Neue Medaka - Art

  • „The medaka (Oryzias latipes) species complex, including O. latipes, O. sakaizumii, O. sinensis and an undescribed species from East Korea“


    Dieser ⬆️ Satz aus dieser Quelle hat mir wieder mal gezeigt, dass die Wissenschaft nicht schläft….


    und dass mir nicht langweilig werden wird gegen falsche Nomenklatur wie zum Beispiel „Japankärpfling“ oder „Reiskärpfling“ oder der viel zu schlichten Behauptung oder Annahme, dass jeder Japanische Reisfisch einfach nur ein O. latipes sein kann, anzugehen.


    Und es wird mir auch nicht langweilig, weil ich mich mal wieder durch die Literatur wälzen muss, warum die Ost-Koreanische Population doch nicht mehr als Latipes gezählt wird, ehe ich es für das geplante Infoblatt und auf meiner Homepage anpasse…


    anbei mal der letzte Entwurf zum Infoblatt, welches ich vielleicht irgendwann als Buch herausgebe, wenn mir mal arg langweilig werden sollteIMG_8650.png


    Jedenfalls fang ich da zuerst an was zu ändern, wenn jetzt die Ostkoreanisch-Südkoreanische Population doch zwei Arten sind…

  • Karte mit den Vorkommen der Medaka Arten


    Blau: O. sakaizumii (A),

    Gelb: O. latipes (B),

    Grün: Oryzias sp. (Ost Korea) (C),

    Pink: O. sinensis (C).


    und wisst ihr wie ich auf diese Publikation gekommen bin?

    Weil ein Japanischer Medaka-Forscher einen Medaka-Info- Post einer Südostasiatischen Medaka-Farm im Facebook geteilt hat und mit einem Kommentar versehen… und ich einen Begriff aus dem Kommentar gegoogelt habe…

  • Ich bin gerade wieder in die Recherche eingestiegen und bin grad Mitten in einem Paper, in welchem ausgeführt wird, dass die Artenbeschreibung des O. sakaizumii von 2011 doch noch umstritten ist und Genomanalysen doch wohl zeigen, dass es nur eine Unterart vom O.latipes sein soll und die vormals als Hybridpopulation im Grenzgebiet zwischen nördlicher und südlicher Population wohl nur eine von der Nordjapanischen Population abstammendes Vorkommen ist….


    Jedenfalls wird immer wieder auf die fehlende sexuelle Isolation zwischen den Popolationen hingewiesen und dass es sowohl im Labor wie auch in der Natur fruchtbare Hybriden gibt zwischen den Populationen/Unterarten/Arten….


    Erste Quelle dazu

    … wenn ich diese durch habe, dann kommen die Quellen der Quelle dran 🧐

  • …und die vormals als Hybridpopulation im Grenzgebiet zwischen nördlicher und südlicher Population wohl nur eine von der Nordjapanischen Population abstammendes Vorkommen ist….


    paar Paper später…


    itzat hab ich’s erst richtig verstanden….


    die Population in der Grenzregion zwischen der als O.sakaizumii (Nördliche Japanische Population) beschriebenen „Art“ und der Südlichen Japanischen Population (O. latipes) ist nicht als Hybridpopulation zwischen den Beiden anzusehen (worauf Studien mit ausschließlicher Betrachtung der Mitochondralen DNA* schließen ließen) in der von Gebirgen umgebenen „Tajima-Tango“- Region, sondern nach den Ergebnissen der großen Genom- Sequenzierungsstudie (über das ganze Genom und nicht nur über das Mitochondrale Genom) von 2019

    ist die Population dort Entwicklungsgeschichtlich als der Ausgangspunkt der Verbreitung der nördlichen Population zu werten, bzw. würde ich in Interpretation der Studie sagen, dass es entwicklungsgeschichtlich ein „Zwischenstopp“ von der „Wanderung“ der Südlichen Japanischen Population nach Norden war, bevor sich dort dann durch den „Selektionsdruck“ aufgrund der harscheren Umweltbedingungen aufgrund der höheren Breitengrade mit kürzeren Sommern/Sonnenscheindauern und kälteren Wassertemperaturen und damit kürzeren Reproduktionsintervallen genetisch die Medaka durchgesetzt und weiter verbreitet haben, die eben besser mit den Umweltbedingungen zurecht kommen.


    Die Forscher vermuten auch, dass sich der Medaka von der nördlichen Küste der im Süden des Japanischen Archipeles gelegenen Insel Kyushus aus unter anderem auch über das Japanische Meer an der Westküste der Hauptinsel entlang und an der Pazifikseite an der Ostküste entlang verbreitet hat. Möglich macht dies die „Salzwasserresistenz“ der Medaka… es wird angenommen, dass Medaka wegen der oftmals steilen und engen Bachläufe bei starken Regenfällen aus den Flüssen heraus gespült werden und dann über das Meer dann zurück in die nächstgelegenen Flüsse gewandert sind.




    *das mit der mitochondralen DNA - bzw. den unterschiedlichen Mitochondrien kennt man ja zum Beispiel vom Guppy und Endler…. <-das mal nur als Hinweis, dass mir vielleicht mehr Leute folgen können in meinen Ausführungen

  • Hallo Gunni,


    bei mir klappt der Link auf das Originaldokument nicht.


