Freeday for aquarium rarities - Raritäten die wir pflegen

  • :hallo:


    Wir haben ein neues Thema: Freeday for aquarium rarities.

    Zu finden unter: Dies und Das im Aquarium Forum aus dem Osten ohne Grenzen


    Es gibt doch überall diese diversen Freedays for ... Tage. Warum nicht also auch bei uns?

    Freitag – das Wochenende steht vor der Tür und wir haben mehr Zeit, um uns unserem Hobby zu widmen. Der Aquaristik.


    Worum soll es in diesem speziellen Thema gehen?


    Wie der Titel es schon anzeigt, um RARITÄTEN.

    In erster Linie um aquaristische Tiere und Pflanzen. Aber auch Raritäten aus dem Bereich Teich und Terraristik sollen hier nicht zu kurz kommen.

    Jeder, der Lust hat seine Raritäten vorstellen, kann hier über seine Tiere und / oder Pflanzen schreiben. Idealerweise als Artenporträt mit eigenen Erfahrungen.


    Aus diesen Beiträgen könnte man anschließend einen Lexikon-Eintrag erstellen. Und wenn die Beiträge ausführlicher ausfallen sollten, gerne als Artikel. Denn gute aussagekräftige Artikel mit eigenen Erfahrungen sind ein wichtiges Aushängeschild für unser Forum. Die 20 neusten Artikel laufen auf der Startseite immer im Wechsel. Diese sind auch mit den Fotos für unangemeldete Leser zugänglich. Eine Übersicht aller Artikel gibt es im Magazin (ganz links auf der Startseite).


    Unser Forum mit seinen hunderten Mitgliedern hat so viel Potential, so viel Fachwissen in den unterschiedlichsten Bereichen und es gibt eine Vielzahl unter uns, die Zierfisch-, Reptilien- oder Pflanzenraritäten pflegen. Und genau um diese soll es hier gehen.

    Das können nicht alltägliche Fische wie Stachelaale, Raubwelse, Rochen oder Wildbettas sein. Aber auch Wildarten lebendgebärender Zahnkarpfen, seltene Aquarienpflanzen, bedrohte Amphibien oder Reptilien oder …


    Es gibt zwar schon diverse Themen zu den verschiedensten Fischen, Pflanzen, Wirbellosen usw., aber dieses ThemaFreeday for aquarium rarities“ soll als Grundlage für weitere Lexikon-Einträge, Artikel und fürs neue Forenbuch Band 2 dienen, welches für Ende 2023 geplant ist. Wenn Tier- und Pflanzenarten im Lexikon stehen, werden diese im Forum hellblau angezeigt. Wenn man dann auf diese hellblauen Wörter mit der Computermaus fährt (Mouseover-Effekt), bekommt man schon erste Informationen zu diese(s) oder jene(s) Tier oder Pflanze.


    Jedes Forenmitglied kann ohne zusätzliche Berechtigungen Lexikon-Einträge erstellen.

    Lediglich für das Einstellen der Artikel bedarf es eine gesonderte Berechtigung.


    Gerne können wir gemeinsam schauen, welcher Beitrag für ein Lexikon-Eintrag, oder für ein Artikel geeignet ist. Gerne bin ich, ANDY (SEWELLIA), Euch beim Erstellen und Einfügen der Artikel behilflich. Bei den Artikeln ist es so, dass diese im Namen des Schreibers eingestellt werden können.


    Und zu guter Letzt - die Beiträge müssen nicht zwangsläufig am Freitag geschrieben werden.


    Viele Grüße,


    Andy (SEWELLIA)

  • Als Moderator für Schmerlenartige mache ich auch gleich den Anfang mit einer Rarität unter den Flossensaugern.

    Der Sattelfleck-Prachtflossensauger Sewellia sp. SEW03.


    Es ist die bisher zweite Flossensauger-Art, die ich vermehren konnte.

    Auch diese Art wird demnächst im Lexikon zu finden sein.


    Zuvor bin ich aber noch mit meinem persönlichen Buch über Flossensauger beschäftigt. Das Buch habe ich im Februar 2022 noch einmal komplett neu angefangen, da es doch ausführlicher werden soll. Derzeit sind 110 Seiten fertig. Seit August schreibe ich hier täglich weiter. Im Januar / Februar 2023 soll es dann, mit insgesamt ca. 300 Seiten, fertig sein. Es wird aber keine Veröffentlichung im Handel geben. Lediglich für eventuelle interessierte Forenmitglieder wird es verfügbar sein.


