Moderlieschen- Selten gepflegt, doch hochinteressant

  • Das Moderlieschen- Leucaspius delineatus
    Aus aquaristischer Sicht, führen Moderlieschen eher ein Schattendasein, meiner Ansicht nach zu unrecht.
    Diese Tiere lassen sich im Aquarium tatsächlich sehr gut hältern und beobachten.
    Im Sommer 2009 bat ich einen Freund 10 Moderlieschen von einem Ortsansässigem Fischhändler mitzubringen.
    Ziel war es,sie im Teich zu vermehren,so dass ich im Herbst einige Futterfische für meine Großcichliden hätte.
    Nun,Moderlieschen werden erst mit etwa 12 Monaten geschlechtsreif, was zur folge hatte, das ich keine Nachzuchten Vorweisen konnte.
    Die kleinen Wollte ich aber keinesfalls im Teich überwintern, da dieser durch die Anpassung auf die Haltung subtropischer Fische, nicht mehr tief genug war.
    Also nahm ich sie mit heim.

    Da stand ein 60L fassendes Aquarium als Quarantänebecken bereit.
    Es war eingerichtet,eingefahren und bepflanzt mit Valisneria, Anubias und Javafarn, Steine bieten weiteren Schutz und Verstecke.
    Das Aquarium ist unbeheizt und Steht im Badezimmer auf dem Sims neben der Wanne.
    So setzte ich eine Gruppe von 10 Moderlieschen in dieses Aquarium.


    Sie machten mir die ersten 4 Wochen wirklich Sorgen.
    Kein Tier wollte fressen und sie margerten sichtlich ab.
    Kein Wunder, waren sie aus dem Teich ja nur Lebendfutter gewohnt.
    Aber ich blieb beharrlich und versuchte es immer wieder.
    Als ich die Hoffnung fast aufgeben wollte,fiel mir ein,dass bei Buntbarschen Futterneid oft Wunder wirkt.
    Also setzte ich noch einige Guppies mit in das Aquarium.
    Langsam begannen sie Flockenfutter und Frostfutter zu fressen und tun dies Mittlerweile richtig gierig.
    Jedoch sollte man darauf achten,das die Tiere trotz ihrer relativ großen Mäuler, nur recht kleine Brocken bewältigen und auch nichts fressen was auf dem Boden liegt.
    Empfehlenswert für die Haltung dieser Fische sind Aquarien ab 80cm Kantenlänge für 10 dieser Fische.
    Man sollte den Hintergrund dicht mir Valisneria und feinfiedrigen Pflanzen besetzen.
    In den Mittelgrund würde ich soltitär einen Tiegerlotus Setzen, welcher ruhig richtige Schwimmblätter ausbilden dürfen sollte.
    Daran heften die Tiere ihre Eier.
    Den Boden besetzt man am Besten mit einigen Steinen welche man zu Höhlen und Tunneln aufschichtet,sowie mit einigen Wurzeln,welche den selben Zweck erfüllen.

    Als Bodenfische kann ich Antennenwelse empfehlen und für die oberen Wasserregionen bieten sich Guppies oder andere Lebendgebährende an.
    Die Moderlieschen halten sich überwiegend in den mittleren Wasserzonen auf.
    Über die Zucht kann ich noch nichts sagen,da meine Tiere noch zu Jung sind, aber für den geneigten Aquarianer, welche mal etwas anderes Pflegen möchte sind diese Fische unbedingt zu empfehlen.
    Bei der Richtigen Beleuchtung schillern sie in allen Regenbogenfarben und so ein kleiner Schwarm dieser Tiere, welcher durch ein Aquarium zieht, bietet ein einmaliges Bild.

    Bilder meinerseits folgen später.

