Macropodus opercularis "Nanjing"

  • Seit einigen Wochen habe ich 2,3 auf der Terrasse in einem 160 l-Becken mit 160 cm Länge.


    Bilder kommen demnächst mal wenn ich die "Rückwandabdeckung" fertig habe sowie Zeit und Lust habe auf dem Boden liegend mit der Kamera auf die Jagd zu gehen. Da gerade gebrütet wird wie wild komen dann evt. auch ein paar Zwergenbilder zu Stande.


    Worum es mir hier primär gilt ist das Verhalten bei Störungen:


    Im Gegensatz zu allen anderen M. opercularis die ich bisher gesehen habe hat dieser Stamm (nicht nur bei mir) ein paar Besonderheiten:

    - sie sind deutlich kleiner

    - die Schwanzflossenzipfel sind weniger lang

    - es gibt Männchen mit 3 Zipeln in der Schwanzflosse (ich habe eins was nicht nach einer verletzungsbedingten Form aussieht)

    - bei Störungen schwimmen die Tiere zum Beckengrund, suchen Bodenkontakt und verharren dort regungslos bis zur Berührung mit Hand oder Kescher


    Das Verhalten bei Störungen kenne ich sonst nur bei M. ocellatus, die "spielen toter Mann" uns "graben sich im Schlamm ein".


    Kennt Jemand dieses Verhalten bei Störungen von M. opercularis?

  • Stefan_L

    Hat den Titel des Themas von „MAkropodus opercularis "Nanjing"“ zu „Macropodus opercularis "Nanjing"“ geändert.
  • Ja, Stefan,

    ich kenne das Verhalten von den M.opercularis "Nanjing" auch, sie reagierten bei mir anders als die üblichen M.opercularis viel scheuer, insgesamt ähnlich scheu wie die M.ocellatus.

    Von M.opercularis "wald- und wiesen-herkunft Zooladen von Normalfarbform bis Blauform" jedoch nicht direkt.
    Aber auch diese sind, wenn sie sich scheu verhielten, 2009 in meinem Teich entweder in Pflanzendeckung verschwunden oder auch in tiefere Wasserschichten.

    Inwieweit sie auch den Schlamm mehr oder weniger häufig zum Verstecken genutzt haben bzw. hätten kann ich leider mangels direkter Beobachtungsmöglichkeit damals nicht sagen.


    Jedoch war auch für diese der Schlammboden eine genutzte Struktur:
    Und zwar gegen Jahresende, wenn die Sonnenscheindauer und Wassertemperaturen in den unkomfortableren Bereich der M.opercularis schwankte.
    Sie reagierten darauf immer mit dem gezielten Aufsuchen von durchdringbaren Strukturelementen, in die sie sich gezielt reinschoben, verankerten und in immobile Ruhephase übergingen bis die Situation wieder komfortabler wurde.
    Bei kurzzeitigen Wetterphänomenen in der eigentlich warmen Phase (Sommers) fand ich sie dann bevorzugt in flutenden weichveralgten Pflanzenpolstern mit denen sie passiv und unsichtbar im Teich umherdrifteten. Richtung Winter aber, schienen sie den Bodengrund (Schlamm) dafür zu bevorzugen, den sie dann nur zwischenzeitlich ab und an mal verließen, um Luft an der Oberfläche zu tanken. Dann gings straks senkrecht wieder runter in den Schlamm.


    Aber selbst die Rundschwanzmakropoden tauchen nur in den Schlamm bzw an den Grund ab, wenn sie meinen die Bedrohung sei zu groß. Andernfalls ziehen auch sie vor, sehr gekonnt unter und hinter Strukturen Blickschutz zu finden.

    Und die können das (Schlammdeckung) leider für einen Teichbesitzer, der seine Teiche erneuert farbgebungstechnisch so perfekt, dass selbst der dünnste entnommene Schlammfilm minutenlang mit dem Finger sorgfältig durchzogen werden muss, um den Rundschwanz nicht zu entsorgen, da anhand der Farbe die Augen schlicht überfordert scheinen ihn zu erkenne und nur die Tatsache, dass sich scheinbar ein ganzer Schlammfilm verbunden verschieben lässt ihnen das Erkennen des Versteckspielers erlaubt - bei den Juvenilen, die auf gleiche Weise verfahren, nochmal mit ungleich höherem Schwierigkeitsgrad -.
    Und selbst dann schafft man es noch, einige zu übersehen.