    Deutsche Bezeichnung: Sattelfleck-Prachtflossensauger


    Wissenschaftlicher Name: Sewellia sp. SEW03

    Ordnung: Karpfenartige (Cypriniformes)

    Unterordnung: Schmerlenartige (Cobitoidei)

    Familie: Flossensauger (Gastromyzontidae)

    Gattung: Sewellia


    Sewellia SEW03 oder S. breviventralis.JPG

    Der Sewellia sp. SEW03 wurde noch nicht wissenschaftlich beschrieben.

    Deshalb wurde ihm eine Code-Nummer zugeordnet, ähnlich wie bei den L-Welsen.


    Herkunft:

    Zentralvietnam, im Poko River. Der Unterlauf des Flusses ist durch breitere seeähnliche Bedingungen, Sandbänke, felsige Kanäle und Feuchtgebiete gekennzeichnet, während der Oberlauf eng und bergig wird und Stromschnellen enthalten kann. Die Typlokalität liegt ca. 50 Km nördlich der Stadt Kon Tum in der gleichnamigen Provinz. Sewellia sp. SEW03 bewohnt dort oberflächennahe, schnell fließende und sauerstoffreiche Quell- und Nebengewässer


    Erreichbare Größe: bis zu 7 cm


    Maximales Alter: ca. 8-10 Jahre


    Futter:

    Allesfresser, überwiegend Aufwuchsorganismen von Steinen oder Pflanzen, welche in einem gut eingefahrenen Aquarium auch zu finden sind, Futtertabletten mit pflanzlichen (Spirulina) und tierischen Bestandteilen werden ebenso genommen wie Frostfutter (Cyclops, Wasserflöhe), Lebendfutter oder auch hochwertiges Trockenfutter.


    Beckengröße: ab 80 cm


    Wasserwerte:

    Temperatur: optimal 18° - 24° C , Temperaturen bis 15° oder 28° C werden kurzzeitig vertragen, beim Wasserwechsel kann die Temperatur sogar 1-2 Grad weniger betragen


    Haltung:

    stellt keine allzu hohen Ansprüche an Wasserwerte, pH-Wert 6,0 – 7,5

    Gesellschaftsfähig, in kleinen Gruppen mit Artgenossen, Vergesellschaftung mit anderen friedlichen Fischen problemlos möglich, tagaktiv


    Sewellia breviventralis Weibchen.JPG

    Weiblicher Sewellia sp. SEW03


    Besonderes:

    Kurz vor Weihnachten 2021 habe ich eine neue Art Prachtflossensauger (Sewellia) bekommen. Sie sind mit ca. 7 cm TL ausgewachsen. Allerdings kann ich heute noch nicht genau sagen, ob es Sewellia sp. SEW03 sind, oder Sewellia breviventralis. Warum? Ganz einfach. Es gibt eine Reihe ähnlich aussehender Flossensauger, die vorerst mit dem Code SEW bezeichnet werden. SEW02 und SEW03 sehen dem Sewellia breviventralis am ähnlichsten. Sewellia breviventralis ist eine anerkannte Art, die von Freyhof und Serov im Jahr 2000 beschrieben wurde. Da aber alle Sewellia-Exporte über Ho-Chi-Minh-Stadt laufen, kann nicht genau gesagt werden, wo die einzelnen Fische gefangen wurden. Somit sind manchmal 2 oder 3 verschiedene Arten in einer Sendung aus Vietnam enthalten. Oft findet sich noch eine 4. Art, die ebenfalls noch nicht beschrieben ist und den Codenamen SEW04 trägt, darunter. Sewellia sp. SEW04 sieht, im Gegensatz zu der hier genannten Art, völlig anders aus.


    Eine bisherige Vermutung ist, dass es sich nicht um Sewellia breviventralis handelt, da es keine erkennbare Lücke zwischen Becken- und Afterflosse gibt. Ob der Sewellia sp. SEW03 eine neue Art ist, oder nur eine weitere Standortvariante von Sewellia breviventralis ist, bleibt vorerst offen. Damit müssen sich die Taxonomen weiterhin beschäftigen.


    Im Unterschied zur Familie der Plattschmerlen (Balitoridae), haben Flossensauger (Gastromyzontidae) nur einen vorn liegenden, unverzweigten Flossenstrahl in den Brust- und Bauchflossen. Plattschmerlen (Balitoridae) hingegen, haben zwei oder mehr verzweigte Flossenstrahlen.

    Die Schwanzflosse der Flossensauger ist abgerundet und die Rumpfbauchseite ist unpigmentiert, unbeschuppt und durchscheinend (man sieht Kiemen, Herz und Leber). Auf der Rückseite hat der Sewellia sp. SEW03 fünf große dunkle Sattelflecken.

    Die Männchen sind an Perlorganen, sogenannte Tuberkel, an den vorderen Strahlen der Brustflossen erkennbar.


