Ein Paar Bettas

  • Nachdem ich meine Zwergkärpflinge aus dem Überwinterungsbecken in den Teich entlassen hatte, hab ich das sehr leer aussehende Becken kurzerhand in ein KaFi-Becken durch einsetzen eines KaFi-Paares gewandelt.
    Also:
    Männchen: Plakat wild gescheckt
    Weibchen: Halfmoon wildähnlich gefärbt
    Temperatur aktuell: ~23°C
    (Achtung, ich bin ein unbegabter Aquarienfotografierer, aber man erkennt ein wenig :) )


    Becken: 80cm * 30cm
    Bodengrund: relativ dünn, eine Schicht von lehmhaltiger Erde aus dem Garten, allerdings schon Jahre drin.
    Pflanzen: Vallisneria australis, Dreifurchige Wasserlinse Lemna trisulca, wenig Hornkraut

    Links oben sieht man eine Tonvase, deren Boden ausgebrochen ist. Die dient leicht Schräg zu 2/3 ins Wasser abgesenkt als aus Sicht des Männchens optimaler Brutplatz, u m dafür zu sorgen, dass das Männchen sein nest soweit am Rande macht wie möglich - wegen der Reviergröße -.
    Man kann mit Interpretationshilfe im Topf oben links das Plakatmännchen sehen, welches dort ein Nest pflegt.
    Die linke Hälfte betrachtet das Männchen entsprechend als sein Nestrevier, die rechte Hälfte ist dem Weibchen überlassen.
    Sonstige Insasssen:
    natürlich Schnecken; Turmdeckelschnecken, Posthornschnecken und Spitzschlammschnecken
    N paar Wasserasseln
    Wasserflöhe solange sie nicht aufgefressen sind
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    Rechts unten in der Ecke sieht man an der Wurtzel im Lichtschein die Wasserflöhe.

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    Nochmal das Männchen beim Nest mit Weichzeichner, um harmonische Farbübergänge zu kriegen ;)

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    Hier ohne Glas dazwischen und viel näher mit Nest
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    Und n Eindruck der Restlichen Wasseroberfläche.
    Wenn man es weiß oder sehr viel Vertrauen in meine Behauptungen hat, kann man im oberen Bild 3 Jungfischchen sehen.
    Eins vor dem rötlichen Blatt, eins in der Ecken aus grünem Blatt und der Lampenreflexion und eines über dem schattigen Teil des mittleren günen Blattes.

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  • Mit Schlüpfen der Larven wurde das Nest einlagig und zerfransend ausgedehnt. Der Flohzirkus darunter wurde nach dem EInsammeln nicht mehr ins Zentrum des Blasennests transportiert, sondern nur irgendwohin wo bereits Blasen waren.

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    Das Männchen bei der Arbeit.

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    Hier mal ne kleine aber schon ältere Larve, also überd as Alter "Flohzirkus" hinaus.
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  • Ja, wie gesagt, ich bin kein Aquarienforgrafie-Genie ;)
    In den Bildern gestern würde ich es auch nicht erkennen. Ich "erkenne" es eigentlich auch nur, weil ich es weiß, da ich nach dem Foto nochmal im Becken genau geschaut habe, was das für kleine Fleckchen sind :)


    Die einleitende Bildersequenz soll eigentlich auch mehr dem Zweck dienen, einen Eindruck von dem Becken zu geben in dem das Paar lebt und wie ich dafür gesorgt habe, dass sich das Männchen das Nest nicht in der Beckenmitte anlegt. Letzteres hätte dem Weibchen keinen Platz mehr gelassen und die Paarungszeit wäre ziemlich leidvoll für sie geworden. Schließlich ist das ein Plakat-Männchen, also kurzflossig und entsprechend gewandt und schnell und nicht behindert wie die langflossigen.

    Eigentlich habe ich die Bilder für meine Seite gemacht um den Fortgang dort zu dokumentieren. Dachte mir aber ich kann das Sichten ja gleichzeitig verwenden, hier bei den Bettas auch ne kleine Bildergeschichte einzutragen.
    Soll heißen, da kommen noch mehr auch Filmchen von z.B. der Eiablage. Diese aber als Link zu meinem Server,weil sie viel Platz benötigen.