    Wenn man das weiß, legt man deswegen den durch gearbeiteten Schlamm in einer dünneren Bahn irgendwo überschaubar ab und entsorgt ihn letztlich erst, wenn bis zum nächsten Tag darauf kein Rundschwanzmakropode mehr aufgetaucht ist. Und selbst dann bin ich mir emotional nie sicher, dass nicht doch noch einer eine größere Geduld als ich hatte.


    Beim Abtauchen in den Schlamm kommt den Rundschwänzen natürlich auch noch zu Gute, dass sie noch die Fähigkeit haben ein sehr breites Farb und Musterspektrum je nach Bedarf mehr oder weniger spontan anzuziehen. Und Schlammfarbe in unterschiedlichsten Tönungen mit oder ohne welkende Blätter imitierende Zusatzmusterungen können sie einfach perfekt von jetzt auf gleich - das Von-jetzt-Auf-Gleich setzen sie auch in der zwischenindividuellen Kommunikation ein -.


    Der Effekt sich am Schlammboden zu verstecken dürfte bei denen also auch effektiver sein, als bei den weniger farb-/musterwechsel-freudigen/-fähigen M.opercularis.

  • Hallo Erich,


    als scheuer würde ich meine "Nanjing" im Vergleich mit anderen M. opercularis nicht bezeichnen.

    Wenn ich im Becken rumhantiere halten sie zuerst Abstand, dann kommen sie an und zwicken in die Finger, Hand und Arm.


    Genauso wie meine anderen M. opercularis die ich hatte und aktuell habe.


    Nur wenn sie sich bedroht fühlen gehts bei den "Nanjing" Richtung Boden, die Anderen hauen in alle Richtungen ab und verstecken sich hinter Pflanzen oder anderem Sichtschutz in verschiedenen Wassertiefen.


    Das Problem der Schlammentsorgung ist bei den M. ocellatus schon ein Übel aber zumindest bei meinem kleinen Teich von 2500 l mit ein wenig Geduld zu bewerkstelligen. Ich gebe den Schlamm mit einem recht feinen Kescher aus dem Teich in einen Eimer, wenn der etwa 1/3 Schlamm und 1/3 Wasser enthält rein mit der Hand und die groben Stücken aussortieren. Dann langsam die Brühe auf den Kompost giessen und alle Fische die nicht vorher aussortiert waren in einen bereitstehenden 2. Eimer geben wenn das Wasser auf dem Komposthaufen langsam versickert.

  • Ich hatte sie in einem 2m langen Keller-Folientümpelchen mit wenig Publikumsverkehr, also kein Glasaquarium. Möglicherweise hatte das die Wirkung, oder ich sah nicht so freundlich aus ;) .


    Ich hab es wie oben praktiziert. Wegen der Größe der Teiche nat. nicht mit nem feinmaschigen Kescher, sondern mit einem Popkorneimer den Schlamm geschöpft. Dann auf einem Holzbrett ausgegossen auf nen halben Quadratmeter ausgestrichen.

