Zitat von Wassermonster... wäre doch jetzt eigentlich nur noch eine einzige Frage offen..
Würdest Du (Du persönlich) gesunde, lebensfähige Larven oder Jungtiere aus z. Bsp. rein optischen Gründen aussortieren?
Oder wäre es, trotz Deines theoretischen Verständnisses, trotzdem ein No - Go für Dich?
Meine Sicht:
"...aus optischen Gründen...":
Natürlich.
Wenn ich gehaltene Lebewesen als Futter verwende, suche ich mir dafür selbstverst. nicht die vitalsten Exemplare aus, egal ob es der Löwenzahn, die Schnecken, die Garnelen, die Flohkrebse oder die Guppies wären.
Wenn ich gehaltene Lebewesen aktiv zur Vermehrung zulasse, suche ich mir natürlich die vitalsten, die besten dazu aus. Bei Tieren aus Farbzuchten sind das in der Regel auch reinst optische Gründe. Ich pflege dann nämlich typischerweise möglichst die Tiere zu wählen, die der Wildpopulation in der Färbung und der Farbverwendung für die Kommunikation im weiteren Sinne am nächsten kommen. (Mit letzterem meine ich sowas wie die Fähigkeit die Farbgebung situationsbedingt zu ändern.) ich würde auch auf keinen Fall bewusst fehlgebildete Individuen zur Vermehrung zulassen.
Wenn ich Hühner hielte, würde ich zum Braten mir definitiv nicht die fittesten und schönsten auswählen und wohl auch nicht diejenigen, mit denen ich eine Kumpelschaft aufgebaut hätte ;). Also auch eine äußerliche, optische Selektion betreiben.
Merke: (Aus)Selektieren, aussortieren bedeutet nicht nur töten. Aber wie im Beispiel der Hühner gäbe es auch Bedingungen in denen ich sie auch direkt töten würde (nach optischen Kriterien) und nicht nur indirekt durch die "Hand" des damit gefütterten.
Und dann noch mein Senf zu dem was du als das eigentliche Thema benennst:
Zitat von WassermonsterEs wäre von daher besser, wir kommen wieder aufs Ursprungsthema zurück ....
Wenn man 10 Eier entnimmt, sich für diese 10 Eier entscheidet, dann hat man auch die Pflicht & Schuldigkeit - ohne Wenn und Aber, ohne Auslese - die daraus schlüpfenden Larven sprich Lebewesen - aufzuziehen.
Letztendlich entscheidet dann die Natur, ob alle Zehn überleben oder groß werden, genauso wie ihre Optik schon im Ei genetisch vorbestimmt ist.
Alles Andere ist - ich wiederhole mich nochmal - ethisch & moralisch nicht vertretbar
"Wenn man x Eier entnimmt ... Pflicht und Schuldigkeit":
Nee warum? Wer oder was verpflichtet einen und wem Schuldet man was?
Wo ist der Unterschied zwischen:
"Wenn man das Tier X Eier legen lässt" und
"Wenn man x Eier entnimmt"
aus dem sich auf irgendeine allgemeingültige Weise eine Pflicht/Schuldigkeit ableiten ließe?
Wo wäre der Unterschied zwischen den Eiern?
Wo wäre der Unterschied in der Entscheidung? In beiden Fällen hast du bewusst dich dafür entschieden, diese Eier befruchten und entwicklungsfähig platzieren zu lassen?
Warum sollte ich, wenn ich mir 10 Eifladen von Posthornschnecken gezielt aus der Wassertonne auswähle und in mein Aquarium setze, die daraus schlüpfenden Posthornschnecken nicht an meine Channa verfüttern dürfen? Diese Schlussfolgerung erschließt sich mir rational einfach nicht.
Bzgl. der "die Natur tut" siehe oben zur Verwendung dieses Begriffes.
Bzgl. "genetisch vorbestimmt"
Zusätzlich zu Klaus' Hinweis auch mein Senf:
Die Gentik ist keine 1zu1 Produktionsvorschrift wie in einer Autofabrik der Konstruktionsplan.
Sie ist eher sowas - um ein Bild zu verwenden - wie ein Kochrezept aus Großmutters-alten-Zeiten-Kochbuch für eine komplizierte rekursiv aufeinander aufbauende Rezeptanweisung, die den Rahmen vorgibt.