    Kannst du mir fruendlicherweise Verfasser und Titel nennen, dann kann ich versuchen, auf andere Weise danach zu suchen.


    Gruß


    Manu

  • Hier mal das erste was ein noch nicht veröffentlichter Artikel ist (noch im Review-Verfahren)

    https://www.researchsquare.com/article/rs-7146987/v1

    (mal schauen was die Reviewer alles zu bemängeln haben)



    hier mal das Weitere mit der Genomsequenzierung: https://academic.oup.com/g3journal/article/9/1/217/6026594


    und noch was auf Japanisch vom Prof. Sakaizumi, was offensichtlich (ich bin selbst zu doof dafür) mit KI gut übersetzbar ist und was gern in den anderen Papern zitiert wird:

    https://www.jstage.jst.go.jp/a…/19/1/19_19/_pdf/-char/en

    Er meinte übrigens das O. koreana ein toller Name für die Ostkoreanische Population wäre 🫣…. Warum die zwischen 2016 und jetzt noch nicht offiziell beschrieben wurde …. Keine Ahnung… vielleicht weil „O. latipes spec.“ sich weiter etablieren soll… ?!


    die Quellen von allen dreien sind wahre Schätze ….

    Und das hier ist ein wahres Schmankerl wenn es geht drum wie und warum manche Medaka-Zuchtformen schon bei weniger als 15 Grad das laichen anfange und manche erst bei deutlich über 20 Grad Celsius:

    https://www.researchgate.net/p…_from_different_latitudes

  • Soweit ich das verstehe, ging Mitsuru Sakaizumi 2016 von vier genetisch unterscheidbaren Gruppen wildlebender Medaka aus (er legte Untersuchungen von Alloenzymen zugrunde).

    Diese vier Gruppen sah er in:

    a) der nördlichen Population von der Küste des Japanischen Meeres im Osten Japans,

    b) der südlichen Population von der Pazifikküste im Osten Japans und aus Westjapan,

    c) der ostkoreanischen Population aus Ost- und Südkorea und

    d) der chinesisch-westkoreanischen koreanische Population aus China und Westkorea.


    Takafumi Katsumura, Shoji Oda, Hiroshi Mitani und Hiroki Oota legten 2019 eine Untersuchung vor, die Hinweise darauf ergibt, dass die Wildpopulationen von Medaka auf dem japanischen Archipel auch als aus sieben verschiedenen Untergruppen bestehend gesehen werden kann. Grundlage dafür waren mtDNA (= mitochondriale DNA)- und Allozym-basierte Gruppen. Bei der Interpretation sei, so die Autoren, Vorsicht geboten, weil die Anzahl der untersuchten Populationen in jeder Gruppe gering war. Diese Sichtweise mit den sieben Untergruppen findet sch jedoch nicht in der Zusammenfassung der Studie.


    Wie du bereits oben geschrieben hast, sei die bislang als Hybridpopulation zwischen der nördlichen und der südlichen japanischen Gruppe angesehene Gruppe keine Hybridpopulation, sondern der Ursprung der nördlichen japanischen Gruppe gewesen, genauer: der Ursprung der Populationen, die sich auf der japanischen Seeseite in den nordöstlichen Teil des japanischen Archipels ausbreiteten. Dieses Detail findet sich in der Zusammenfassung der Studie.


    Bei der Studie von Ai Shinomiy et al. (2023) geht es soweit ich das bislang sehe, darum, dass die Populationen der nördlichen japanischen Medaka-Gruppe 14 Stunden Licht innerhalb von 24-Stunden benötigen, um ihre Eierstöcke zu entwickeln, während sich die Eierstöcke der südlichen japanischen Gruppe in unter 13 Stunden Licht entwickelten.

    Darüber hinaus, so die Studie, können die Populationen aus Miyazaki und Ginoza, also aus niedrigeren Breitengraden,

    sogaer unter Kurztagsbedingungen von 11 bzw. 10 Stunden Licht zum Ablaichen gebracht werden können bzw. ablaichen.


    Gruß


    Manu

  • Ja genau….


    Prof. Sakaizumii (der ja seit den 80ern genetische Forschungen am Medaka durchführt) wollte wohl mit seinem relativ kurzen Paper mal ein Machtwort sprechen ….

    ungeachtet der Tatsache, dass die verschiedenen Populationen bereits Phänotypisch als Arten bzw. Unterarten beschrieben wurden und irgendwie es in jeder neuen Publikation wieder anders erwähnt wird….


    zumindest hat sein Vorschlag mit der Benennung des „Spezieskomplex“ auch Eingang im zweiten Band des umfangreichen Laborbuches Einklang gefunden zu dem hier zumindest die Mediendateien zum ersten Band zu finden sind: https://medaka-book.org/


    viel Spaß beim stöbern!


    Jedenfalls gehe ich - seit ich das mit Christoph Samborski mal diskutiert habe - davon aus, dass die meisten Farbformen eben auch wegen der großen genetischen Unterschiede (auch wenn es „nur 3% sind“) zwischen den verschiedenen Populationen/Arten/Unterarten entstanden sind