatte dazu einen Vortrag in unserer FG gehalten zum Thema Alter der Aquariumtiere und optimieren der Haltungsbedingungen. Warum sind Anemonen "unsterblich" und wie funktioniert Stoffwechsel, Abbau freier Radikaler usw.
    Wenn ich auf der Arbeit Aquarien betrachte die in Hallen stehen wo es auch Nachts nie dunkel wird, dann fällt mir schon auf, dass diese Tiere nie balzen oder so agil sind wie man es "gewohnt" ist. Sicher spielen weitere Einflüsse wie Lärm auch eine Rolle, so dass ich das nicht ohne weiteres verallgemeinern mag.
    Licht ist ein Reiz auf das Plankton- freilich ist es etwas anderes für wenige Sekunden ein Spotlight beim Tauchen zu benutzen als eine weiträumige und lang anhaltende Helligkeit auf eine größere Fläche zu betrachten.
    LG Dietmar

  • Hallo CWS,
    das ist richtig wenn die Elterntiere etwas Licht bei der Brut bekommen. Das trifft auf einige Brut pflegenden Arten zu.
    Was als Nachtlicht für das Aquarium sicher wenig Sinn macht sind die blauen LED Spot. Lieber eine weiße LED Kette mit wenig Energie (meine sind noch hinter gelber Folie angebracht). Und kein Spot sondern flächig und nicht sehr lang in Betrieb. Zusätzlich sorge ich für die Abdunklung meiner Fenster weil ich eine Menge Licht von draußen bekomme.
    Meine Fische haben feste Schlafenszeiten, da kannst Du die Uhr danach stellen. Die verschwinden kurz bevor das Licht runterdimmt. Und einige Fische wollen es dann richtig dunkel haben. Andere Tiere dagegen kommen erst raus wenn es richtig dunkel ist und dazu gehören Korallenpolypen, Plankton oder andere Kleinstlebewesen. Hast Du schon mal mit einer Taschenlampe Nachts in ein Aquarium reingeleuchtet? Da wimmelt es geradezu wovon man am Tage nichts sieht. Ich denke schon dass es von Bedeutung ist das Aquarium richtig abzudunkeln.
    LG Dietmar

  • Ich habe ein eher flächiges, aber sehr begrenztes, allerdings blaues Nachtlicht.
    Ich dimme nicht, schalte aber die Leuchten nicht gleichzeitig aus.


    Mein Aquarium steht in einem fensterlosen Kellerraum, Raumlicht gibt es also keines.


    Klar hab ich in der Nacht schon ins Becken geleuchtet Da habe ich die meisten Jungfische entdeckt, die wissen auch wann die Fressfeinde schlafen.


    Aber ich kann ja mal die Lichtfarbe wechseln, werd ich probieren. Das blaue hatte den Vorteil, dass die Leuchte nicht veralgt.