  • Das war auch keine Kritik an Deinen Fotografie-Fähigkeiten 😊


    Jetzt habe ich auch verstanden, was Du meinst. Die Übersichtsfotos vom Becken sollten verdeutlichen, dass Platz vorhanden ist, damit die beiden sich aus dem Weg gehen können.


    In den meisten Gruppen (außerhalb dieses Forums) wird ja die strikte Einzelhaltung (außerhalb der Paarung) als einzige Art der Haltung dokumentiert. Außer es handelt sich um Wildformen. So zumindest der Eindruck von mir als "Leser" in diversen Gruppen.


    Ich bin gespannt, wie es weitergeht und freue mich auf Updates 😊

  • Jenau :)
    Der Platzbedarf der Kafis in Brutstimmung ist beim Männchen ein Revier von etwa 40cm Radius um das Schaumnest. Außerhalb dieses Radius beginnt der Job des Weibchens. (Alles nat in der Realität noch abhängig von der Sichtweite/Strukturierung des Raumes: Große Sichtweite: ausgedehnterer schwammige Grenzverlauf, geringere Sichtweite weniger ausgedehnter schwammiger Grenzverlauf.)

    Oben das Becken ist ein 80er. Es kommt also bei optimaler Platzierung des Nestes so grade hin, das das Weibchen einen Raum außerhalb des Zuständigkeitsbereiches des Männchens finden kann, wenn das Männchen sein Nest am äußersten Rand des Beckens macht.


    Früher hatte ich den Kafis normalerweise mindestens Meterbecken gegeben. Jetzt hab ich aber keines dafür frei, sondern nur das 80er Überwinterungsbecken der Zwergkärpflinge. Daher das explizite Angebot eines Brutplatzes, den das Männchen kaum ablehnen kann. So kommts ganz gut und recht stressfrei für das Weibchen hin.
    Dazu noch ein dichtes Gewimmel an Pflanzen - hier im Wesentlichen mit der Dreifurchige Wasserlinse sichergestellt - und der Grenzübergang des Reviers wird nicht zu schwammig.

    Im Winter kommen dann die Kärpflinge wieder dazu und die Temperatur wird wieder auf 17°C bis 19°C runtergefahren, 1. weil die Kärpflinge nicht mehr brauchen und 2. weil die Bettas ihre Brutaktivität einstellen sollen.

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    "Das war auch keine Kritik an Deinen Fotografie-Fähigkeiten 😊"
    Hab ich auch nicht so verstanden, war einfach nochmal ne Bestärkung, das von der Bildqualität auch bei den folgenden nicht viel mehr zu erwarten sein wird. Solange ich das auf den Bildern sehe, was ich sehen will, hört mein Ehrgeiz dabei auf und der Rest ist dem Glück und der Zuvorkommenheit der geknippsten geschuldet.

  • Hier ist das Nest bereits im "Mischbetrieb".
    Die ersten Jungen sind bereits freischwimmend - wieder das Vertrauen herausfordernde Bildinterpretation - und ein Neuer Satz Eier ist bereits wieder im Nest.
    Die 2 roten Pfleile unten zeigen auf freischwimmende Junge - so meine dreiste Behauptung - und der rote Pfeil oben zeigt auf die schwach erkennbaren Eier.
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    So und hier noch mal der Blick direkt auf freischwimmende Junge.

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    Das Weibchen kommt regelmäßig versteckt dicht ans Nest des Männchens und schaut nach, was dort geschieht. Wenn es nicht entdeckt wird, bleibt es dort ruhig stehen und schleicht sich dann nach einiger Zeit wieder weg. Vor Jahren hatte ich mal eine Gruppe in einem Meterbecken,. Dort hatte die Nestbeobachtung des Weibchen mal eine Fortsetzung:
    Und zwar kam das Männchen aus irgendeinem Grund nicht mehr zurück zum Nest, um sich darum zu kümmern. Das Weibchen hat sich dann langsam und vorsichtig unters Nest begeben und als das Männchen weiterhin nicht mehr kam, hat kurzerhand das Weibchen die Pflege - relativ schlampig aber immerhin - übernommen.