    Flossensauger der Familie Gastromyzontidae wurden lange in der Familie Balitoridae eingestuft, bis der Schweizer Maurice Kottelat während seiner Überprüfung und Überarbeitung der Schmerlen im Jahr 2012 die Familie der Gastromyzontidae wiederbelebt hat.

    Die Insel Borneo, die in Indonesien Kalimantan genannt wird, scheint ein wichtiges Distributionszentrum für Gastromyzontidae zu sein.


    Zucht:

    Um die Flossensauger in Laichbereitschaft zu versetzen, empfiehlt sich eine abwechslungsreiche Fütterung. Großzügige Wasserwechsel mit Temperaturabsenkungen um 2 bis 3 Grad wirken stimulierend und ähneln den Regenfällen in der Natur.

    Leider ist das Fortpflanzungsverhalten der Flossensauger nur sehr selten zu beobachten, da es vermutlich meistens in der Nacht oder am frühen Morgen stattfindet. Bei den Prachtflossensaugern der Gattung Sewellia schwimmt das Paar mit eingehakten Flossen durch das Becken.

    Flossensauger haben wohl zwei grundlegende Strategien, wie sie ihren Laich absetzen. Sewellia-Arten sind Freilaicher und streuen ihre ca. 2 mm großen gelblichen Eier vorzugsweise über kleine Flusskiesel. In der Natur wird der Laich vermutlich in der stärksten Strömung abgesetzt und treibt dann flussabwärts, wo sich die Larven in ruhigeren Bachbereichen entwickeln können. Das wäre eine Vermutung, weil sich im Aquarium die Larven in den Steinzwischenräumen ebenfalls in strömungsarmen Bereichen entwickeln, bis sie dann mit etwa 10 mm Länge nach etwa 2-3 Wochen das Interstitial verlassen und mit einem Dottersack freischwimmen.


    Sewellia sp. SEW03 oder Sewellia breviventralis, Jungfisch.JPG

    ca. 2,5 cm großer Jungfisch.

  • Heute eine weitere Rarität, die nur selten im Handel zu finden ist.


    Der Indische Streifenwels (Mystus carcio)


    Es gibt zwar schon ein Lexikon-Eintrag und ein Artikel über diese in Nordbengalen (Indien) heimische Art im Forum, aber sie soll hier noch einmal kurz erwähnt werden. Denn ich halte diese Welse nun schon 4 Jahre lang. Als ich sie gekauft habe, waren sie bereits ausgewachsen.

    Ursprünglich wurden sie als Mystus tengara angeboten.

    Nach kurzer Recherche bei Aquarium Glaser, von wo die Tiere stammen, ergab, dass es die kleiner bleibende Art Mystus carcio ist.

    Sie sind mit ca. 6 cm TL ausgewachsen und besitzen eine kürzere Fettflosse, was sie von den größeren Arten Mystus tengara und Mystus vittatus unterscheidet.


    Indischer Streifenwels - Mystus carcio.jpg


    Wie oben bereits erwähnt, leben die beiden Streifenwelse jetzt genau 4 Jahre bei mir in einem 180er Rio von Juwel.

    Und sie sind immer noch topfit. Wie alt sie wirklich schon sind, kann ich nicht abschätzen.

    Das Becken werde ich demnächst umgestalten und es wird einen neuen Themenschwerpunkt bekommen.

    Derzeit pflegte ich in diesem Becken speziell Fische aus Indien.

    Da nun aber meine Indischen Zodiac Schmerlen (Mesonoemacheilus triangularis) nach und nach an Altersschwäche gestorben sind, werde ich in den nächsten Wochen das Becken von Grund auf neu gestalten. Auch die Zodiac Schmerlen waren mit ca. 9 cm TL ausgewachsen, als ich sie erwarb.


    Indischer Streifenwels - Mystus carcio.jpg

  • Heute ist wieder Freitag und es gibt eine weitere Zierfisch-Rarität.


    Zollingers Sattelfleckschmerle (Balitoropsis zollingeri)


    Deutsche Bezeichnung: Zollingers Sattelfleckschmerle, Schwarze Eidechsen-Schmerle

    Wissenschaftlicher Name: Balitoropsis zollingeri (Bleeker, 1853)

    Ordnung: Karpfenartige (Cypriniformes)

    Unterordnung: Schmerlenartige (Cobitoidei)

    Familie: Plattschmerlen (Balitoridae)

    Gattung: Balitoropsis


    Balitoropsis zollingeri #3.jpg


    Benannt ist die Art zu Ehren des Schweizer Naturforschers und Botanikers Heinrich Zollinger (1818-1859), der Bleeker seine Sammlung von Fischen aus Makassar (Indonesien) schenkte.