Es kommt dort nicht bei jeder Umsetzung das exakt gleiche, gleichschmeckende Gericht raus, sondern es hängt nicht gering davon ab, wer kocht, welche Mittel er einsetzt um z.B. Hitze zu erzeugen (E-Herd, Gasherdflamme, offenes Feuer, Kochgrube mit heißen Steinen). Der genaue Geschmack, oder z.B. das Aussehen hängt dabei auch nicht von einer konkreten Festlegung im Rezept ab, sondern aus der Kombination unterschiedlicher Festlegungen darin (Gencode-Sequenzen) zusammen mit den Wirkungen aus der Entstehungsumgebung des Gerichtes, wie oben.
Beispiel, so kann etwa bei eineiigen Zwillingen der eine ausgewogen gleichlange Beine haben, während der andere ein Bein deutlich länger als das andere hat, obwohl beide nach dem gleichen Kochbuch (genetischem Code) entwickelt wurden. Ihre jeweiligen konkreten Entwicklungsumgebungsbedingungen waren aber eben nicht exakt gleich und haben auf die Umsetzung der Entwicklungsvorschrift unterschiedlich eingewirkt.
Also identischer genetischer Code legt nicht unbedingt identische Optik fest.
bei "Alles andere... ethisch und moralisch nicht vertretbar"
schließe ich mich absolut Klaus Äußerung an, würde aber eher den Hinduismus als relig. Grundlage dieses absolutistischen Dogmas vermuten wegen der Wiedergeburtsvorstellung in unterschiedlichen Lebensformen
Sorry für mein Vergnügen an Weitschweifigkeit, zumindest mir macht es Spaß
Und ich denke ich bin sogar beim Thema geblieben.
Ach das seh ich grad auch noch und kanns mir nicht verkneifen weiterzuschweifen:
Zitat von WassermonsterDas ist ein absolutes No-Go, nur die Natur hat das Recht Selektionen durchzuführen - nicht der Mensch !!
Zur Willkür der Begriffsbildung "Natur" als Abgrenzung zum Menschen hab ich mich ja oben schon ausgelassen.
Hier wird aber implizit ausgedrückt, dass "die Natur" auf irgendeine mystische Weise eine abgegrenzte Wesenhaftigkeit sei, der als solche eigene Rechte zu- oder abgesprochen werden könnten. Also sowas wie ein Überwesen mit höheren Rechten (nur die Natur darf), welches dem Menschen gegenübersteht.
"die Natur" ist kein Wesen und nichtmal abgrenzbar und kann daher keine Rechte für sich beanspruchen .
Es sei denn, wir meinen die Rechte die z.B. die Menschen für sich beanspruchen und die Rechte, die die Blattschneideameisen für sich beanspruchen als Teile der "Natur" (evtl als Biophysikalisches System des Planeten Erde verstanden?)
In dem Falle hätte es aber keinen Sinn, diese Rechte denen des vom Menschen beanspruchten gegenüberzustellen.
Wie ja oben auch bereits irgendwo geschrieben wurde, hat sich der Mensch als Teil der "Natur", also die "Natur" bereits das Recht seit langem genommen Selektion zur Haustierbildung zu betreiben nicht selten übrigens zum Vorteil des Menschen und des Haustieres selbst.
Der Hund jedenfalls fühlt sich (im allgemeinen) sauwohl in Menschenumgebung und hat durch diese eigenwölfische Selektions-Entscheidung die Populationsgröße des wilden Wolfes weit hinter sich gelassen. Genauso übrigens wie der Ur bzw. Auerochse, den das vom Menschen beanspruchte Seletionsrecht faktisch vor dem Aussterben gerettet hat und der dazu noch mit seiner dadurch erreichten Populationsgröße und weltweiten Verbreitung alle Möglichkeiten des Auerochsen unfassbar weit hinter sich gelassen hat.
Aus Evolutionsprozess-Sicht ist für diese Beispielarten also das vom Menschen beanspruchte Selektionsrecht bisher eine absolute Angepasstheitserfolgsgeschichte.
Ganz zu schweigen von den (Nutz-)Pferden, deren wilde Vorfahren das gleiche Schicksal hatten wie die Auerochsen, während die vom Menschen haustierselektierte Form über diesen Anpassungszwischenschritt sogar geschafft hat, nach Amerika zurückzukehren und dort wieder zu Wildpferden zu werden (Es sei denn wir lassen die willkürliche Definition zu, dass ein Haustier selbst dann kein Wildtier mehr sein kann, wenn es vollständig menschenunabhängig weiterlebt).
Nochmals sorry, dass ich mich dem Spaß hingegeben habe sehr weitschweifig mich hierzu auszulassen.