    Aber hier läuft alles verlässlich mit dem Männchen. Daher ist hier die Folge einfach nur, dass dadurch das Weibchen weiß, wann die Eier geschlüpft sind und als Komma rumhängen.
    Ab da beginnt dann das Weibchen - wenn es satt genug ist bzw wieder bereit - das Männchen aktiv zur nächsten Eiablagerunde aufzufordern, Senkrechtstreifen, Kopf schräg nach unten und mit schaukelnden Bewegungen auf das Männchen zu.
    Ist das Weibchen zu dieser Zeit selbst noch nicht bereit, geht die Aufforderung vom Männchen aus, d.h. statt wie bisher ab und an eine Wachstreife durchs Revier zu machen und das Weibchen wo angetroffen aggressiv zu verjagen, geht es jetzt auf die Suche nach dem Weibchen auch außerhalb seines Reviers und sagt dem Weibchen, dass es wünscht, dass es ihm folgt: Sieht ähnlich aus wie das aggressive Vertreiben, ist aber mehr ein Breitseit-Schaukel-Präsentieren mit Bewegungstendenz vom Weibchen weg. Dann schaukelnderes Wegschwimmen zum Nest. Hat das Weibchen keine Lust, bleibt es einfach zurück, hat es Lust folgt es dann dem Männchen bei Fuß ins Nest und weiter gehts.
    Das Weibchen versteht die Bedeutung der Imponierdarstellungen auf Anhieb ganz genau: Ists das aggressive, bewegt es sich blitzartig aus der Sicht des Männchens, ists das Einladende bleibt das Weibchen ruhig und schaukelt ein wenig mit usw.

    Sind die Eier abgelegt, ist wieder alles beim Alten, nur dass das Männchen jetzt seine Betreuung auf unterschiedliche Entwicklungsstufen individuell abstellt, seine Tätigkeit also vielseitiger wird:
    Die Eier werden wie Eier gepflegt,
    die geschlüpften Jungen im Flohzirkusalter werden, wenn sie rumkreisen, wieder eingesammelt und irgendwo im flachen Blasenteil wieder verankert und, falls vorhanden und aus Sicht des Männchens gerade angebracht, junge freischwimmende zusammengerufen und woanders wieder entlassen. Noch ältere Jungfischken werden einfach grundsätzlich ignoriert.


    Das Weibchen verhält sich den kleine Jungfischen gegenüber aktiv ignorant, soll heißen es bemerkt sie, schwimmt auch schonmal an eines bis auf nen halben Zentimeter ran und fixiert es ne Weile - meist schnürt dann nach Kurzem das Jungfischchen 10cm weit flott weg - haut das Fischken nicht ab, dreht das Weibchen sich einfach weg und beschäftigt sich ein Stück weiter unter Umständen damit, sich mal nen Wasserfloh zu mampfen.

  • So und hier mal einige schon etwas ältere Jungfischchenen

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    und hier nochmal ein ganz kleines inmitten der einlagigen Schaumblasen.P4140020-a.png

    Und last but not least das zugehörige Weibchen (aus Halfmoon-Gruppe mit noch erträglich verlängerten Flossen), dem nicht wie dem Männchen die Fähigkeit zum Farb- und Musterwechsel geraubt wurde.

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  • Sodele, jetzt noch die Videos, dann geh ich wieder lesen ...


    Betta splendens (Plakat) am Nest


    Das ist ne kurze Videosequenz, die das Plakat-Männchen am Nest zeigt und zwar an der Erstkonstruktion, also als außer Eiern noch keine anderen Stadien zu versorgen waren, Das Nest ist noch sehr kompakt.
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    Bettas splendens laichen

    Was auf diesem Video gut zu erkennen ist, ist die weiße Laichpapille des Weibchens.
    Zwischendurch sieht man auch schonmal freischwimmende Jungfischlies und auch ab und an Mal, dass das Männchen etwas weiter suchend umherschweift statt nur direkt am Ablaichplatz.
    Dann sucht es Larven im Stadium "Flohzirkus", also noch nicht richtig freischwimmende, die sich "verirrt" haben bzw. zu weit vom Nest abgekommen sein könnten. Gegen Ende des Videos kann man auch mal so eine "kreisende" sehen; so z.B. ab 5:49.