    Vorkommen und Lebensraum

    Die Typuslokalität liegt in der Provinz West-Java nahe der Stadt Bandung. Balitoropsis zollingeri wurde seitdem in Sumatra, Borneo, der malaysischen Halbinsel, den Wassereinzugsgebieten Chao Phraya und Mae Khlong in Thailand und dem Einzugsgebiet des Mekong in Kambodscha, Laos und Thailand aufgezeichnet. Die Zollingers Sattelfleckschmerle ist ein Bewohner schnell fließender Bäche und Oberläufe mit klarem, sauerstoffgesättigtem Wasser. Erwachsene Exemplare neigen wahrscheinlich zu einer Vorliebe für flachere Zonen. Der Gewässerboden besteht im Allgemeinen aus Kies, Steinen, Geröll oder Grundgestein, der mit einem reichhaltigen Biofilm bedeckt ist, der von Algen und anderen Mikroorganismen gebildet wird. Juvenile Exemplare werden oft in langsameren Abschnitten mit Kiessubstrat und untergetauchten Baumwurzeln gefunden. Wasserpflanzen sind nur gelegentlich vorhanden, aber die Ufervegetation ist normalerweise gut entwickelt.


    In ihren Verbreitungsgebieten lebt die Art zusammen mit den weiteren Plattschmerlen-Arten Homalopteroides tweediei und Homaloptera parclitella, sowie anderen Karpfenartigen wie Crossocheilus langei und Rasbora dusonensis. Auch die Dornaugen-Arten Pangio cuneovirgata, Pangio doriae, Pangio kuhlii, Pangio malayana, Pangio piperata und Pangio shelfordii haben das gleiche Habitat. Genauso wie die Wels-Arten Pseudomystus fuscus, Akysis microps und Akysis hendricksoni.


    Erreichbare Größe: maximal 8 cm TL


    Futter:                                                                                                                

    Balitoropsis ernähren sich in der Natur von Biofilm, kleinen Krebstieren, Insektenlarven und anderen wirbellosen Tieren. Im Aquarium kann etwas sinkendes Trockenfutter akzeptiert werden, aber es sollte regelmäßige mit lebenden oder gefrorenen Daphnien, Artemia und Mückenlarven gefüttert werden, was auch für die Erhaltung einer guten Gesundheit unerlässlich ist. Das Aquarium darf nicht zu „clean“ sein und es sollte nach Möglichkeit ein Biofilm auf Steinen oder Wurzeln vorhanden sein.


    Beckengröße: ab 80 cm Kantenlänge


    Wasserwerte: Temperatur: 20 – 25,5 °C pH -Wert: 6,0 – 7,5 Härte: 1 – 15 °


    Haltung im Aquarium:                                                                                                       

    Am wichtigsten ist, dass das Wasser sauber und gut mit Sauerstoff angereichert ist. Eine zusätzliche Sauerstoffpumpe ist sinnvoll, um eine hohe Sauerstoffversorgung zu erreichen. Der Bodengrund kann entweder aus Kies, Sand oder einer Mischung aus beidem bestehen.

    Mit ein paar runden Flusskieseln, auf denen sich ein Biofilm bilden kann und Wurzeln wird der Boden strukturiert und schafft Rückzugsmöglichkeiten. Als Wasserpflanzen eignen sich besonders Javafarn und Cryptocorynen.

    Breitblättrige Pflanzen sind besonders nützlich, da diese Schmerlen es anscheinend genießen, sich auf ihren Blättern auszuruhen.


    Balitoropsis zollingeri #2.jpg


    Besonderes:                                                                                                      

    Alle Plattschmerlen (Balitoridae) sind faszinierende Aquarienbewohner und werden aufgrund ihres Verhaltens und Aussehens oft als „Echsen“-Schmerlen bezeichnet. Die meisten Arten wurden wahrscheinlich nie für den Handel exportiert, obwohl Balitoropsis zollingeri manchmal bei Lieferungen anderer Arten auftaucht.


    Wie alle Plattschmerlen sind sie auf das Leben in schnell fließenden Gewässern spezialisiert, d.h. die paarigen Flossen sind horizontal ausgerichtet und ausgestreckt, der Kopf und der Körper sind abgeflacht. Diese Merkmale bilden einen kräftigen Saugnapf, der es dem Fisch ermöglicht, sich an Oberflächen festzuhalten. Die Fähigkeit, im offenen Wasser zu schwimmen, ist allerdings stark eingeschränkt. Die von Kottelat (2012) anerkannte Familie Balitoridae ist über weite Teile des indischen Subkontinents, Südostasiens und Chinas weit verbreitet.


    Übrigens: Die drei in der ursprünglichen Beschreibung von Homaloptera zollingeri (Bleeker, 1853) untersuchten Exemplare gingen nach mehreren Umzügen von Bleekers Sammlung durch Diebstahl verloren.


    Balitoropsis zollingeri #1.jpg