  • Hallo Tobias,


    hatte früher auch mehrmals Moderlieschen und immer große Probleme nach dem Umsetzen. Die Fische verlieren sehr schnell ihre Schuppen und erleiden sonstige Hautverletzungen, die oft und schnell verpilzen.
    Zudem befinden sie sich nach dem Umsetzen oft in einer Art "Schockzusstand", der durchaus lange anhalten kann, in dieser Zeit bewegen sich die Tiere kaum, fressen auch nicht, meistens gibt es auch Verluste.
    Kühl überwintern kann man gut auf Terasse/Balkon, im Keller, im Kühlschrank oder in der Garage. Die Tiere laichen im Aquarium aber auch, wenn die Temperatur ständig über 10° C lag.
    Die Eier werden spiralförmig um Pflanzenstengel abgelegt, die Weibchen haben zur Laichzeit, eine kaum sichtbare "Legeröhre". Das Männchen betreibt Brutpflege, streicht immer wieder mit seinem Körper über die Eier und stubst in unregelmäßigen Abständen den Stengel an, der sich dann bewegt, auf diese Weise werden vermutlich die Eier mit frischem, sauerstoffreicherem Wasser versorgt. In Moderlieschen-Gewässern, kann man im Frühjahr sich auf diese Weise bewegendes Schilf, Tannenwedel oder ähnliche beobachten.


    Wünsch Dir weiter viel Spaß an den Fischen und warte gespannt auf Bilder....


    Gruß


    Erich

  • Hallo Erich,
    Verluste gab es bei mir zum Glueck nicht zu beklagen.
    Ich wechsle pro Woche etwa 50-60% des Wassers mit Wasser aus einem der grossen Becken.
    Mittlerweile gehen sie auch gierig und gut ans Futter,aber das habe ich wohl,wie beschrieben den Guppies zu verdanken.

  • Hallo Marco,


    stelle sie einige Tage nach draußen in`s Kühle, und danach in einen ungeheizten Raum, reicht zur Nachzucht!


    ....und da ich mich so über dieses Thema freue und jetzt auch die Zeit des Abendbrotes naht, habe ich bei Marcus Elisier Bloch in "Oeconomische Naturgeschichte der Fische Deutschlands, Dritter Theil", Berlin 1784 auf S. 144 auch ein "Rezept" für Moderlieschen gefunden:
    "Er hat ein weißes, wohlschmeckendes, gesundes und leicht zu verdauendes Fleisch, und wird gewöhnlich, nachdem man ihm den Kopf abgeschnitten und die Eingeweide herausgenommen hat, in Butter gebraten, verzehret."


    Moderlieschen, aus dem Schlamm geboren, zu Blochs Zeiten noch "Cyprinus aphya", aus dem Schaum geboren und in Preußen, also bei uns, immer "Mutterloseken", der Fisch der immer da war, und niemand konnte sich die Herkunft erklären. Mutterlos...


    Gruß


    Erich

  • Halloechen,
    ja,eine Ueberwinterung ist nicht zwingend notwendig.
    Die kleinen sind auch hohen Temperaturen gegenueber recht Tolerant.


    Bis zu einer Temperatur von ca 10°C beliess ich sie im Teich und nun schwimmen sie in etwa 20°C warmen Wasser im Badezimmer.


    Wie Erich schon andeutete kommt der Name von Mutterlosken (Mutterlos).
    So wurden die Eier teilweise an die Beine von Wasservoegeln geheftet,und damit auch in Gewaesser uebertragen,in welchen sie in der normal nicht vorkamen.
    Gespannt bin ich auf die naechste Teichsaison,wo sie wieder rauswandern.
    Das fortpflanzungsfaehige Alter sollten sie in der kommenden Saison erreichen,und sich auch vermehren,vllt aber auch schon in den Kuehleren Monaten.
    Lebendfutter werden sie den ganzen Winter hindurch bekommen.

  • Hallo Marco,


    weiß ja, dass Du nicht gleich alles auf Moderlieschen umstellst!


    Bin halt mit 52 ein alter Knacker! Freue mich aber über das Thema... habe vor 40 Jahren, vor 30 und vor 20 Jahren Moderlieschen gehalten. Kannst sicher sein, dass ich im kommenden Frühjahr wieder welche habe! Danke Euch für das Thema und die damit verbundenen Erinnerungen...


    Gruß


    Erich

  • Hallo Ihr,


    AT Heft 6/66 Seite 206 ^^ schöner Beitrag zu den Moderlieschen erst mal nen Kaffee

  • Soweit bin ich noch nicht ^^ und dann sollten wir erst noch klären, ob es "erlaubt" ist.