    Gibt dann nur einen relativ dünne Schlammfilm. Und ich habe beim sorgfältigen durchstreichen wie oben beschrieben trotzdem 2 mal einen Adulten nicht entdeckt und mehrmals Juvenile. Die habe ich später nach der Abwartpause gefunden, als sie wohl davon ausgegangen waren, dass keiner mehr da ist. Dann legen sie sich auf den Schlamm frei und versuchen wieder nen Weg ins Wasser zu finden.
    2012 beim Umzug der Teiche hatte ich das gleiche schon mitgemacht - allerdings bei erträglichen Temperaturen - :
    Vormittags alles was findbar war mitgenommen und Abends, als ich zurückkam, hab ich dann nochmal 2 oder 3 - weiß nicht mehr so genau - Adulte auf dem Rasen auf den ausgestrichen Schlammflächen gefunden.
    Jetzt im April bei der Neueinrichtung auch nicht anders. Da war aber spannend - zog sich ein paar Tage hin und es war nächtens Frost -, da ich zweimal in der Früh am folgenden Tag welche auf dem trockengefallenen Morast höherer Wasserstufen, in dem ich nix mehr gefunden hatte, 2 adulte aufgesammelt habe, die sich über Nacht rausgarbeitet, aber den Weg ins Wasser der tieferen Stufe wohl nicht gefunden hatten. Die lagen da auf dem frostreifüberzogenen Schlamm. Hab ich Bilder von gemacht und steht bei mir auf der Seite noch ein entsprechender Bericht zu aus.


    Also ich bin mir wirklich nicht sicher, ob die 120, die ich rausgeholt hatte, tatsächlich alle waren und nicht doch noch welche auf den Kompost gelandet sind.

  • Hey... 🙂


    Ich war beim, sehr spannendem, Mitlesen die Tage öfters sehr überrascht. 8|

    Nun erst recht...

    Es ist wirklich krass, wie lange diese Fische ohne Wasser in den Kiemen überleben können...! Denke nicht, daß dieser halbtrockene Schlamm wirklich 'atembar' ist...


    Um nicht auszutrocknen, ist so eine Schlammpackung natürlich gut, zumindest eine zeitlang . . .


    Lg

    manu

  • Die M.ocellatus brauchen zum Leben nicht wirklich durchschwimmbares Wasser um sich rum. Sie brauchen als Extrem offenbar nichtmal einen wirklich durchnässte Körperhaut. Die kann durchaus rauh trockennah kommen.
    Was sie brauchen ist ein ausreichend feuchter KIemenhöhlenraum, das die Sauerstoffaufnahme funktioniert, den sie ja sowieso "lieber" aus einer Luftblase aufnehmen, als über die Kiemen aus dem Wasser direkt.

    Was sie bedingungslos letztlich ans durchschwimmbare Wasser bindet ist:

    1. Ihre Köperform, die ihnen keine allzu effiziente gerichtete Bewegung auf Land erlaubt
    2. Körperbeweglichkeit (Kopf/Rumpf), die es ihnen nicht erlaubt auf Land Nahrung aufzunehmen
    3. Eine Haut, die sie zwar lange in trockener Umgebung schützt aber mit sinkendem Feuchtigkeitsgehalt möglicherweise steifer wird, sie also unbeweglicher macht - zumindest schien mir das in solchen Situationen immer so - und natürlich sie letztlich nicht gegen Austrocknen schützt.


    Solange aber die Umgebung (Untergrund und Gras) ausreichend feucht ist, ist es für sie in Ordnung. Und wenn der Untergrund ihnen auch noch erlaubt, ihren Kopf irgendwann immer mal wieder in einen dünnen Wasserfilm zu legen, der für die benötigte Feuchtigkeit im KIiemenhöhlenraum sorgt, bleibt ihnen eigentlich nur das Problem der Nahrungsbeschaffung das an ein längerfristiges individuelles Überleben in solcher Umgebung hindert.

    Sind halt Labyrinther, die das ja bekanntermaßen bereits je nach Art das nutzen, um in trockenfallenden Zeiten im Schlamm auf besseres Wetter zu warten.


    Die 2012 am Abend auf dem Schlamm auf der Wiese aufgesammelten hatten da - ich deutete ja schon, dass das Wetter damals angenehmer war - die Zeit unter blauem Himmel verbracht. Sie waren äußerlich eher trocken als feucht und haben sich trotzdem nach einiger Zeit im Wasser nicht allzu langsam berappelt und mit dem Rest ein normales Leben im neuen Teich verbracht.


    Die jetzt bei der Teicherneuerung nach den frostigen Nächten aufgesammelten, waren nicht ganz so trocken äußerlich, waren aber offenbar in der Nacht unterschiedlich lange dem direkten Frost an der Luft ausgesetzt.