  • Beobachtungstip:


    Wie ich oben schrieb, ruft das KaFi-Männchen seine freischwimmenden Larven unter Umständen aktiv zusammen.
    Ich beschreibe mal wie das vor sich geht, so als Beobachtungsverlockung in Haltungen, die das Männchen nicht von dem Nachwuchs trennen.

    Das Männchen schwimmt in einen Bereich, wo es die Junifischgruppe erwartet.
    Dort stellt es sich dicht unter die Wasseroberfläche mit dem Kopf leicht nach oben gegen die Wasseroberfläche gerichtet.

    Jetzt beginnt es mit den Brustflossen schnelle Wellen zu erzeugen ohne sich selbst vom Fleck zu bewegen.
    Die Wellen werden so gerichtet, dass sie sich auf die Wasseroberfläche abbilden. Man sieht dann ein kontinuierliches Wellenfeld mit dem Kopf bzw. dem Maul des Männchens im Zentrum: Eine Welle folgt der anderen und bewegt sich vom Maul radial weg immer kurz hintereinander.
    Die freischwimmenden Larven reagieren auf diese Oberflächenwellen, indem sie entgegen ihrer Ausbreitung radial zum Zentrum der Wellenfronten schwimmen.
    Dort nimmt das B.splendens-Männchen die Jungen dann ins Mail auf - die den Eindruck vermitteln, darauf zu warten - und sobald es genug gesammelt hat, schwimmt es zu einem anderen Ort - typischerweise an einem dichteren Pflanzenplatz - und entlässt sie dort wieder.

    Als ich das zum ersten mal beobachtet hatte - so etwa vor 30 Jahren - war das in einem 2m Becken mit Guppies zusammen und ich war ganz gefesselt davon, wie das Männchen so mit den Larven kommunizieren konnte.


    Das jetzige Männchen ist so freundlich, mir das bis jetzt schon wieder mehrfach vorgeführt zu haben. Es ist allerdings nicht so elegant beim Generieren der Wellenfronten, wirkt etwas plumper und grobschlächtiger, soll heißen, weniger dicht aufeinanderfolgende Wellen und die Brustflossenarbeit nicht so flirrend wie mein Männchen vor 30 Jahren. Nichtsdestotrotz funktioniert offenbar auch sein etwas "polterndes" grobes Zusammenrufsignal und die Larven im Wellenfront-Umkreis kommen brav herein.

    Da es ja 3 Betreuungsstadien gleichzeitig handhabt, eilt es nach dem Entlassen der Sammelgruppe wieder unters Nest und behandelt erstmal wieder die Eier, dann den Flohzirkus, dann kommt es zu meinem reingehaltenen Teelöffel auf dem ich ihm heute mal wieder einen kleinen Regenwurm spendiert habe. "Verdauungspause", nixtun unterm Nest usw.

    Ich hoffe ich hab mal Glück und die Knippse gerade zur Hand, wenn er mal wieder sammeln geht.
    Dann stell ich dazu ein Filmchen hier rein.

  • Stichwort Makropoden:
    Die Rundschwanzmakropoden machen das übrigens auch - keine Ahnung ob ich das hier schon geschrieben habe -.
    Das Männchen bei denen sammelt auch seine freischwimmenden Larven ein, um sie an anderen Plätzen wieder zu entlassen.
    Allerdings sucht es sich die Jungen einfach zusammen.
    Die B.splendens "rufen" ihren Larven zusammen.

  • So, da das Weibchen bisher doch sehr zu kurz kam, bekommt es jetzt noch seinen Video-Autritt.
    Zwischendurch - der Abwechsuln wegen ;) - hat dann noch n Flohkrebs und ne kleine Rückenstrichgarnele nen Auftritt.
    Bei 1:51.57 darf sich auch mal n kleines Kafi-Fischlein über dem Weibchen in Szene setzen.

    Sie scheint n ziemliches "vergnügen" daran zu finden, über dieses gekraute zu kriechen oder sich da durch zu graben. Muss spannend sein.
    Und ist nahezu auch der einzige Platz, wo ich sie halbwechs brauchbar zum Filmen erwischen kann.

    https://erabo.de/aqua/sites/de…fi_weibchen_halfmoon.webm