    Alle lebten beim Aufsammeln noch - immer erst erkennbar, wenn sie einige Zeit wieder im Wasser sind - Jedoch leben und überleben ist ein Unterschied, denn einer von ihnen hat es nicht überlebt, er war nach nem halben Tag im Wasser gestorben. Rest aber wieder normal fit.

    Warum er es nicht überlebt hat, kann man jetzt nat. spekulieren, wie z.B.


    Sp1) endgültig zu lange den Minusgraden direkt ausgesetzt

    Sp2) Der Wechsel zwischen dem langen Minusgraden ausgesetzt sein zu dem "Rettungs-"Wasser, was mindestens 4°C evtl aber auch eher 6°C gewesen sein dürfte - Thermometer sind nidde allzu verlässlich - war in dieser Situation ein zu drastischer Temperaturwechsel von kalt nach warm


    Oder nat. noch in Kombi mit etlichen anderen mögl. Einflussgrößen.



    Die Rundschwänze "wissen" aber auch um ihre Fähigkeit außerhalb des Wassers bei geeigneten Bedingungen leben zu können.
    Siehe wie oben mal geschrieben: Den Körper aus dem Wasser schieben zum direkten Sonnen (Körpertemp aufmotzen).
    Aber auch eine andere Anekdote zeigt dies aus der Zeit vor 2012.
    Damals lebte sie in zwei 6m Teichen, die über ein sehr flaches Kanälchen von ~4m Länge miteinander verbunden waren.

    Um daran was zu arbeiten hatte ich mal das Wasser langsam gesenkt, so dass der Kanal trocken viel und leicht über den Wasserspielgel der Teiche blieb. Die Rundschwanzmakropoden kannten aber ihre Umgebung und einige Juvenile um die 2cm SL hatten sich in den Kopf gesetzt vom hinteren Teich in den vorderen zu wollen. Sie haben sich auf den Schlamm geschoben und haben sich dann schiebend und flappend (wie gesagt die Körperform ist nicht allzu unterstützend) über den Schlamm des Kanals bei herrlichem Wetter auch tatsächlich bis in den anderen Teich gearbeitet, sind nicht umgekehrt oder zufällig ziellos hin und her geflappt, alle sind sie im anderen Teich letztlich gelandet. Auf der Strecke Wasser nur in Form nassen Schlammes unter sich und ab und an mal ein Winzigstpfützchen in dem der Kopf in einen dünne Wasserfilm tauchen konnte. Hatte Spaß gemacht in der Sonne zu liegen und dabei zuzuschauen :)


    Sowas zu beobachten ists, was mir Spaß macht - für die notwendige Geduld benötigt das eine gewisse Müßiggangader ;), man darf nach 10 min nicht ungeduldig werden.


    "Es ist wirklich krass, wie lange diese Fische ohne Wasser in den Kiemen überleben können":

    Gibt aber auch in Europa solche Lebenskünstler unter den Fischen.
    Z.B. die europ. Karausche - nahe verw. des Goldfisches -. Sie ist auch son Fisch spezialisiert auf Pfützen-Tümpel-Gewässer, die austrocknen oder durchfrieren können. Die kannst du komplett in Eis einfrieren oder in sauerstofffreiem Schlammgewässer überdauern lassen. Zur Not können sie den Stoffwechsel auf einen nicht Sauerstoffbasierten ne Zeit lang umstellen. Und selbst die Körpergröße passen sie an den verügbaren Raum super an.

    Deswegen sind ja die Goldfische so beliebte Gartenteichfische, die unter fast allen Bedingungen dort erfolgreich leben und sich vermehren können.

  • Sie brauchen als Extrem offenbar nichtmal einen wirklich durchnässte Körperhaut. Die kann durchaus rauh trockennah kommen.

    Genau, Erich, ich hab schon mal einen in meiner Wiese gefunden, der offensichtlich durch Überlaufenlassen(Wasserwechsel) des Gartenteichs dahingeraten war...

    War aber schon ne halbe Stunde her, dass der Teich überlief, und ich ihn auch (zufällig!) aufgefunden habe..